Die Nachhilfestunde 37: die Nachtschwärmerin

>>Hey,ich muss mit dir reden!<< Eine dunkle, bestimmend klingende Stimme holte Chantal aus ihrer Konzentration. Sie war gerade dabei, sich in das PC-System des Fitnessstudios einzuarbeiten, wie Sascha es ihr empfohlen hatte. Seit gut 3 Wochen arbeitete sie nun hier und fühlte sich täglich wohler. Die Kollegen hatten sie vom ersten Tag an gut in das Team integriert und auch Sascha hatte Wort gehalten: über sämtliche private Geschichten wurde geschwiegen, er schien wirklich nicht allzu genau zu wissen, wie schwierig es mal zwischen Mark, Peggy und ihr gewesen war, und das war ihr mehr als recht! So war die Zusammenarbeit mit ihm wesentlich einfacher.
Chantal blickte auf und ihr Herz schlug schneller: Chris stand vor dem Tresen und schaute sich mit einem abwertenden Blick um. >>Meine Güte, dass du wirklich hier arbeitest! Ist dir das nicht selber peinlich?<< Sie schluckte und überging seine Frage. Chris hatte vom ersten Tag an kein gutes Haar an dem Studio und ihrer Ausbildung hier gelassen. An derartige Bemerkungen war sie schon fast gewöhnt. >>Was gibt's denn?<< fragte sie und trat um den Tresen herum, auf ihn zu. >>Gibt's hier nichts zu trinken? Bier oder so?<< wollte Chris wissen, Chantal schüttelte den Kopf. >>Bier schon gar nicht! Kaffee, aber nur im Aufenthaltsraum. << - >>Dann gehen wir dahin. << - >>Du darfst da nicht einfach mit rein, der ist für das Personal bestimmt. << erklärte Chantal hastig und sah sich um. Private Gespräche während der Arbeitszeit wurden hier nicht gerne gesehen, das wusste sie. Und wenn jetzt der Chef zufällig vorbei käme, würde sie gehörig in Erklärungsnot geraten. >>Sag einfach, was du willst, okay? Ich muss
weiterarbeiten. << Chris bedachte sie mit einem genervten Blick. >>Also pass auf, ich brauche dich heute Abend im Black Sugar. Ab 19 Uhr! << Er hatte das mit solch einem bestimmten Ton gesagt, dass Chantal nicht sicher war, wie er auf ihren Einwand reagieren würde. Ihre Stimme war dünn. >>Ich kann nicht. Ich muss bis 20:30 Uhr hier sein. Ich soll heute den letzten Kurs mit übernehmen und ... <<- >>Dann sagst du das halt ab! Heute Abend geht da ne große Party und Mel schafft das Kellnern nicht alleine! Du musst einspringen!<<
Chantal blickte ihn beinah verzweifelt an. Sie erinnerte sich, dass sie ihm irgendwann einmal versprochen hatte, im Club auszuhelfen, wann immer es nötig war, aber damals hatte sie noch keine Ausbildungsstelle gehabt, die ihr so wichtig war und die sie nicht einfach so außer Acht lassen konnte. Und wollte! Andererseits wusste sie, dass sie verlieren würde, wenn sie jetzt mit ihm diskutierte. In solchen Situationen war sie grundsätzlich die Unterlegene. Leider!
>>Ich hol dich um halb 7 ab. Bei dir Zuhause.<< sagte Chris. Für ihn war das Thema geklärt. Chantal nickte ergeben und überlegte fieberhaft, wie sie Sascha erklären sollte, dass er heute Abend alleine den Kurs schmeißen musste! Chris grinste zufrieden.
>>Sehr gut, wieso nicht gleich so?<< Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich mit einem Klaps auf den Po von ihr. >>Bis nachher! Und mach dich ein bisschen schick!<< Und damit verschwand er durch die Glastür ins Freie. Chantal blieb zurück, sie seufzte, ließ sich kraftlos in den Schreibtischstuhl fallen und stützte den Kopf in die Hände. Sie brauchte eine Ausrede! Und zwar eine verdammt gute!

Peggy jubelte und klatschte begeistert in die Hände. Sie hatte Mark gerade zum dritten Mal in Folge im Videospiel geschlagen und sie freute sich sichtlich über diesen kleinen Erfolg. Seit Sascha die Konsole zum Geburtstag geschenkt bekommen und ihr angeboten hatte, sie mitbenutzen zu dürfen, hatte Peggy ihre Leidenschaft für Multiplayer-Spiele entdeckt und spannte sowohl Sascha, als auch Mark nun regelmäßig mit ein. Und mit der Zeit war sie immer besser geworden. So gut, dass sie mittlerweile fast jedes Mal gewann, wie Mark ein wenig frustriert zugeben musste. So auch heute, als er, wie viele Abende zuvor, mit ihr auf dem Sofa an der Konsole saß, aber in ihrer Freude war sie so süß, dass er sie noch hundertmal gewinnen lassen würde.
>>So oft wie du davor sitzt, ist das kein Wunder!<< sagte Mark, Peggy zuckte die Schultern. >>Na und? Lass mir doch den Spaß! Oder kann da jemand nicht verlieren, hm?<< Sie grinste und musste schließlich lachen, als Mark nichts erwiderte. >>Wusste ich's doch!<< - >>Machst du dich lustig über mich?<< fragte Mark mit gespielt ernstem Ton und Peggy unterdrückte mühsam ihr Lachen. >>Nein, das würde ich nie wagen!<< - >>Das will ich dir auch geraten haben. << erwiderte Mark zwinkernd, kam ihr näher und begann einen leidenschaftlichen Kuss mit ihr, sodass Peggy sämtliche Videospiele und Gewinnchancen augenblicklich vergaß. Er drückte sie auf das Sofa nieder, ihre Finger verschlangen sich ineinander und Peggy lächelte. Wie sie seine Küsse liebte!
Gerade als der Gedanke in ihr reifte, noch einen Schritt weitergehen zu wollen, vernahm sie ein lautes Türenschlagen und zuckte zusammen. Auch Mark blickte auf, als gleich darauf irgendwo eine Tasche auf den Boden geknallt wurde und das Licht im Flur anging. >>Sascha?<< vermutete Peggy, und sie hatte Recht. Wenige Sekunden später betrat Sascha das Wohnzimmer und erblickte die beiden. >>Oh sorry, ich wollte euch nicht stören. << - >>Alles gut!<< beruhigte Peggy ihn, richtete sich auf und musterte Sascha fragend. Irgendwie sah er ganz schön schlecht gelaunt aus, als er den Haustürschlüssel auf den Tisch warf und sich ebenfalls aus die Couch fallen ließ. >>Was ist denn los?<< Auch Mark hatte seine offensichtlich schlechte Stimmung erkannt. Sascha atmete tief aus und sah Peggy eine Weile an, sodass sie unsicher wurde, jedoch abwartete, was da wohl kommen würde. >>Hattest du nicht gesagt, Chantal würde bestimmt absolut zuverlässig sein, was die Ausbildung angeht?<< fragte Sascha und Peggy nickte. >>Ja. Wieso?<< - >>Ihr Dienst ging bis 20:30 Uhr, und als ich sie um kurz vor 19 Uhr holen wollte, damit wir zusammen den letzten Kurs trainieren, war sie spurlos verschwunden. Abgehauen, ohne ein Wort zu sagen! Noch nicht mal eine Notiz hat sie hinterlassen! Ich bin echt sauer! <<
Peggy schluckte. Oh nein, was hatte sich Chantal denn da wieder geleistet? >>Vielleicht ging es ihr nicht gut und sie musste nach Hause. << überlegte sie, doch sie wusste, dass das keine Entschuldigung war. >>Dann hätte sie mir, oder jemand anderem im Team Bescheid sagen können, und die Sache wäre kein Thema gewesen. Aber einfach zu verschwinden ... << - >>Ich hab's gewusst, dass sie es verhaut. << warf Mark kopfschüttelnd ein. >>Sie ist früher auch gerne mal unentschuldigt dem Unterricht fern geblieben. Die wird sich nie ändern. << - >>Sie hatte bestimmt einen triftigen Grund!<< trat Peggy weiterhin für Chantal ein. >>Obwohl ich verstehen kann, dass du sauer bist, Sascha! << - >>Sie war total heiß darauf, den Kurs mit mir übernehmen zu dürfen. Als wir das Trainingskonzept ausgearbeitet haben, war sie total engagiert, und jetzt das. Wahrscheinlich hat sie mir das alles nur vorgemacht. << - >>Und jetzt hast du den Kurs alleine übernommen?<< wollte Mark wissen, Sascha nickte. >>Ja. Das mache ich ja öfters, darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass Chantal einfach mehr Disziplin an den Tag legen muss, wenn sie ihren Job behalten will!<< Er sah zu Peggy, diese nickte. >>Ich rede nochmal mit ihr. Aber irgendwie habe ich den Verdacht, dass da etwas ganz anderes hinter steckt. <<

Und dieser Verdacht ließ sie den ganzen Abend lang nicht los. Auch, als sie wenige Stunden später neben Mark im Bett lag, grübelte sie noch über den Vorfall, von dem Sascha berichtet hatte, und drehte sich zum hundertsten Mal vom Rücken auf den Bauch. Es stimmte, Chantal hatte es damals in der Schule mit der Anwesenheitspflicht nicht immer so genau genommen. Aber ob ihre Begeisterung für die Arbeit wirklich nur Show gewesen war? Ihre Freude über den Ausbildungsplatz hatte immer echt gewirkt. Andererseits: Peggy wusste nur allzu gut, dass Chantal eine brillante Schauspielerin sein konnte, wenn es darauf ankam.
Das Leuchten ihres Handydisplays durchbrach die Dunkelheit. Peggy setzte sich auf und nahm das Handy zur Hand. Sie blinzelte, als sich ihre Augen nur langsam an die plötzliche Helligkeit gewöhnten, und sah, dass eine Sms eingegangen war. Sie erkannte Chantals Nummer und öffnete die Nachricht:


*brauche deine Hilfe! Bin im BS, es ist dringend. C. *


Peggy runzelte die Stirn und las den Text wieder und wieder. Was war das jetzt wieder für ein Spiel? Wieso brauchte sie ihre Hilfe? Und warum war sie schon wieder im Black Sugar? Dann stellte sich die Überlegung, dass sie wegen Unwohlsein eher die Arbeit verlassen hatte, wohl auch als falsch heraus. Peggy presste die Lippen zusammen, auch sie spürte Wut in sich aufkommen. Schließlich hatte sie sich sehr dafür eingesetzt, dass Chantal den Ausbildungsplatz bekam, aber diese schien ihren Einsatz mit Füßen zu treten. Gerade als sie beschloss, ihre Nachricht zu ignorieren, ging eine weitere Sms ein:


*Peggy! Bitte komm her! Und bring Mark mit, wenn du kannst.*


Peggy zögerte und warf Mark einen Blick zu, der neben ihr lag und tief und fest schlief. Nein, sie würde ihn nicht wecken, um ihn zu bitten, mit ihr zu diesem fragwürdigen Nachtclub zu fahren und Chantal bei was auch immer zu helfen. Sie würde sich alleine auf den Weg machen, nur um nachzusehen, wieso Chantal sie so dringend bat, zu ihr zu kommen. Dass sie vielleicht wirklich helfen konnte, war eine Sache. Die andere Sache war, dass sich damit die Gelegenheit bot herauszufinden, was sie sich bei der Aktion von heute gedacht hatte und ihr gleich auch gehörig den Kopf zu waschen. So leise wie möglich stand Peggy auf, zog sich an und sah sich um. Wo waren die Autoschlüssel? Sie würde Marks Wagen nehmen müssen. Durfte sie das? Ach, wieso nicht! Sie kannte sich damit aus. Sie nahm die Schlüssel von Marks Nachtschrank und sah ihn mit schlechtem Gewissen an. Eigentlich hatte sie ihm versprochen, nie wieder ins Black Sugar zu gehen. Aber das war doch jetzt etwas anderes, oder? Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. >>Entschuldige. Ich liebe dich!<< flüsterte sie und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer. Bevor sie losfuhr tippte sie eine Sms an Mark, wo sie sich befand, und warum. Dann würde er beim Aufwachen wenigstens wissen, wieso sie nicht mehr neben ihm lag.

>>Peggy! Gott sei Dank! << Noch bevor Peggy das Auto abgeschlossen hatte, kam Chantal auf sie zugelaufen und umarmte sie stürmisch. Peggy spürte die Angst, die Chantal in diese Umarmung legte, und unendlich Erleichterung. Sie sah sie an. Sie musste geweint haben, Spuren von verwischter Wimperntusche liefen über ihre Wangen. Sie war blass und schien völlig durch den Wind zu sein. >>Was ist passiert?<< fragte sie, Chantal schniefte. >>Ist nicht wichtig. Komm weg hier, bitte! << - >>Chantal, du erklärst mir jetzt, was hier los ist!<< - >> Chris sucht bestimmt schon nach mir. Lass uns abhauen, ich erzähle dir später alles. <<
Wie auf sein Stichwort, trat Chris in dem Moment aus dem Club und hatte die beiden bald entdeckt. Mit schnellen Schritten kam er auf sie zu und Chantal erschrak. Peggy hatte die Situation mit einem Blick erfasst. Es war deutlich zu sehen, wie sehr sich Chantal inzwischen vor ihrem Freund fürchtete. Sie musste wenigstens versuchen, sie zu schützen. >>Los, steig ein!<< drängte Peggy sie und öffnete die Autotür. Chantal huschte auf die andere Seite und konnte gerade noch in den Wagen springen, bevor Chris die beiden erreicht hatte. Mit zitternden Fingern startete Peggy das Auto, während Chris wütend an die Scheibe schlug. >>Verdammt Chantal, komm da raus!<< schrie er und ließ seine Hände erneut an das Fensterglas schlagen. >>Lass sie in Ruhe!<< schrie Peggy zurück, trat das Gaspedal durch und fuhr los. Was Chris ihnen noch nachrief, verstand sie nicht, und vielleicht war das auch besser so.
Sie beeilte sich, nach Hause zu kommen. Als sie den Wagen wieder zum Stehen gebracht hatte, war es kurz nach 2 Uhr Nachts. Sie konnte nur beten, dass Mark vielleicht gar nichts von ihrem unfreiwilligen Ausflug mitbekommen hatte. Sie atmete tief durch, fuhr sich durch die Haare und schaute zu Chantal, die mit leerem Blick neben ihr saß. Während der Fahrt hatte sie kein einziges Wort gesagt. >>Okay, dann komm mal mit rein. << sagte Peggy, doch Chantal schüttelte den Kopf. >>Ich kann nicht. << - >>Wieso nicht?<< - >>Mark wird sich bedanken, wenn ich mitten in der Nacht bei euch auf der Matte stehe. << - >>Lass das mal meine Sorge sein!<< erwiderte Peggy, stieg aus und zog den Haustürschlüssel hervor. Chantal folgte ihr zögernd. Sie sollte Peggys und Marks Wohnung betreten? Unmöglich! Aber hatte sie eine Wahl?
Peggy schloss auf und schob Chantal vor sich in den Flur. Nirgendwo brannte Licht, vielleicht schlief Mark ja wirklich noch? Gerade, als sich Erleichterung in ihr breitmachen wollte, trat Mark aus der Tür zum Schlafzimmer. Sein vorwurfsvoller Blick wechselte in Irritation, als er Chantal erkannte. Er schwieg, und Peggy versuchte zu lächeln. >>Du bist ja noch wach. << - >>Soll das n‘ Scherz sein?<< antwortete er, ohne den Hauch von Humor in der Stimme, Peggy schluckte. Er schien ziemlich sauer zu sein! Sie sah kurz zu Chantal, die nervös an ihren Fingernägeln kaute, und hielt es für besser, Mark erst einmal alleine alles zu erklären. >>Ich würd gern mal mit dir sprechen, Peggy. << sagte Mark in dem Moment und wieder einmal bewies sich die telepathische Verbindung zwischen den beiden. Doch Peggy konnte sich dieses Mal nicht so recht daran freuen. >>Wäre auch mein Vorschlag gewesen. << erwiderte sie leise. >>Chantal, vielleicht wartest du kurz hier, ja?<< Diese nickte, die Augen auf den Boden geheftet, so unangenehm war ihr die Situation.
Als Peggy vor Mark die Küche betrat spürte sie, dass das jetzt eine ziemlich heftige Diskussion geben würde. Sie holte tief Luft und versuchte, sich Mut zuzusprechen. Wenn sie ihm alles erklären würde, würde er vielleicht milde gestimmt sein. Mark schloss die Tür, wandte sich zu ihr um. >>Hast du eine Ahnung, was ich für eine Angst um dich hatte?<< fuhr er sie an, Peggy presste die Lippen zusammen. >>Es ist doch nicht passiert. << - >>Nichts passiert? Peggy, du hast mir versprochen, dass du nie wieder in diesen scheiß Club gehst!<< - >>Ich war auch nicht drin, ich hab nur Chantal abgeholt und hier her gebracht. Ich finde, sie sollte jetzt nicht allein sein. << - >>Was soll das denn heißen?<< - >>Dass sie hier übernachtet! << - >>Nein, nur über meine Leiche!<< ->>Was hast du denn gegen sie?<< - >>Muss ich dir das noch  erklären?<< rief Mark aufgebracht. >>Du kennst sie doch!<< ->>Mark, sie steckt wirklich in Schwierigkeiten. Wir müssen ihr helfen!<< - >>Wir müssen gar nichts für dieses hinterhältige Biest tun! Die verschwindet, und zwar sofort!<< - >>Komm mal wieder runter. << erwiderte Peggy ebenso wütend. >>Ich wohne ja schließlich auch hier und wenn ich will, dass sie bleibt, dann bleibt sie! Meine Güte, musst du diese ganzen Geschichten von damals immer wieder aufwärmen? Ja, sie hat uns das Leben schwer gemacht, aber wenn ich ihr helfen will, dann helfe ich ihr. Und wenigstens mir zu Liebe, könntest du das auch tun, verdammt!<<
Sie starrte ihn an, Mark sah das Funkeln in ihren Augen, wie immer, wenn sie kampfbereit war. Irgendwie faszinierte ihn ihre Unerschrockenheit, aber auf der anderen Seite, war genau diese Unerschrockenheit manchmal so wahnsinnig gefährlich!
Doch sein Ärger verflog sofort, als Peggy ihre Hand auf den Bauch legte und tief ausatmete. >>Alles okay?<< Besorgt trat er näher, sie nickte und schloss kurz die Augen. Vielleicht war das doch alles ein wenig viel Action gewesen. >>Du weißt doch, dass du dich nicht so aufregen darfst.<< sagte Mark sanft, Peggy schaute ihn an. >>Du machst es mir nicht gerade leicht. << erwiderte sie und erkannte das Grinsen, das um seine Lippen spielte. >>Okay. Sie kann bleiben. << gab er schließlich nach. >>Aber nur, wenn sie uns über all ihre angeblichen Probleme lückenlos aufklärt!<< Peggy nickte, mit dem guten Gefühl, sich durchgesetzt zu haben. Manchmal zahlte sich ihre Sturheit wirklich aus! In dem Moment spürte sie ihr Handy vibrieren, sie zog es aus der Tasche, las den Text und hielt Mark dann wortlos die SMS vor Augen. Sie war von Chantal. Natürlich.


*ich möchte nicht, dass ihr euch meinetwegen streitet. Sei mir nicht böse, aber ich kann und will hier nicht bleiben. ich melde mich. Danke für alles, Peggy!*


>>Sie hat uns gehört. << vermutete Mark und Peggy legte das Handy beiseite. >>Natürlich hat sie uns gehört! Wir haben uns ziemlich angeschrien!<< - >>Stimmt. << Peggy erwiderte nichts. Ein wenig sauer war sie noch immer, dass Mark ihr, was Chantal anging, offenbar so in den Rücken gefallen wäre! Aber auch er hatte Grund, sauer auf sie zu sein, also waren sie quasi quitt. Mark nahm ihre Hand. >>Komm jetzt ins Bett. << sagte er leise und Peggy folgte ihm wortlos.

Schlaf fand sie in dieser Nacht jedoch kaum noch. Sie hasste es, wenn sie Streit mit Mark hatte, obwohl sie zugeben musste, dass sie dieses Mal nicht ganz unschuldig war. Es war wirklich unfair gewesen, ihn mit einer SMS darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie mitten in der Nacht mit seinem Auto unterwegs war. Andererseits hatte sie ja nicht ahnen können, dass die Sache mit Chantal doch ernster war. Hätte es sich um eine Lappalie gehandelt, hätte sie nur unnötig die Pferde scheu gemacht.
Über all das nachgrübelnd, stand Peggy am nächsten Morgen im Bad und rubbelte ihre Haare trocken. Obwohl sie regelmäßig zum Friseur ging, schienen sie dennoch immer länger zu werden. Vielleicht täte mir eine Kurzhaarfrisur mal ganz gut, dachte sie und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, als die Tür aufging und Mark hereinkam.
>>Oh sorry, ich dachte, du wärest schon fertig. << Er kam gerade vom Joggen, wie immer am Samstagmorgen, und sah, wie Peggy zugeben musste, wieder einmal ziemlich gut aus! Aber sie spürte, dass die Stimmung zwischen ihnen nach wie vor angespannt war.
>>Ich bin gleich soweit. << antwortete sie und widmete sich wieder ihren Haaren. Mark lehnte sich gegen die Wand, schaute ihr zu und ließ seinen Blick an ihr schweifen. Sie hatte sich ein Handtuch um den Körper geschlungen, auf ihrer Haut glänzten noch vereinzelte Wassertropfen … egal, wann er sie auch antraf: sie sah wirklich immer zum Anbeißen aus! Wie machte sie das?
Er trat hinter sie und ihre Blicke trafen sich im Spiegel. >>Wie geht’s dir?<< fragte er, als er seine Hände über ihren Bauch streifen ließ. >>Ganz gut. Ich hab jedenfalls keine Schmerzen oder so, falls du das meinst. << - >>Ich wollte dich gestern nicht so anschreien. << fuhr er fort, Peggy sah ihn durch den Spiegel an und erwiderte nichts. Nur ein kleines Lächeln verriet ihm, dass sie ihm anscheinend verziehen hatte.
>>Wieso streiten wir uns eigentlich?<< fragte Mark und ließ seine Nase über ihre Schultern wandern. Ihre Haut war weich und roch angenehm leicht nach Zitrone. Das war ihre Bodylotion … >>Weil wir beide immer unseren Willen kriegen müssen?<< vermutete Peggy mit einem leichten grinsen, Mark nickte. >>Das könnte sein. << Seine Hände strichen erneut über ihren Bauch, bevor sie sich langsam auf ihre Hüften legten. Er küsste sanft ihren Nacken. >>Kommst du mit duschen?<< raunte er verführerisch und augenblicklich bekam Peggy eine Gänsehaut. >>Ich hab gerade geduscht. << antwortete sie und schnappte nach Luft, als Mark sie erneut mit seinen Lippen berührte. Am Hals, genau unterhalb ihres Ohres. Mist, er wusste einfach zu gut, was sie liebte!
>>Na und?<< flüsterte Mark und zog das Handtuch ein wenig nach unten, doch irgendwie schaffte Peggy es, sich aus seiner Umarmung zu winden. >>Hey, wir sollten lieber darüber nachdenken, wie wir Chantal helfen! Und außerdem hast du darauf bestanden zu erfahren, was mit ihr los ist. << Mark seufzte und sah sie an. Er wusste genau, was er wollte, doch das hatte nicht im Mindesten etwas mit Chantal zu tun!
Er grinste, trat einen Schritt zurück und zog sich das T-Shirt über den Kopf. Beim Anblick seines muskulösen Oberkörpers, bekam Peggy einen trockenen Mund. Ihr Widerstand schwand.
>>Willst du jetzt allen Ernstes über Chantal reden, Baby?<< fragte Mark mit leiser Stimme, Peggy schluckte. Dieser sexy Mistkerl! >>Du hast ganz schön geschwitzt, hm?<< stellte sie fest, als sie das Glänzen auf seiner Brust bemerkte, er nickte. >>Oh ja! Ich brauche unbedingt eine Dusche!<< Er kam ihr wieder näher und küsste sie. >>Eine ganz heiße Dusche!<< flüsterte er. Erneut zog er das Handtuch von ihrem Körper. Es fiel zu Boden und seine Finger legten sich auf ihre Brüste. Peggy stöhnte leise auf. Und ihr Widerstand war endgültig gebrochen!