Die Nachhilfestunde 33: der Punkt

Fest und wild spürte Peggy das Herz in ihrem Hals klopfen. Andreas Worte rauschten ihr unaufhörlich im Kopf umher: du bist schwanger! Es war, als wiederhole ihr Körper diesen Satz wie ein Mantra, um es sich selber glauben zu machen. Wie in Zeitlupe schüttelte sie schließlich den Kopf  und blickte Andrea aus leeren Augen an. >>Das kann nicht sein. << presste sich ihre Stimme hervor. >>Sie irren sich. Das kann nicht sein…<< - >>Peggy, dein Bluttest ist mehr als
eindeutig. << antwortete Andrea vorsichtig, als sie bemerkte, dass weder Peggy noch Mark mit großer Freude auf ihre Nachricht reagierten. >>Und wir haben dir sogar mehrmals Blut abgenommen, vor und nach der OP, und beide Male zeigte sich dieses Ergebnis. Du bist schwanger,in der vierten oder fünften Woche. <<
Peggy schluckte und warf dann einen schnellen Blick auf Mark, der die Anästesistin ebenso perplex anstarrte, wie sie es eben getan hatte. Er erwiderte ihren Bick schließlich, sprachlos. Und doch glaubte Peggy so etwas wie Freude unter seinem überraschten Ausdruck erkennen zu können. Oder täuschte sie sich? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur eines: sie musste auf der Stelle hier weg! Jetzt! Ohne ein weiteres Wort nahm sie von Susanne ihre Papiere entgegen, die von allem nichts mitbekommen hatte und zwischen den dreien nur fragend hin- und herblickte. >>Ja dann … mach’s gut,Peggy. Alles liebe! << verabschiedete sie sich, Peggy nickte nur und bedachte Andrea mit einem schnellen, halbherzigen Lächeln, ehe sie fast fluchtartig die Station verließ. Mark folgte ihr und hatte sie an den Fahrstühlen eingeholt. Er sah sie von der Seite an, wie sie stoisch auf die Fahrstuhltüren starrte, und nahm vorsichtig ihre Hand. >>Hast du es gewusst?<< fragte er leise. >>Natürlich nicht. << erwiderte sie scheinbar emotionslos, doch Mark kannte sie besser und wusste, dass sie gerade mit aller Macht gegen ein lautes Schreien ankämpfte. Ihre Lippen zitterten, ihre Hand zitterte …  es war, als stünde ihr gesamter Körper unter Strom. Endlich glitten die Türen auf und die beiden traten ein. Erschöpft lehnte Peggy sich an die Wand. Ihr müder Blick fiel auf Mark, der sie mit einer Mischung aus fortwährender Überraschung und Fassungslosigkeit anschaute. Und da, da war er schon wieder: dieser Anflug von Freude in seinen Augen! >>Das ist der absolute Wahnsinn. << sagte er und über seine Lippen huschte ein kleines Grinsen. Peggy schluckte und zog es vor, nichts zu erwidern. Sie wusste ohnehin nicht, was sie sagen sollte, sondern blickte nur weiter ins Leere,bis sie schließlich im Erdgeschoss angekommen waren und in die Eingangshalle hinaustraten, in der wieder viele Leute umherwimmelten.
Sie ließ ihren Blick suchend umherschweifen, bis sie ihre Mutter entdeckte, die am Eingang auf sie gewartet hatte und ihnen nun freudig zuwinkte. Mark nahm Peggys Hand und sie gingen auf Natascha zu. Lächeln,Peggy.Lächeln,ermahnte sie sich im Geiste selbst und versuchte, ihre Lippen zu einem einigermaßen fröhlichen Ausdruck zu verziehen. >>Da seid ihr ja! Das hat ja gedauert! Ich dachte schon, du würdest doch hier bleiben wollen. << Natascha lachte, doch auch jetzt fiel Peggy keine Erwiderung ein. Unweigerlich tauchten Bilder in ihrem Kopf auf, wie ihre Mutter ein kleines Kind auf den Armen umher trug, das zaghaft und undeutlich >>Oma. << brabbelte. Sie blinzelte rasch, um diese Vorstellung aus ihren Gedanken zu jagen. >>Die Entlassugspapiere haben etwas länger gedauert. << erklärte Mark so ruhig wie möglich, Natascha nickte verständnisvoll, nahm dann die Tasche, die sie auf dem Boden abgestellt hatte, und trat hinaus ins Freie und auf den Parkplatz zu. >>Meinst du nicht, wir sollten es ihr sagen?<< fragte Mark, als er und Peggy mit einigem Abstand folgten.
Peggy beobachtete ihre Mutter, wie diese die Tasche ins Auto lud und den Kofferraum mit Schwung zuschmiss. Dann sah sie Mark an und schüttelte den Kopf. >>Nein. Das tun wir nicht! <<->>Irgendwann wird sie es sowieso erfahren müssen. <<- >>Wehe, Mark! Tu es nicht! << wiederholte Peggy eindringlich, ehe sie dem erneuten Winken ihrer Mutter folgte und ebenfalls zum Auto trat. Sie stieg ein, Mark mit ihr, schloss die Tür und lehnte sich im Sitz zurück, während Natascha den Wagen langsam vom Parkplatz lenkte. >>Ach, ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht. << lächelte sie und wartete auf eine Gelegenheit,sich in den Verkehr einzufädeln. >>Ich hoffe sehr, dass wir dich so bald nicht wieder im Krankenhaus wissen müssen. << Wieder schoben sich Bilder vor Peggys Augen. Wie sie schweißnass und vor Schmerzen schreiend im Kreißsaal lag, tausend Krankenschwestern um sie herum, die sie alle ermutigten, bloß nicht aufzugeben, Kräfte zu sammeln, die Zähne zusammenzubeißen … eine Gänsehaut überkam sie und sie schloss die Arme um ihren Körper. Mark, der neben ihr saß, blickte sie an und bemerkte diesen eigenartigen Ausdruck in ihren Augen. Irgendwie wirkte sie völlig neben der Spur, fast schon weggetreten, wie sie dort so regungslos aus dem Fenster sah. Es gefiel ihm nicht, es machte ihm ein ungutes Gefühl.
>>Alles in Ordnung, Peggy?<< Auch Natascha warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel und musterte ihre Tochter, doch wieder bekam sie nur ein Nicken zur Antwort. Mark schluckte und holte tief Luft. >>Sie
ist … << Im selben Moment spürte er ihren scharfen Blick auf der Wange, der ihn traf wie ein heißer Blitz. Sie funkelte ihn warnend an und schüttelte kaum merklich,dennnoch deutlich genug den Kopf. Er presste die Lippen zusammen und ließ von seinem Vorhaben ab. >>Sie ist mit ihren Gedanken schon wieder ganz Zuhause. << brachte er den Satz stattdessen zuende und Natascha schien zufrieden damit,als sie ihre Augen wieder auf die Straße heftete. Peggy wandte ihren Blick zurück nach draußen und es war ihr, als würden heute ganz besonders viele Mütter mit Kinderwagen unterwegs sein.

 

Eine halbe Stunde später stellte Peggy ihre Tasche im Flur ab, streifte sich die Schuhe von den Füßen und ging wortlos in die Küche. Mark schloss die Haustür und sah ihr kopfschüttelnd nach. Sie hatte während der Fahrt kein Wort gesagt und auch das, schließlich doch leicht irritirte Fragen ihrer Mutter nicht kommentiert, sondern war direkt, als der Wagen zum stehen gekommen war, ausgestiegen und zum Haus gegangen, während Mark sich noch von Natascha verabschiedet und dabei seine Nervosität so gut es ging zu überspielen versucht hatte.
Mark folgte Peggy in die Küche, sie saß am Küchentisch, den Kopf an die Wand gelehnt, die Augen geschlossen. Er zog einen Stuhl heran, setzte sich vor sie und nahm ihre Hände,und sah sie so intensiv an, dass sie fast schon gezwungen war,die Augen zu öffnen.
>>Willst du was essen?<< fragte er, Peggy schüttelte den Kopf. >>Willst du was trinken?<< Wieder verneinte sie stumm und allmählich wurde er ungeduldig. Er hatte mehr als Verständnis dafür, dass sie durch den Wind war, aber gerade deshalb sollte sie endlich mit ihm reden! >>Jetzt sag was! Bitte! << Sie löste langsam ihren Blick aus der Ferne und schaute ihn ruhig an, antwortete jedoch nichts. Mark seufzte. >>Mann Peggy,für mich ist das auch nicht einfach! Ich habe genauso wenig damit gerechnet, dass du schwanger bist,wie du! Keiner von uns beiden hat das geahnt, also bitte zieh dich jetzt nicht so zurück, sonder sprich mit mir!<< - >>Wieso waren wir so verdammt unvorsichtig, sag mir das. << flüsterte Peggy, Mark hob die Schultern. >>Ich weiß es nicht. << - >>Und wieso habe ich überhaupt nichts gemerkt?<< - >>Ich weiß es nicht. << wiederholte Mark und bemerkte die Tränen in Peggys Augen Glänzen. Er kam ihr näher und strich ihr vorsichtig über das Gesicht. >>Hey … es ist jetzt, wie es ist. Es ist passiert und lässt sich nicht mehr ändern.Und deswegen bringt es nichts, sich zu fragen, wieso dies und weshalb das. << Er lächelte sie an. >>Und weißt du was? Irgendwie ist das Bewusstsein, dass du unser Kind unter dem Herzen trägst, wunderschön! <<
Peggy biss die Zähne zusammen und sah ihn mit zitternden Lippen an,während er weitersprach. >>Klar, es ist früh.Sehr früh vielleicht. Aber …die Vorstellung davon,was gerade in dir heranwächst, die ist überwältigend. << Was in ihr heranwuchs?Das klang, als würde es sich um irgendein wissenschaftliches Forschungsobjekt handeln. Als hätte man ihr etwas eingepflanzt, was nun für die nächsten Monate zu ihr gehören und in ihr immer größer werden würde! Ihr wurde schlecht, sie schluckte.
>>Peggy, du bist schwanger. << wiederholte Mark Andreas Worte von vorhin und augenblicklich überkam sie der kleine Schock noch einmal. >>Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr muss ich dir sagen, dass ich mich wahnsinnig freue!<< Sie hatte sich also doch nicht getäuscht. Er freute sich wirklich! Er freute sich, und sie? Sie spürte nach wie vor nichts,als den Schock in den Knochen! Und sie spürte noch etwas anderes. Etwas, das sich ganz klar gegen die Gewissheit wehrte, schwanger zu sein. Etwas, das sich mit aller Kraft dagegen sträubte. Und dieses Etwas brach aus ihr heraus. >>Ich will aber kein Baby, okay?<< rief Peggy gereitzt, sodass Mark sie mehr als überrascht ansah. >>Wie bitte?<<->>Ich will kein Baby! Jedenfalls jetzt nicht! Du hast recht, es ist früh. Viel zu früh,verdammt nochmal. Ich will es nicht!Ich will nicht schwanger sein!<<- >>Du bist es aber. Und zusammen schaffen wir das auch!<< ->>Das gilt vielleicht für dich!<< Peggy sprang auf und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Dann schnellte sie herrum und schaute ihn an, während sich ihre Stimme beinah überschlug und immer wieder in Tränen zu brechen drohte. >>Du hast dein Leben,Mark! Du hast alles: einen Beruf, Beliebtheit, Erfolg, ein Haus, Geld, Freunde … alles! Aber ich, ich muss mir das alles erst erarbeiten! Ich muss mein Leben erst noch aufbauen, und ich muss jetzt damit anfangen! Ich will studieren, lernen, mich im Leben beweisen und etablieren. Und stattdessen soll ich jetzt dieses Baby zur Welt bringen und dann für die nächsten Jahre als Hausmütterchen enden!? <<
Mark hatte ihr mit wachsendem Entsetzen zugehört. Seine Vermutung bestätigte sich: Peggy wollte das Kind nicht!Und das war eine grauenhafte Gewissheit, so grauenhaft, dass er diese nicht ohne weiteres so stehenlassen konnte. Er stand ebenfalls auf und trat zu ihr. >>Du kannst auch mit Kind studieren. Und lernen, und versuchen, dir all das zu ermöglichen, was du willst. Mutter zu werden heißt heutzutage nicht mehr, zwischen Küche und Kinderbett gefangen zu sein. Und ganz nebenbei: ich bin auch noch da! << Doch Peggy schüttelte nur den Kopf und fühlte sich erneut den Tränen nahe. >>Nein Mark. Das wird nicht gut gehen. Das wird nicht funktionieren.Nie!Ich kann jetzt noch kein Baby bekommen!<<->>Das wirst du aber. Und du wirst die beste Mutter der Welt sein. << Er bemühte sich um einen sanften Blick, während er innerlich gerade mindestens genauso aufgewühlt war, wie sie!  Peggy schloss einen Moment lang die Augen. >>Mark, ich will es doch aber gar nicht werden!<< Er blickte sie an, nachdenklich. Er musste die Aussage dessen, was sie gerade gesagt hatte, erst an sich herankommen lassen. Seine Augen weiteten sich,sein Herz begann zu rasen. Nein, das würde sie nicht tun,oder? >>Du wirst es nicht abtreiben.<< flüsterte er eindringlich, doch Peggy erwiderte seinen Blick ungerührt. >>Peggy! Du wirst es nicht abtreiben,verstanden?<< - >>Es ist mein Körper. << schrie sie verzweifelt. >>Und mein Kind!<< gab Mark nicht weniger aufgebracht zurück. >>Peggy, wenn du das machst…<< ->>Was ist dann?<< Mark schloss die Augen, um sich wenigstens ein bisschen zu beruhigen, und atmete tief durch, ehe er sie wieder ansah. Ihre Augen funkelten,sprühten vor Emotionen, ihre Haare lagen wild durcheinander, ihr Körper war angespannt. Mit einem mal sah sie wunderschön aus,wie sie da so stand! So aufgebracht und kampflustig. Doch die Tatsache, dass sie über diesen traurigen Schritt auch nur nachdachte, ließ den Glanz von ihr abfallen. >>Ich weiß nicht, ob ich es dir verzeihen könnte,solltest du das wirklich durchziehen. << sagte Mark ruhig und sah genau, wie sehr sie sich erschrak. Er wusste,dass das hart gewesen war, aber nur so konnte er sie vielleicht von ihrem Vorhaben abhalten. Mit einem letzten tiefen Blick ließ er sie schließlich stehen und Peggy blieb allein in der Ruhe nach dem Sturm zurück, lehnte sich an die kühle Wand und ohne,dass sie etwas dagegen hätte tun können, gewannen ihre Tränen die Macht über sie.

 

Es war bereits Nacht, als Peggy noch immer in der Küche saß und nach draußen ins Dunkel blickte. Sie war müde und gleichzeitig hellwach. Schlafen war unmöglich! Sie hatte den Kopf in die Hand gestützt, schob gedankenverloren das habvolle Glas vor sich hin- und her und seufzte. Ach wäre das ganze doch nur ein böser Traum!
Sie schaute auf, als Mark plötzlich im Türrahmen auftauchte, wandte den Blick jedoch gleich wieder ab. >>Kommst du irgendwann auch nochmal ins Bett?<< fragte er,Peggy nickte schwach. >>Ja,gleich. << Mark wurde auf die Flasche aufmerksam, die auf dem Tisch stand, und trat näher. >>Das ist Wodka!<< - >>Ich
weiß. << erwiderte Peggy. >>Dir ist aber schon klar, dass du während der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken darfst?!<< Peggy hob ungerührt die Schultern und griff nach ihrem Glas. >>Ist mir egal. << Doch bevor sie einen Schluck trinken konnte, hatte Mark ihr das Glas schon aus der Hand genommen und sah sie ernst an. >>Es reicht, Peggy!<< Er schüttete den Inhalt der Wodkaflasche in die Spüle und stellte ein wenig erleichtert fest, dass Peggy anscheinend noch nicht viel davon getrunken hatte. Dann wandte er sich ihr erneut zu. >>Komm jetzt bitte ins Bett. << Peggy hob den Blick und schaute ihn ausdruckslos an. In ihrem Kopf drehte sich alles! >>Wieso?<< fragte sie leise, Mark seufzte und Peggy sah ein Lächeln um seine Lippen spielen. >>Weil ich nicht schlafen kann, wenn du nicht neben mir liegst. << Er streckte ihr seine Hand hin und auch Peggy musste nun grinsen, zog sich hoch und folgte ihm ins Schlafzimmer.
Sie schlüpfte in ihren Jogginganzug, kämte rasch ihre Haare durch, bevor sie sich zu Mark legte und nach wie vor grübelnd an die Decke starrte. Ohne es so wirklich zu merken,strichen ihre Hände immer wieder über ihren Bauch. Es war ihr,als würde dieser sich schon jetzt nach außen wölben, und als wäre sie schon jetzt drei Kilo schwerer. Aber das war nur Einbildung! Bis man wirklich etwas sehen konnte, würde es sicher noch ein paar Monate dauern. Aber dann konnte sie es endgültig nicht mehr verstecken. Alle Welt würde sehen, dass sie ein Kind bekam. Und sie konnte sich schon die Blicke ausmalen, mit denen man sie mustern würde: die ist schwanger? Die ist doch höchstens erst 18! Sie würde sich sicher immer wieder verteidigen müssen … vorallem, wenn man dann noch erfahren würde, dass Mark einige Jahre älter war, als sie!
>>Du tust nur so. << hörte sie Mark sagen, schaute ihn an und bemerkte seinen Blick auf ihr ruhen. Doch sie wusste nicht, was er meinte. >>Was?<< - >>Du tust nur so! Dieses kleine Wesen in deinem Bauch ist dir nicht egal. << Er deutete knapp auf ihre Hände, die noch immer über ihren Bauch wanderten und die Peggy nun rasch zurückzog. Sie atmete tief durch.>>Ich wollte vorhin nicht so austicken, entschuldige. << sagte sie leise. Mark kam ihr näher und strich sanft ihre Haare aus der Stirn. >>Ich bin auch nicht gerade ruhig geblieben. <<->>Es ist einfach alles zu viel für mich!<<- >>Und das verstehe ich auch! Aber trotzdem. << Er nahm ihre Hand und hielt ihren Blick mit seinen fast flehenden Augen fest. >>Bitte schlag dir das mit der Abtreibung aus dem Kopf! Du würdest es bereuen. << Peggy schluckte, sie wollte jetzt nicht weinen! Wenn sie ehrlich war, wusste sie überhaupt nicht mehr, was sie wollte. Natürlich wäre es ein unsagbar schwerer Schritt, dieses ungeborene Leben einfach zu zerstören, ohne ihm die Chance zu geben, die Welt kennenzulernen. Andererseits fühlte sie sich wirklich nicht stark genug, die Schwangerschaft und all das, was dann folgen würde, durchzustehen.
Noch immer schaute Mark sie mit diesem intensiven Blick an, bis sie es nicht mehr aushielt. >>Ich bin
müde. << sagte Peggy, und ohne ihm eine ehrliche Antwort gegeben zu haben, drehte sie sich auf die Seite, blieb von ihm abgewandt liegen und schloss die Augen, vor denen noch immer die wildesten Bilder jagten.

 

Als Peggy am nächsten Morgen die Augen aufschlug, lag Mark nicht neben ihr. Sie erschrak ein wenig und setzte sich auf. Dann kehrten die Erinnerungen an den gestrigen Tag zurück und automatisch legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Ihr Blick fiel auf die Bettseite neben ihr, auf der ein Zettel lag, den sie nun an sich nahm.
*ich musste los und wollte dich nicht wecken. Lass uns später bitte nochmal reden!
Kuss, Mark.*
Peggy schluckte.Die Nachricht von ihrer Schwangerschaft war also doch kein Traum gewesen. Kurz entschlossen griff sie nach ihrem Handy und wählte. Sie musst mit jemandem reden. Jetzt sofort, sonst würde sie durchdrehen. Und wie erwartet klingelte es eine halbe Stunde später an der Tür und eine ziemlich aufgeregte Annika trat herein. Peggy lächelte. Es tat gut, sie zu sehen! Ihre jahrelange Freundin!
>>Sag schon, was ist los?<< bestürmte Annika sie, nachdem sie sich aus der begrüßenden Umarmung gelöst hatten. >>Du hast am Handy ja nicht viel verraten. <<- >>Erstmal danke, dass du gleich gekommen bist. << erwiderte Peggy,Annika grinste. >>Klaro! Dafür sind beste Freundinnen schließlich da. Und jetzt schieß los!<< Peggy zog sie mit sich ins Wohnzimmer, in dem sie sich auf das Sofa hockten und Annika sie nach wie vor gespannt ansah. >>Es ist was ziemlich krasses passiert. << begann Peggy, ihre Freundin nickte langsam. >>Aha. Nämlich?<< Peggy zögerte und überlegte, wie sie die Geschehnisse am besten erklären konnte. Zumal sie Annikas Reaktion überhaupt nicht einzuschätzen wusste. Aber trotzdem musste und wollte sie sich jemandem anvertrauen.
>>Ich bin schwanger. << brach es aus ihr heraus, noch bevor sie ihre Gedanken zuende geführt hatte. Angespannt sah sie Annika an, deren Lächeln ganz allmählich erstarrte und schließlich einem mehr als perplexem Gesichtsausdruck wich. >>Was?<< flüsterte sie. >>Bist du dir sicher?<< Peggy nickte. >>Das haben die im Krankenhaus festgestellt.<<
Eine zeitlang herschte Schweigen. Offensichtich musste auch Annika erst einmal diese Nachricht verarbeiten. Dann jedoch trat ein gerührtes Glänzen in ihre Augen. >>Oh mein Gott, ist das schön.<< sagte sie so ergriffen, dass Peggy beinahe lachen musste. >>Schön? Ist das alles,was du dazu sagen kannst?<<  ->>Ich weiß gerade gar nicht, was ich noch sagen soll. Von Mark?<< Peggy blickte sie verständnislos an. >>Hallo?! Natürlich von Mark, von wem denn sonst?<< - >>Stimmt, sorry. Blöde Frage!<< Annika hob entschuldigend die Schultern, doch bald war sie erneut völlig aufgekratzt und bestürmte ihre Freundin mit tausend Fragen,ohne Peggy einmal die Chance zum antworten zu geben. >>Habt ihr das geplant? Sicher nicht,oder? Ich meine, ist doch ein bisschen früh?! Naja, das ist heutzutage ja nichts ungewöhnliches mehr. Aber wieso hast du das denn nicht eher gemerkt? Man merkt doch eigentlich immer was,oder nicht? Sieht man denn schon was?<< Neugierig warf sie einen Blick auf Peggys Bauch, doch diese zog die Knie an. >>Quatsch. Ich bin höchstens in der 5. Woche. Dich scheint das ja ziemlich zu freuen. << Prüfend sah sie Annika an, diese lachte verlegen. >>Irgendwie schon,ja. Ich finde das einfach so aufregend! Was sagt Mark denn dazu?<<
Peggy spürte einen winzigen Stich im Herzen. Der gestrige Streit in der Küche lag ihr gehörig im Magen! Sie hatte alles, was sie gesagt hatte, genauso gemeint: sie wollte kein Kind, jetzt nicht. Sie schluckte. >>Er freut sich. << erwiderte sie leise. >>Zuerst war er natürlich auch ziemlich erschrocken, aber anscheinend hat er sich jetzt schon damit angefreundet. << Glücklich ergriff Annika Peggys Hände und drückte sie. >>Das ist doch super! Kannst du mir mal sagen, wieso du jetzt nicht vor Freude durch’s Haus hüpfst? <<->>Weil ich es gar nicht will. Das kommt viel zu früh! Ich werde erst 19 und soll schon Mutter sein? Nie im Leben!<< Annika wurde blass, erschrocken weiteten sich ihre Augen. Eine zeitlang schien sie nicht zu wissen, was sie antworten sollte. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, jemals eine solche Aussage aus Peggys Mund zu hören. >>Aber … du willst es doch nicht, ich meine…du hast doch nicht vor…oh Gott, ich kann es noch nicht einmal aussprechen, so schrecklich ist das!<< Peggy senkte nur kurz die Augen und erwiderte nichts, was ihrer Freundin jedoch Antwort genug war.Sie sprang auf.  >>Nein! Nein, das tust du nicht, verstanden?<< - >>Wieso glaubt eigentlich jeder, mir vorschreiben zu können, was ich mache und was nicht?<< rief Peggy aufgebracht. >>Ich will erstmal mein Leben auf die Reihe bekommen, Erfolg im Beruf haben und und und.Das ist doch allein meine Enscheidung! << - >>Eben nicht. << antwortete Annika eindringlich. >>Du kannst das nicht einfach beschließen und … << Sie atmete tief durch und fuhr sich hektisch durch die lockigen Haare, ehe sie Peggy erneut ansah. >>Hast du das Mark genauso gesagt?<< - >>Ja, hab ich. Und wenn du es genau wissen willst: er hat dasselbe Theater gemacht, wie du. << - >>Natürlich hat er das, logisch. Peggy, ist dir eigentlich klar, was du da gesagt und wie sehr du ihn damit verletzt hast? << Peggy blinzelte und musste sich eingestehen, dass Annika recht hatte. Sie hatte Mark wirklich verletzt, sein Blick stand ihr noch lebhaft vor der Seele. Aber hätte sie ihn stattdessen belügen und so tun sollen, als wäre sie außer sich vor Freude? Das wäre genauso falsch gewesen.
Annika setzte sich wieder, als sie den nachdenklichen Blick ihrer Freundin bemerkte und sah sie ruhig an. >>Ich kann nur hoffen, dass du noch einmal ganz gründlich nachdenkst,Süße! Denn was du da vorhast, passt überhaupt nicht zu dir und deinen Träumen von Haus, Garten, Mark und Kindern! Das klingt eher nach eiskalter Karriere-Lady. << Peggy schluckte gegen die Tränen an, die langsam aber sicher in ihrem Hals hochkrochen. Annika hatte leicht Reden! Sie musste sich ja auch nicht mit diesem Thema auseinandersetzen. Langsam schüttelte sie den Kopf. >>Ich bleibe dabei. << flüsterte sie und Annika presste die Lippen zusammnen. >>Ich verstehe dich nicht. << erwiderte sie, stand auf, nahm ihre Jacke, die sie vorhin achtlos hatte zu Boden fallen lassen, und war schon fast aus dem Zimmer, als sie sich noch einmal umdrehte. >>Die Peggy, die ich kenne, täte so etwas nicht. Die träumt nämlich den klassischen Traum einer kleinen Familie, für die sie sorgen kann. Sie will Kinder von dem Mann, den sie über alles liebt, für die sie jeden Tag etwas leckeres kocht und mit denen sie abends auf dem Sofa kuscheln kann, ehe sie liebevoll ins Bett geschickt werden, während sie selbst mit ihrem Mark noch wachbleibt, bis sie vom Küssen müde geworden ist. Seit Jahren weiß ich alles über diese Peggy, und ich dachte, ich würde sie ganz genau kennen. Aber da habe ich mich anscheinend getäuscht. <<
Peggy starrte Annika mit offenem Mund an, während die sie fast schon traurig musterte und schließlich das Haus verließ.
Draußen empfing sie ein frischer Wind, aus dem sie die Kraft nahm, wieder frei atmen zu können. Es war kühl,Schnee war zwar keiner mehr zu sehen, doch der Frühling wollte sich noch immer nicht so recht eintstellen. Als sie auf die Straße trat, kam ihr Mark entgegen, der gerade aus dem Auto gestiegen war und sie mit einem dünnen Lächeln begrüßte.
>>Peggy hat mich angerufen. << sagte Annika. >>Ich weiß bescheid. Herzlichen Glückwunsch, ich freu mich für euch!<< - >>Danke. << erwiderte Mark, doch Annika sah den Schmerz in seinem Blick, der sie sich erneut fragen ließ,wie Peggy auch nur eine Sekunde über so etwas nachdenken konnte! Wenn sie selbst von einem Mann wie Mark schwanger wäre...meine Güte, sie wäre nicht mehr zu halten, egal, wie alt oder jung sie wäre! >>Hat sie dir erzählt, dass sie … << - >>Ja, hat sie. << unterbrach Annika ihn leise. >>Ich hab versucht, ihr das auszureden, aber … sie ist ein Sturrkopf. << Mark lächelte, nach wie vor traurig, und nickte. >>Ja, das ist sie. Einer der Gründe, wieso ich sie liebe. << 
Er wandte schnell den Blick ab, suchte, seine Tränen zu verbergen, doch Annika hatte sie schon entdeckt. Sie hatte ihn noch nie weinen sehen …
Vorsichtig trat sie einen Schritt näher. >>Sprich nochmal mit ihr. << bat sie, er schaute auf. >>Das hatte ich vor. << - >>Sperr sie Zuhause ein, wenn’s sein muss! << Nun musste Mark doch wieder grinsen und schüttelte den Kopf. Dann sah er Annika an. >>Danke, dass du hergekommen bist. << Sie zuckte gleichmütig die Schultern. >>Ich wünschte nur, ich hätte etwas erreichen können. << Sie ging an ihm vorbei und zog ihre Jacke enger um die Schultern. Ihr war eiskalt, und sie war sich sicher, dass das nicht aussschließlich am Wind lag. Sie hob die Hand zum Abschied,Mark tat es ihr gleich und sah ihr nach, als sie die Straße hinuter ging.
Er schloss die Haustür auf und traf Peggy gleich im Flur an,die gerade ihre Schuhe angezogen hatte.
>>Ich dachte, du kommst erst heute Nachmittag. << sagte sie, fast schon erschrocken,als hätte er sie bei irgendetwas ertappt. >>Ich hab meinen Unterricht ausfallen lassen. Es hätte keinen Sinn gehabt, wenn ich noch weniger konzentriert bin,als meine Schüler. << antwortete Mark, dann blickte er sie fragend an. >>Wo willst du hin?<< ->>Zum Arzt. << erwiderte sie mit zitternder Stimme, während sie ihren Schal von der Garderobe nahm. Mark stutzte und bekam sofort ein sehr ungutes Gefühl. >>Zum Arzt?<< - >>Meine Frauenärztin.<< Augenblicklich bekam er weiche Knie, sein Herz begann zu rasen. Frauenärztin? Wollte sie das, was sie vorhatte, tatsächlich schon heute ausführen? >>Was willst du da?<< fragte er beinah panisch. >>Mich beraten lassen. << antwortete Peggy und griff nach ihrem Mantel. >>Wieso?<< Mark war noch immer in höchster Alarmbereitschaft. Sperr sie ein, hatte Annika gesagt. Im Spaß, aber vielleicht sollte er wirklich die Tür verschließen und sie erst wieder öffnen, wenn Peggy sich diese irre Idee aus dem Kopf geschlagen hatte.
>>Ohne Beratungsgespräch kann man nicht abtreiben lassen. << sagte Peggy,schaffte es jedoch nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. Jetzt hatte sie das Wort tatsächlich zum ersten Mal ausgesprochen: Abtreibung!
Es hinterließ einen unguten Geschmack auf der Zunge... Mark schüttelte den Kopf. >>Tu das nicht! << ->>Mark, lass mich durch. << Peggy versuchte, ihn zur Seite zu schieben, doch er blieb standhaft. >>Das kannst du nicht ernsthaft wollen!<< - >>Es ist nur eine Beratung, mehr nicht! << - >>Dass du überhaupt so weit gehst! << rief er verzweifelt und nahm ihre Hände. >>Bitte, Peggy! Wenn nicht wegen mir,dann wegen dir! Es ist doch auch dein Fleisch und Blut!<< Peggy fühlte den flehenden Druck seiner Finger an ihrer klammen Haut,sah seinen tiefen, eindringlichen Blick, seine Augen, die sich in ihre bohrten. Küss ihn und vergiss das Ganze, flüsterte eine Stimme in ihrem Herzen. Geh,und tu das, was du dir vorgenommen hast, rief die Stimme in ihrem Kopf, die die des Herzens, wie so oft, deutlich übertönte.
Und so entzog sie ihm ihre Hand und schob sie an ihm vorbei aus der Tür. Der Wind biss in ihr blasses Gesicht,sie sah die Straßen und Wege entlang und auf einmal überkam sie eine unbändige Sehnsucht, nach der Weite! Einfach losgehen und irgendwo neu ankommen, dachte sie. Das wär’s!

 

Wenig später lag Peggy auf der Untersuchungsliege in der Praxis von Dr. Seidel,ihrer Ärztin, und wartete darauf, dass mit der Untersuchung endlich begonnen wurde. Sie war regelrecht in die Praxis gestürmt und hatte Dr. Seidel bestürmt, sie sofort zu ihr durchzulassen. >>Ich kann dich kurz dazwischen schieben. << hatte diese ein wenig zögernd geantwortet, doch nachdem Peggy ihr erst einmal erklärt hatte worum es ging, schien sie plötzlich doch alle Zeit der Welt zu haben.. >>Wir machen erstmal den Ultraschall und sehen dann weiter. Komm.<<
Damit hatte sie Peggy in den Untersuchungsraum geführt und sie gebeten, sich hinzulegen, und während sie nun das Ultraschallgerät vorbereitete, wuchs Peggys Anspannung immer mehr. Nervös trommelte sie mit den Fingern auf die Liege und starrte auf das große Blumenbild, das über der Liege an der Decke hing. Wahrscheinlich war es zur Ablenkung gedacht, bei Peggy allerdings nicht wirklich Wirkung zeigte. Dr. Seidel schob ihr das Oberteil nach oben, sodass ihr Bauch freilag, und nahm dann den Ultraschallstab in die Hand. >>Achtung, es wird kalt. << warnte sie und Peggy zuckte ein wenig zusammen, als das kühle Gel auf ihrer Haut verteil wurde. Dann richtete Dr. Seidel ihren Blick konzentriert auf den Monitor des Geräts und fuhr mit dem Stab über Peggys Bauch hin-und her. Peggys Herz raste. Sie hatte keine Ahnung, was sie fühlen sollte. Irgendwie fühlte sie sich aufgeregt und leer zugleich. Vielleicht bin ich gar nicht schwanger, schoss es ihr durch den Kopf. Vielleicht haben die sich im Krankenhaus ja doch getäuscht und alles ist in bester Ordnung. Vielleicht sagt mir Dr. Seidel genau das…
>>Da! Ich sehe es. << sagte die Ärztin genau in dem Augenblick lächelnd und drückte einen Knopf, sodass das Bild auf dem Monitor anhielt. >>Peggy, schau
mal. << Es dauerte gefühlte Minuten, bis Peggy sich überwinden konnte, den Kopf zu heben und auf den Monitor  zu blicken. Zuerst sah sie nichts. Nichts außer einer großen, grau schwarzen Masse, doch langsam schälten sich Umrisse heraus. Nocheinmal betätige Dr. Seidel einen Knopf, das Bild wurde größer und nun konnte Peggy ihn auch erkennen: den Punkt! Diesen winzigen, kaum zu sehenden Punkt in der großen Masse, der in einer Art Blase zu schwimmen schien. Ungläubig starrte Peggy ihn an und konnte spüren, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. Die Sekunden schienen plötzlich stillzustehen und alles um sie herum verschwand. Es gab nur noch diesen mikroskopisch kleinen Punkt dort auf dem Bildschirm. Sie schluckte und suchte nach irgendwelchen Worten…
>>Das … das ist das Baby?<< flüsterte sie schwach. Dr. Seidel nickte. >>Das ist das Baby. Ein Lebewesen, das ganz allein auf dich angewiesen ist. Das nur durch dich leben kann. << Prüfend blickte sie Peggy an, die nach wie vor völlig ergriffen war. Plötzlich fühlte sie die Tränen auf ihren Wangen und sie strich sie nicht einmal beseite. Sie hatte noch nie etwas so faszinierendes gesehen wie das, was dort auf dem Monitor zu sehen war. Ich liebe dich, schoss es ihr immer wieder durch den Kopf. Kleiner Punkt in meinem Bauch: ich liebe dich! Langsam löste sie ihren Blick und schaute die Ärztin an. >>Soll ich mit dir wirklich einen Termin zur Beratung für weitere Schritte vereinbaren?<< fragte diese leise, doch sofort schüttelte Peggy den Kopf. >>Nein. << antwortete sie flüsternd. >>Niemals! Es tut mir leid, ich … wie konnte ich nur an so etwas denken?<< Dr. Seidel lächelte sanft und nachsichtig. >>Die Hauptsache ist, dass du dich umentschieden hast. << - >>Das hab ich. << erwiderte Peggy und erst jetzt konnte sie zu einer festeren Stimme zurückfinden und über ihre Lippen huschte ein kleines Lächeln.
So schnell wie es ihr möglich war, machte sie sich auf den Heimweg. Als sie vor der Haustür stand, atmete sie tief durch und erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. Es war unglaublich,was in den letzten Stunden alles geschehen war! Vorsichtig trat sie ein und wurde von Stille empfangen. Sie schloss die Tür, legte Mantel und Schuhe ab und blickte sich suchend nach Mark um.Schließlich fand sie ihn ihm Schlafzimmer auf dem Bett sitzend, wie er eines ihrer Fotos in der Hand hielt und betrachtete, jedoch aufsah, als sie hereinkam. Er sah wahnsinnig angespannt aus, wie Peggy sofort bemerkte.
>>Was hat sie gesagt?<< fragte er tonlos. Er schien sich damit abgefunden zu haben, dass Peggy diesen Weg gehen wollte, und das gefiel ihr nicht. Dennoch wusste sie nicht, wie sie Mark erzählen sollte, was mittlerweile alles in ihr vorging. Noch immer sah sie diesen Punkt vor sich, noch immer hatte sie dieses Herzklopfen. Und noch immer standen ihr die Tränen in den Augen, die sie einfach nicht mehr zurückhalten konnte. Sie schluchzte auf, Mark stand auf und kam vorsichtig auf sie zu. >>Was ist denn los?<< fragte er leise, doch sie antwortete nicht, sondern warf sich seine Arme.Er erwiderte ihre Umarmung langsam und strich ihr über die Haare. Vermutlich hat sie es getan, dachte er und ihn überlief es eiskalt. Vermutlich war gar keine Beratung mehr nötig, sowieso überflüssig, und nun ist sie einfach fertig mit den Nerven. Oh Gott, Peggy. Wieso hast du das gemacht?
>>Ich hab es gesehen. << flüsterte sie in den Moment und schaute ihn unter Tränen lächelnd an. Mark stutzte. >>Was hast du gesehen?<< - >>Das Baby! Ich hab das Baby gesehen. << - >>Sie hat einen Ulratschall gemacht?!<< schloss er aus ihren Worten, sie nickte eifrig. >>Ja! Ich hab erst gar nichts erkannt, aber dann … dann war da dieser Punkt! Dieser ganz, ganz kleine Punkt. << Sie schluckte und sah in seine Augen, die sie ein wenig irritiert, dennoch gespannt wartend anschauten. >>Ich hab noch nie zuvor etwas so wunderschönes gesehen! << sagte Peggy schwärmerisch. >>Das war der Wahnsinn! So klein und doch schon am leben. << Mark starrte sie an und musste diesen unerwarteten Umbruch erst realisieren. >>Heißt das, du willst es nicht…? << fragte er vorsichtig, sie schüttelte den Kopf. >>Niemals!<< Mark atmete auf, mehr als erleichtert. Er spürte, wie ihm ganze Felsbröcke von der Seele und dem Herzen fielen!
>>Oh, Gott sei Dank!<< rief er glücklich und drückte Peggy fest ansich. Dann hob er sie hoch und wirbelte sie einmal im Kreis herum, sodass sie vor Überraschung kreischte und auflachte und sich so glücklich fühlte, wie lange nicht mehr. Er küsste sie, als sie wieder auf den Füßen stand, lange und erleichtert und kämpfte ebenfalls gegen seine Tränen an. >>Es tut mir so leid. << sagte Peggy aufrichtig. >>Es tut mir so unendlich … << - >>Pst!<< Mark legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. >>Schon gut. Jetzt schauen wir nur noch nach
vorne. << Peggy nickte und drückte sich erneut an ihn.