Die Nachhilfestunde 78: a crush

An einem der nächsten Abende war Mark mit Sascha unterwegs in die Stadt. Sascha hatte ihn zum Essen eingeladen, besser gesagt wollte er mal wieder einen Abend unter Kumpels verbringen, wie er es genannt hatte und Mark schließlich überredet. Es war Freitag, das Wochenende stand bevor und so war die Gelegenheit günstig. Die beiden hatten an einem Tisch mitten im Bistro Platz genommen und schon die erste Getränkebestellung aufgegeben. Und obwohl Mark zunächst nicht allzu große Lust gehabt hatte musste er zugeben, dass so ein Abend mit seinem besten Freund auch mal wieder richtig schön war! Genau so, wie Peggy es ihm vorhin prophezeit hatte. Sascha war glänzender Laune und redete wie ein Wasserfall, was Mark ein wenig irritiert zur Kenntnis nahm. Aber es war gut, ihn so zu sehen, so fröhlich und ausgelassen. >>Übrigens vielen Dank nochmal, dass du dich um Peggy gekümmert hast. << sagte Mark, nachdem die Bedienung die Getränke an ihren Tisch gebracht hatte. >>Du weißt schon, als ich weg war … << - >>Kein Problem. Ich war ja auch froh nicht alleine zu sein mit meinen Gedanken. Und Annika ging’s genauso. << Mark stutzte. Das war jetzt schon das dritte Mal, dass er ihren Namen erwähnt hatte und er war sich noch ein wenig unschlüssig, ob er der Sache auf den Grund gehen sollte. Oder wollte!
>>Sowas hier müssen wir viel öfter
machen. << Sascha hob sein Glas und prostete Mark zu. >>Vielleicht kann Peggy ja das nächste Mal mitkommen, oder Annika. << Schon wieder! Mark sah sein Gegenüber prüfend an. >>Du redest ziemlich viel von
ihr. << - >>Von Peggy?<< - >>Von Annika!<< Sascha wich seinem Blick aus. Jetzt ahnte er was Peggy meinte, wenn sie von Marks durchdringenden Augen sprach.
>>Ich … ich finde sie sehr nett. Und wir haben in der letzten Zeit eben viel zusammen unternommen. << druckste Sascha herum. Wenn er doch bloß nicht weiter nachfragen würde! Sonst würde er vermutlich doch noch dahinterkommen, dass nett nur die halbe Wahrheit war. >>Aha. Und mehr ist da nicht?<< bohrte Mark weiter, Sascha atmete tief aus. >>Ich weiß es nicht. Irgendwie geht sie mir seit dieser Sache neulich nicht aus dem Kopf. Sie war so oft bei uns und wir hatten echt eine Menge Spaß. Sie ist … irgendwie
süß. << Ein wenig geschockt ließ Mark sich in seinen Stuhl zurückfallen und sah Sascha sprachlos an. Hatte er richtig gehört? Süß? >>Das kann nicht dein Ernst sein. << Er beugte sich vor, um Sascha die Dringlichkeit seiner Worte bewusst zu machen. >>Du weißt schon, dass wir hier von Peggys bester Freundin reden?!<< - >>Natürlich weiß ich das. Und?<< - >>Sie ist viel zu jung für
dich. << Doch dafür hatte Sascha nur ein müdes Lächeln übrig. >>Sagt der Lehrer, der sich seine Schülerin geschnappt hat. << - >>Okay, blödes Argument. << gab Mark gezwungenermaßen zu, doch damit war die Sache nicht vom Tisch. >>Aber mal im Ernst: hältst du das wirklich für ne gute Idee? << - >>Ich hab’s mir nicht ausgesucht. << verteidigte sich Sascha.  >>Und ich hab ja auch nicht gesagt, dass ich mich in sie verliebt habe. Ich finde sie nur süß und muss oft an sie denken, das ist alles. << Mark seufzte. Das war alles! Das war schon verdammt viel! Genau so hatte es bei ihm und Peggy auch begonnen. Er hatte sie beinah täglich gesehen, sie auch irgendwann nur süß gefunden, dann immer öfter an sie denken müssen und schon war es passiert! Und Sascha war drauf und dran, genau den gleichen Weg einzuschlagen, doch es gab eine Sache, die Mark ein wenig beruhigte.
>>Annika ist doch sowieso vergeben. << Sascha erwiderte nichts, sondern nahm nur einen weiteren kräftigen Schluck aus seinem Bierglas. Bei den diversen Treffen zu dritt hatte Annika nicht nur einmal ziemlich unglücklich gewirkt, als sie von Timo erzählt hatte, das war ihm sofort aufgefallen. >>Und du willst dich doch nicht in eine intakte Beziehung drängen, oder?<< fragte Mark nachdrücklich, Sascha verdrehte die Augen. >>Nein, natürlich nicht. Entspann dich mal wieder, okay? Und erzähl um Himmels Willen Peggy nichts davon!<< - >>Wieso? Angst, dass sie dir den Kopf abreißt?<< grinste Mark und malte sich für einen Moment aus wie Peggy wohl reagieren würde, wenn sie von Saschas schwärmerischen Gedanken an ihre Freundin erfahren würde. >>Nein, aber es wäre trotzdem cool, wenn das unter uns bliebe. << betonte Sascha. >>Jedenfalls so lange, bis ich rausbekommen habe, was das überhaupt
ist. << - >>Geht klar!<< Mark hob die Hand zum Schwur und sah seinen Freund noch einmal kopfschüttelnd an. >>Dich kann man echt nicht alleine lassen. <<
Zu Saschas Erleichterung kam das Thema den restlichen Abend über nicht mehr auf. Stattdessen erzählte Mark auch ihm ein wenig von seiner Zeit in Prag und seinem Wunsch, auch mal mit Peggy diese alte schöne Stadt zu erkunden. Doch zuvor würden sie endlich die Hochzeitspläne angehen wollen, das schoben sie schon viel zu lange vor sich her. >>Habt ihr mal an einen Weddingplaner gedacht?<< fragte Sascha. >>Oder so eine Eventagentur. Die kennen sich doch super aus mit sowas. << - >>Haben wir, aber ich glaube, das hat sich erstmal erledigt. << erwiderte Mark und fasste knapp seine unschöne Aufwartung mit Herrn Westermann zusammen und wie er Peggy so unverhohlen angemacht hatte. Sascha verzog angewidert das Gesicht. >>Ekliger Typ. << - >>Du sagst es! Deswegen gucken wir erstmal selber, was wir machen können. << - >>Sagt bescheid, wenn ich euch helfen kann. << - >>Kannst du. << Mark zögerte einen Moment, eigentlich hatte er das nicht für heute Abend geplant, doch irgendwie erschien ihm die Gelegenheit jetzt doch passend. >>Ich bräuchte noch einen Trauzeugen. << Sofort verwandelten sich Saschas aufmerksam wartende Gesichtszüge in pure Überraschung! Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. >>Echt jetzt?<< rief er und sprang schon auf, um Mark um den Hals zu fallen. Mark erwiderte seine Umarmung und freute sich ebenfalls. >>Ich wüsste keinen Besseren. << sagte er. >>Wir kennen uns schon so lange und haben schon so viel erlebt. Du bist quasi die Idealbesetzung. << - >>Danke man! Ich freu mich riesig. << Sascha strahlte und bestellte gleich darauf zwei der besten und stärksten Cocktails, die es auf der Karte zu finden gab. >>Hat Peggy schon jemanden?<< wollte er wissen und Mark konnte nicht anders, als die ehrliche, aber gerade recht brisante Antwort zu geben: >>Annika bestimmt. << Er grinste, während Sascha ein wenig in sich zusammenfiel. >>Das kann ja heiter werden. << murmelte er und grinste ebenfalls.
Als Mark einige Stunden später die Wohnung betrat war bereits alles still. Ein Blick ins Schlafzimmer verriet ihm, dass Peggy schon eingeschlafen war. Sie lag nur mit einem seiner T-Shirts und ihrem Slip bekleidet da, die Decke hatte sich um ihre Beine gewunden. Offenbar hatte sie sie irgendwann abgestreift, denn es war ziemlich warm im Zimmer. Mark trat näher und betrachtete sie voller Liebe. Sein Blick fiel auf ihre Hände, an den Gelenken hatten die Handschellen von neulich kleine Spuren hinterlassen. Für einen Moment überkam ihn ein schlechtes Gewissen. Hoffentlich hatte es ihr nicht doch weh getan. Aber sie hatte ihm versichert, dass es ihr gut ging. Und es war wirklich gut gewesen … er verdrängte die Bilder aus seinem Kopf und streichelte ihr sanft über die Haare. >>Ich bin wieder da. Schlaf weiter. << flüsterte er und hauchte einen Kuss auf ihre Wange, als sie den Kopf ein wenig wandte und irgendetwas Unverständliches murmelte. Erst jetzt bemerkte er Emelie, die ebenfalls in dem Bett lag und auf ihrem Daumen nuckelnd tief und fest schlief. Mark wusste sofort, was das zu bedeuten hatte: sie hatte wohl wieder so lange gezetert, bis Peggy nachgegeben und sie zu sich geholt hatte. Ein Trick, den die Kleine mittlerweile immer besser beherrschte, um ihren Willen zu bekommen und nicht in ihrem eigenen Bett schlafen zu müssen.
Rasch zog Mark sich aus und legte sich vorsichtig hin. Er stützte den Kopf in die Hand und sah Peggy weiter an. So richtig müde war er eigentlich gar nicht, ihm gingen viel zu vielen Gedanken durch den Sinn. Allen voran Saschas mehr oder weniger Geständnis wegen Annika. Noch immer wusste er nicht so recht, was er davon halten sollte. Aber er war sich fast sicher, dass das Saschas Verhältnis zu Peggy nicht unerheblich beeinflussen würde. Vielleicht war es tatsächlich besser, ihr erstmal nichts davon zu sagen, auch wenn es ihm schwer fiel. Er legte den Arm um sie, Peggy lächelte im Schlaf und drückte sich an ihn. Ihre Beine schlangen sich um seinen Unterkörper. Diese endlos langen Beine! Mark schloss die Augen und atmete tief durch. Der wunderbare Duft ihres Parfums war deutlich wahrnehmbar und bereitete ihm gehöriges Herzklopfen! Eigentlich schade, dass sie nicht mehr wach war.


Sascha Schädel brummte wie ein Bienenschwarm, als er verschlafen auf die Uhr sah. Er hatte definitiv zu viel getrunken! Nachdem Mark sich gestern irgendwann nach Hause verabschiedet hatte, war er noch weitergezogen. In wievielen Clubs er gewesen war konnte er schon gar nicht mehr nachvollziehen, doch er wollte es so. Er wollte raus, etwas erleben, sich ablenken. Von Annika, die mehr und mehr Platz in seinen Gedanken einnahm. Und es hatte funktioniert. Irgendwann hatte er Bekanntschaft mit einer jungen Frau gemacht, ziemlich lange mit ihr getanzt und sie schließlich mit nach Hause genommen. Mit leeren Augen starrte Sascha gegen die Zimmerdecke und schluckte. Es geschah alles so ungestüm und zwanglos! Sie hatten Sex gehabt, schnell und unverbindlich. Es war der klassische One Night Stand gewesen. Sascha grübelte nach ihrem Namen... Sarah? Nein, Sabrina? Er war sich nicht sicher, hatte nur noch eine große braunhaarige Frau mit den dunkelsten Augen in Erinnerung, die er jemals gesehen hatte. Und irgendwo hatte sie noch ihre Nummer hingekritzelt, bevor sie wieder gegangen war. Vielleicht würde er den Zettel wiederfinden. Wenn nicht wäre das auch kein Drama, denn er maß dieser nächtlichen Begegnung keine weitere Bedeutung bei. Er stand auf und sah aus dem Fenster. Es war ein furchtbar verregneter Samstagvormittag. Genau richtig, um seinen Kater auszukurieren und seiner trüben Stimmung nachzuhängen.
Er hatte gehofft, der Flirt mit dieser Frau hätte dafür gesorgt, dass er sich irgendwie besser fühlen, dass Annika ihm nicht mehr im Kopf herum spuken würde. Aber ihm ging es nicht besser, im Gegenteil. Er fühlte sich ziemlich mies. Doch da fiel es ihm ein, siedeheiß: er konnte sich gar keinen faulen Tag machen, denn heute fand Chantals Prüfung im Fitnessstudio statt, die er mit abnehmen musste! Bis dahin musste er schleunigst wieder fit werden! Auch das noch! Leise fluchend suchte er sich seine Sachen zusammen und stapfte ins Bad. Er musste sich ranhalten, die Prüfung würde schon in wenigen Stunden beginnen.
Ein gefühlter Liter Kaffee, zwei Liter Wasser und eine Schmerztablette machten es ihm möglich, dass er pünktlich im Studio aufschlug. Chantal war natürlich schon längst da und wartete zitternd darauf, dass es endlich losgehen würde. Sie war merklich nervös und froh, dass mit Sascha wenigstens ein bekanntes Gesicht unter den Prüfern war. >>Ich hab gebetet, dass Peggy heute auch in den Kurs kommt. Dann wäre ich irgendwie sicherer. << sagte sie, nachdem Sascha sie begrüßt hatte. >>Kannst du sie nicht mal anrufen und fragen? Bitte! << Sascha zog seufzend sein Handy hervor und wählte Peggys Nummer. Er hatte keine große Lust auf Diskussionen, er hatte generell ziemlich üble Laune, wollte das jedoch nicht an Chantal auslassen. Die konnte schließlich nichts für seine Situation. Peggy war tatsächlich zu erreichen, jedoch wenig begeistert von der Idee, heute ins Fitnessstudio zu kommen.
>>Es geht nur um ihre Prüfung. Das dauert vielleicht eine Stunde. << versuchte Sascha es nochmal, nachdem ihn Chantals hoffnungsvoller Blick getroffen hatte.
>>Ich glaube, du würdest ihr echt einen Gefallen tun. << - >>Na gut, Chantal konnte ich ja noch nie etwas abschlagen. << hatte Peggy vor Ironie triefend erwidert und Sascha musste lachen. >>Sie kommt. << verkündete er nachdem sie aufgelegt hatten und Chantal atmete erleichtert auf.
Wenig später stand sie auch schon vor der großen Spiegelfront im Kursraum und wartete angespannt darauf, dass die Gruppe endlich vollzählig war und sie loslegen könnte. Sascha hatte mit den beiden anderen Prüfern an der Seite Platz genommen und es fiel ihm schwer, sich konzentrieren. Der Schlafmangel war eindeutig! Er leerte seinen zweiten Becher Kaffee und sah auf die Uhr. Fünf Minuten würden sie Chantal noch geben, dann müsste sie beginnen, ganz gleich ob alle Kursteilnehmer da wären, oder nicht. Da kam Peggy in den Raum geeilt und sah mit einem entschuldigenden Blick zu Chantal. Sie hatte es gerade so geschafft, noch pünktlich zu sein. Sie winkte Sascha flüchtig zu und er grüßte zurück. Sein Lächeln erstarb jedoch augenblicklich, als er sah, dass Peggy nicht allein gekommen war. Annika war dicht hinter ihr hereingeschlichen! Sascha fiel beinah der Stift aus der Hand, als er ihr dabei zusah, wie sie sich ein wenig unsicher einen Platz im Raum suchte. Was machte sie denn hier?

>>Was machst du denn hier?<< wollte er auch sofort wissen, nachdem die Prüfung beendet war. Chantal war soeben glücklich und erleichtert hinausgestürmt, nachdem sie sich von ihren Prüfern verabschiedet und Peggy dankbar in die Arme genommen hatte. Sie wusste es noch nicht, aber sie hatte bestanden, was Sascha gerade auf einem Dokument notiert hatte und nun zu Peggy und Annika hinübergegangen war. 
>>Naja, Peggy und ich waren heute eigentlich verabredet und nachdem sie deinen Anruf bekommen hat, hat sie mich überredet, einfach mitzukommen. << erklärte Annika und holte tief Luft. Sie war völlig aus der Puste! Der Kurs war anstrengender gewesen, als erwartet. >>Jetzt weiß ich wieder, warum ich nie in solche Kurse gehe. Ich hasse Fitnessstudios. << - >>Dafür hast du dich aber super geschlagen. << fand Peggy und streckte den Daumen nach oben. Sascha sah zwischen den beiden hin und her. Das unerwartete Treffen mit Annika brachte ihn aus dem Konzept. Während des ganzen Trainings hatte er die Augen immer weniger von ihr lassen können. Er musste sich arg zusammenreißen, um ihr nicht sogar mehr Aufmerksamkeit zu schenken als Chantal, die sich durch ihre Prüfung geschwitzt hatte. Und irgendwann hatte er es sich eingestehen müssen: er fand sie einfach großartig!
Erst jetzt bemerkte er, dass Peggy ihn abwartend ansah. Sie hatte ihn irgendetwas gefragt, was er allerdings überhaupt nicht mitbekommen hatte. Er blinzelte rasch. >>Sorry, was hast du gesagt?<< - >>Ob du uns mit zurücknehmen kannst. Was ist denn los mit dir?<< grinste Peggy, doch Sascha überging eine ehrliche Antwort. >>War zu lange unterwegs, gestern. Ich warte draußen auf euch. << Er schnappte sich seine Sachen und ließ Peggy und Annika stehen.
Es regnete noch immer in Strömen, als die drei schließlich wieder Zuhause angekommen waren. Sie huschten aus dem Auto ins Haus und waren froh, nicht allzu nass geworden zu sein. Mark stand im Flur, Emelie auf dem Arm und sah den Ankömmlingen entgegen.
>>Na, wie war’s? << - >>Super! Chantal hat bestanden. << Peggy gab zuerst ihm, dann Emelie einen Schmatzer auf die Wange, Mark hob die Augenbrauen. >>Tatsächlich? Wer hätte das gedacht?! << - >>Sie hat’s wirklich gut gemacht. << betonte Peggy und schob sich an ihm vorbei in die Wohnung. >>Und ich muss jetzt dringend unter die Dusche! << - >>Oh ja, ich auch!<< stimmte Annika zu und Peggy drehte sich noch einmal zu ihr um. >>Möchtest du zuerst? Ich kann auch
warten. << - >>Quatsch, geh ruhig. << - >>Du kannst auch bei mir duschen. << Saschas unerwarteter Zwischenruf schlug wie ein Blitz in die Unterhaltung. Annika, aber auch Peggy und vorallem Mark sahen ihn gleichermaßen überrascht wie verwundert an. Mark gelang es, seinen Blick einzufangen und schüttelte kaum merklich, jedoch deutlich warnend den Kopf. Doch Sascha ignorierte es geflissentlich und lächelte Annika zu. >>Ist nur ein Angebot. << Annika überlegte eine Weile, sah zwischen den dreien hin und her und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Eigentlich hätte sie kein Problem damit gehabt, andererseits kam es ihr doch ein wenig seltsam vor. Vorallem, weil die anderen sie so anstarrten.
>>Ähm … ok. Aber nur wenn es wirklich keine Umstände macht. << lenkte sie schließlich ein, Sascha winkte ab und bedeutete ihr, die Treppe hinaufzugehen, nicht ohne sich noch einen weiteren Blick von Mark gefallen lassen zu müssen, den er jedoch mit einem lässigen Grinsen abschmetterte.


>>Was ist denn mit dem los?<< Peggy sah Mark ein wenig fassungslos an, nachdem sie die Wohnungstür geschlossen hatten. >>Sorry, aber dieses Dusch-Angebot fand ich jetzt irgendwie sehr eigenartig. << Mark nickte unbestimmt und wusste sofort, dass es jetzt ziemlich eng werden könnte, was sein Schweigen bezüglich Sascha und Annika betraf. Er war eben kein guter Lügner und Peggy viel zu geschickt darin, ihm Geheimnisse zu entlocken.
>>Er wollte nur nett sein. << - >>Ich weiß nicht, ich hab das Gefühl, da stimmt was
nicht. << erwiderte Peggy und sah sie sofort: Marks angespannte Gesichtszüge, ein eindeutiges Indiz dafür, dass irgendetwas im Busch war. >>Du weißt etwas, was ich nicht weiß!<< stellte sie fest und kam auf ihn zu. Mark schüttelte den Kopf, doch es war sinnlos. >>Oh ja! Raus mit der Sprache!<< - >>Das bildest du dir ein. << versuchte Mark es weiter, inzwischen stand er wortwörtlich mit dem Rücken zur Wand und Peggys stechender Blick machte ihn wahnsinnig. Es war ungewohnt, dass sie ihn so in die Enge trieb. Sonst war es eher umgekehrt. Sie legte ihre Hand auf seinen Oberkörper und drückte ein wenig zu. Ein feiner Schmerz ließ ihn zusammenzucken. >>Ich wusste gar nicht, dass du so dominant sein kannst. << brachte er hervor und hoffte, Peggy so ein wenig von ihrem Detektivspiel ablenken zu können. Sie lächelte sanft. >>Du weißt so einiges noch nicht von mir! << Seine Lippen küssend streichelte ihre Hand weiter über seinen Bauch und den Ansatz der Jeans. Mark spürte sein Herz schlagen, spürte wie sein Körper sich an sie presste, mehr wollte. Und er selbst wollte es auch. Sie roch nach Schweiß und Training, nach Studio und Anstrengung und das war eine Mischung, die ihn ziemlich heiß machte, wieso auch immer! Seine Küsse wurden fester, fordernder, seine Zähne zogen sanft an ihren Lippen, als Peggy ihn unvermittelt von sich schob. >>Ich muss ins Bad. << sagte sie voller Unschuld, als hätte sie nicht den Hauch einer Ahnung, was sie gerade in ihm ausgelöst hatte. Seelenruhig ließ Peggy ihn stehen, marschierte ins Badezimmer und schlug mit einem frechen Grinsen die Tür zu. Mark starrte ihr nach und lehnte sich dann atemlos gegen die Wand. Sie hatte verdammt viel von ihm gelernt!
Ein Stockwerk drüber war Sascha ebenso atemlos. Annika hatte sein Angebot tatsächlich angenommen und nun stand er wie ein Fremder in seiner eigenen Wohnung und hörte das Wasser rauschen. Ob es wohl zu auffällig gewesen war? Peggy hatte ihn ganz schön erstaunt angesehen! Hoffentlich hatte sie nichts gemerkt, aber im Grunde war es doch nur ein harmloses Angebot unter guten Freunden gewesen, oder? Und außerdem hätte Annika ja auch genauso gut Nein sagen können, hatte sie aber nicht. So ging er ein wenig ziellos auf und ab und wartete, bis sie wieder aus dem Bad kommen würde. Sie ließ sich nicht viel Zeit. Bereits nach 10 Minuten stand sie wieder vor ihm, angezogen und die Haare noch nass. Sascha fragte sich, wieso sie nicht zum Föhn gegriffen hatte, sparte sich diese Frage jedoch besser.
>>Danke dir. Das tat gut. << lächelte Annika, er lächelte zurück. >>Keine Ursache. Ich hoffe, für deinen Freund ist das kein
Problem. << fügte er ein wenig zögerlich hinzu. >>Nö, der sieht sowas nicht so
eng. << antwortete Annika und es war nicht recht herauszuhören, ob sie das mit Erleichterung oder Bedauern sagte. Ein wenig unschlüssig sah sie sich um und Sascha spürte, dass sie im Begriff war, zu gehen. Er musste Zeit gewinnen!
>>Möchtest du noch was trinken?<< bot er an. >>Ich kann erstklassige Fruchtshakes mixen. Das perfekte Getränk nach einem Workout. << - >>Oh das klingt nicht schlecht. Welche Sorten?<< - >>Jede, die du willst. Mango, Erdbeere, Banane, Kiwi … ich hab alles da. << Sascha war bereits in seine Küche gestürmt und zauberte diverse Obstsorten hervor. Annika sah ihm amüsiert zu. Wenn es um Fitness ging war er wirklich eifrig. Zum ersten Mal wurde sie sich seiner muskulöse Statur bewusst. Der viele Sport schien sich auszuzahlen. Da fiel ihr Blick neben sich auf die Küchenzeile und sie schluckte. Kurz entschlossen nahm sie ihre Tasche, die sie vorhin einfach abgestellt hatte. >>Ich geh jetzt lieber wieder runter. << sagte sie, Sascha drehte sich um und wirkte sehr überrascht über diesen plötzlichen Stimmungswandel. >>Und dein Drink?<< - >>Besser nicht. Sonst bekommst du vielleicht noch Ärger. << sagte sie leise, blickte noch einmal flüchtig auf die Arbeitsfläche und wandte sich zum Gehen. Sascha stand da, das Obst und Gläser in der Hand und verstand nichts mehr. Erst als er ebenfalls einen Blick auf den Tisch warf, wurde ihm klar, was Annika gemeint haben musste. Dort lag ein Zettel, darauf mit schneller Hand eine Nummer gekritzelt, ein kleines Herz daneben und ein Name: Sabrina.
Sascha stieß die Luft aus, nahm den Zettel an sich und hörte schon die Tür ins Schloss fallen. >>Scheiße!<<