Guten Tag, zusammen!
60 Kapitel... was soll man dazu sagen?! :D Ich finde es wahnsinnig, in jeder Hinsicht!
Aber ich danke allen treuen LeserInnen, den aktiven und den stillen, die mich immer anspornen, weiterzumachen. Und es macht mir auch nach wie vor großen Spaß!

Viel Vergnügen weiterhin, seid ganz lieb gegrüßt von

Kessy! <3

 

Die Nachhilfestunde 60: mach's gut!


Als sie wenig später die Küche betrat, was es tatsächlich nicht das Frühstück auf dem Tisch, das ihr Herz aufgehen ließ. Es war Emelie, die mittlerweile schon in ihrem Hochstühlchen sitzen konnte. Peggy lächelte bei ihrem Anblick und spürte erst jetzt, wie sehr sie ihre Kleine vermisst hatte.
Mark stellte eine Tasse Kaffee auf den Tisch an Peggys Platz. >>Setz dich!<< Peggy ignorierte seinen nun wieder unwirschen Tonfall und nahm Platz. Sie ließ ihren Blick über den Tisch schweifen. War ihr vorhin noch so übel am Magen gewesen, so hatte sie nun plötzlich riesigen Hunger und machte sich gleich über Brot, Müsli und Brötchen her. Nebenbei fütterte sie Emelie mit Früchtebrei und diese dankte es ihr mit einem breiten Lächeln und fröhlichem Glucksen. Für Peggy war das Musik in ihren Ohren. Wenigstens eine, die happy war!
Peggy schwieg. Und Mark schwieg auch. Es war zeitweise so still, dass man eine Feder hätte zu Boden fallen hören können. Peggy warf Mark einen raschen Blick zu, er wirkte irgendwie abwesend und sie fragte sich, wo er wohl mit seinen Gedanken war. Aber sie hütete sich, danach zu fragen. Dann würden sie sich eben anschweigen, auch wenn Peggy gleichzeitig wusste, dass das dumm und kindisch war. Und weh tat es außerdem!
>>Willst du nicht mehr mit mir sprechen?<< fragte Mark genau in diesem Augenblick und Peggy sah auf. >>Wieso?<< - >>Weil du so ruhig bist. << - >>Du doch auch! Außerdem weiß ich gar nicht, was ich sagen
soll. << Peggy wagte einen erneuten Blick in seine Richtung. Entweder bildete sie es sich ein, oder er wirkte schon wieder ein wenig zugewandter, als eben. Sie spürte ihr Herz im Hals klopfen. Wieso war es nur so schwierig, sich auszusprechen, wenn man mit jemandem im Clinch lag? Aber es half nichts, es musste aus ihr heraus!
 >>Ich hasse es, wenn wir uns streiten. << brachte sie mit dünner Stimme hervor. >>Ich habe keine Ahnung, wieso wir uns das antun. Und ich will, dass das ganz schnell wieder aufhört. Bitte. << Jetzt hob sie ganz die Augen und sah, dass Mark sie genau beobachtete, ihr ganz genau zuhörte. Das gab ihr ein bisschen Mut.
>>Ich treffe mich nicht mehr mit Sina, wenn es dir so viel ausmacht. Entschuldige. << Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen und beschloss, lieber nicht weiterzusprechen, sonst würde sie gleich heulen wie ein Schlosshund!
>>Du musst dich nicht entschuldigen. << sagte Mark und beugte sich ein wenig zu ihr vor. >>Dafür jedenfalls nicht. Aber dass du wirklich denkst, ich hätte mit Chantal … << - >>Das denke ich nicht!<< fiel Peggy ihm rasch ins Wort. >>Ich hab das nur gesagt, weil ich so wütend war. Und so traurig. Und da sagt man eben manchmal Dinge, die man gar nicht so meint. << -
>>Ich weiß. Und es ging mir auch so. Du bist mir nicht egal! Ganz und gar nicht!<< erwiderte Mark. Er dachte über Peggys Worte nach, die ihm wieder einmal unmissverständlich zeigten, wie sensibel sie war und auch, wie sehr sie unter der Situation litt. Und nun war es wohl an ihm, einige Dinge klarzustellen.  
>>Ich hätte nicht mit Chantal reden sollen. Jedenfalls nicht so intensiv und nicht über unsere Probleme. << begann er. >>Ich hatte das auch gar nicht vor, eigentlich wollte ich zu Sascha. Aber sie war dann plötzlich da und es ist irgendwie aus mir herausgebrochen. Ich kann es auch nicht wieder rückgängig machen. Aber ich sehe ein, dass das keine tolle Aktion war. << Peggy schluckte und hielt noch immer tapfer die Tränen zurück.
>>Und was machen wir jetzt?<< fragte sie leise, Mark hob die Schultern. Peggy biss die Zähne zusammen und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Es wurde immer schwieriger, nicht zu weinen! Mark stand auf, nahm ihre Hand und zog sie hoch. So standen sie sich eine Weile gegenüber und Mark sah die Tränen in ihren Augen glitzern. Vorsichtig legte er seine Hand an ihre Wange und streichelte sie sanft. Es war das erste Mal seit Tagen, dass er sie wieder so zärtlich berührte, und es fühlte sich so an, als hätte er etwas wiedergefunden, das er schon lange gesucht hatte!
>>Vergiss es einfach. << flüsterte er, doch Peggy verstand nicht. >>Was?<< - >>Den ganzen Scheiß, der passiert ist. Bitte. Lass es uns abharken. Ich kann nicht mehr. <<
Peggy schluckte, in ihrem Kopf flogen die Gedanken umher. Natürlich wünschte sie sich nichts sehnlicher, als eine Versöhnung, aber war es wirklich so einfach?
>>Unsere Probleme sind nach wie vor nicht gelöst. << gab sie zu bedenken, Mark lehnte seine Stirn gegen ihre und seufzte. >>Ich weiß. Aber wir können doch darüber sprechen, oder? Und zwar wie zwei erwachsene Menschen. << Peggy lächelte vorsichtig. >>Bestimmt. <<  - >>Du sollst nicht auf die Treffen mit Sina verzichten, nur weil ich schlecht damit klarkomme. << sagte Mark. >>Ich hab nicht das Recht, dir das zu verbieten und ich will es auch nicht. Ich habe nur einfach Angst um dich und Sina ist kein Kind von Traurigkeit … << - >>Das war vielleicht mal so. Aber ihr geht’s wirklich dreckig! Und außerdem hat sie sich für ihr damaliges Verhalten aufrichtig entschuldigt, also … << Peggy zuckte mit den Schultern, als würde das alles rechtfertigen, doch Mark gab nach wie vor nichts auf Sinas Worte. Dennoch unterdrückte er den Impuls, Peggy weiterhin ins Gewissen zu reden. Das würde nichts besser machen.  Er nahm ihre Hände. >>Dann triff dich mit ihr. Aber bitte pass auf dich auf! Und lass sie nicht zu nah an dich heran. << - >>Versprochen! << lächelte Peggy und wagte einen weiteren Vorstoß. >>Vielleicht kannst du ja mal mitkommen, wenn ich sie besuche?! Sie würde sich bestimmt freuen, dich wiederzusehen. << - >>Da bin ich mir nicht so sicher. Aber ich denke drüber nach. << sagte Mark. Selbst wenn Sina sich tatsächlich freuen würde: das würde definitiv nicht auf Gegenseitigkeit beruhen! Andererseits könnte er so wenigstens sicher sein, dass Peggy nichts geschehen würde.
>>Ist jetzt alles wieder gut?<< fragte Peggy hoffnungsvoll, Mark schaute sie an. >>Nein. << - >>Wieso nicht?<< Er hörte die Besorgnis aus ihrer Stimme heraus und auch die Angst, und zeichnete mit dem Finger beruhigend die Konturen ihres Gesichts nach. >>Die Sache mit Chantal war wirklich keine Meisterleistung... << Peggy atmete erleichtert auf. Darum ging es ihm also! Sie sah ihm tief in die Augen und trat etwas näher. >>Bekomme ich einen Kuss?<< flüsterte sie, Mark lächelte, zog sie in seine Arme und kam ihrer Bitte nach.

>>Wir sollten uns öfter streiten. << murmelte Peggy schläfrig und hauchte einen Kuss auf Marks Schulter. Sie lag im Bett in seinen Armen und genoss die Wärme, die Liebe, die Leidenschaft, die im Zimmer förmlich zu spüren war. Und sie genoss Marks Finger, die zärtlich mit ihren Haaren spielten.
>>Wenn das die Versöhnung ist, ja. << antwortete er. >>Obwohl ich auch ohne vorher zu streiten sehr gerne mit dir schlafe!<< Peggy lächelte und seufzte glücklich. So schlimm, wie alles vorher gewesen war, so schön war es jetzt: sie und Mark hatten sich wieder versöhnt, sie hatten unglaublichen Sex gehabt …
>>Wann fährst du denn das nächste Mal zu Sina?<< unterbrach Mark ihre Gedanken, doch sie zuckte die Schultern. >>Weiß ich nicht. Wahrscheinlich gar nicht, denn ich glaube, ich werde nie wieder aus diesem Bett
aufstehen. << - >>Nie wieder? Schade, ich dachte, wir gehen heute Abend noch essen. << erwiderte Mark und Peggy richtete sich auf. >>Ich würde gerne mal wieder einen richtig schönen Abend mit dir verbringen. << fügte er hinzu, als er ihren irritierten Blick sah und strich abermals durch ihre Haare, die auch heute wieder so wunderbar weich waren. >>Sehr gerne! Dann gehe ich aber noch schnell duschen. << - >>Schon wieder?<< - >>Ja. Ist doch angebracht, oder?<< raunte sie lasziv und Mark biss sich auf die Lippe. Ja, wahrscheinlich hatte sie sogar recht …
Peggy angelte ihr Handy vom Nachttisch und schaltete es ein. >>Lass mich noch rasch meine Mails checken. << bat sie. >>Unser Dozent wollte uns die Skripte der letzten Vorlesung schicken.<< - >>Euer Dozent, soso. << wiederholte Mark und Peggy bedachte ihn mit einem milden Blick. >>Keine Konkurrenz für dich, falls du dich da sorgst. Er ist uralt!<< - >>Alter ist Definitionssache. Das solltest du eigentlich am besten wissen. << antwortete Mark grinsend, doch er bemerkte, dass Peggy sich schon gar nicht mehr auf ihre Unterhaltung konzentrierte, sondern mit einem seltsam erschrockenen Blick auf das Handydisplay starrte. Ihr Lächeln war erloschen und ihre Wangen blass…
>>Was ist?<< fragte Mark, als er ihre Veränderung bemerkte, sie schluckte schwer und sah ihn an. >>Dr. Berger hat versucht, mich anzurufen. << sagte sie mit dünner Stimme und hielt Mark das Handy hin.
Er richtete sich auf und sah einen verpassten Anruf auf dem Display leuchten. Er wusste genauso gut wie Peggy, was das bedeutete: es ging um Davina.
Vorsichtig nahm er ihre Hand. >>Ruf zurück. << sagte er mitfühlend und spürte, wie ihre Finger klamm wurden. Peggy starrte noch immer auf ihr Handy. Alles in ihr wehrte sich dagegen, diese Nummer zurückzurufen, doch ihr war klar, dass sie im Grunde keine Wahl hatte.

Eine Stunde später war sie gemeinsam mit Mark auf dem Weg zum Stall. Sie hatte sich durchgerungen, Dr. Berger anzurufen und diese hatte sie gebeten, noch heute zum Gestüt zu kommen. Mit einer Grabesstimme, also konnte Peggy sich ausmalen, was das Anliegen der Ärztin war. Wahrscheinlich würde Davina heute oder morgen eingeschläfert werden und Dr. Berger wollte ihr Gelegenheit geben, sich in aller Ruhe zu verabschieden, was Peggy ihr hoch anrechnete. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie todtraurig war! Und Mark konnte ahnen, was in ihr vorging und dachte verzweifelt darüber nach, wie er ihr helfen konnte, während er am Steuer des Autos saß und den schnellsten Weg zum Stall eingeschlagen hatte. Doch er wusste, dass es im Augenblick kaum einen Trost für sie gab.
Er warf ihr einen raschen Blick zu. Peggy hatte sich in ihrem Sitz zurückgelehnt, die Arme schützend um ihren Körper geschlungen, den leeren Blick nach draußen gerichtet, und schwieg. Den ganzen Weg, bis sie schließlich angelangt waren. Mark hielt sie zurück, als sie aussteigen wollte. >>Du schaffst das, okay?<< Peggy atmete tief aus und schaute auf ihre Finger, die in seiner Hand lagen. Klar würde sie das schaffen. Was blieb ihr auch anderes übrig …  
Mit zitternden Knien betrat sie neben Mark das Gelände des Gestüts, auf dem es heute irgendwie noch stiller war, als sonst. Es waren zwar ein paar Reitschüler und –lehrer anwesend, doch niemand achtete auf sie. Jeder schien mit sich selbst beschäftigt zu sein. Je näher sie den Ställen kamen, desto flauer wurde das Gefühl, das Peggy in ihrem Magen spürte. Sie musste sich anstrengen, immer weiter geradeaus zu gehen, anstatt einfach davonzurennen.
>>Da ist sie. << hörte sie Mark sagen und sah Dr. Berger, die ihnen auf halbem Weg entgegen kam. Sie hatte auch heute wieder ihren alten, abgewetzten Lederkoffer bei sich, den sie, scheinbar etwas nervös, von einer Hand in die andere wechselte und schließlich auf dem Boden abstellte, als sie den beiden gegenüber stand.
>>Hallo Peggy. << begrüßte sie sie leise, Peggy nickte flüchtig und deutete mit einer knappen Geste auf Mark. >>Das ist mein Freund. << - >>Markus Winter. << stellte er sich vor und reichte der Ärztin die Hand, diese lächelte, doch es war kein herzliches, kein echtes Lächeln, das sah Mark sofort. Doch unter den gegebenen Umständen war das auch verständlich.
>>Sie müssen gar nicht viel sagen, ich weiß schon, wieso wir hier sind. <<< sagte Peggy mit brüchiger Stimme und schlang abermals die Arme um ihren Körper. Ihr war so eisigkalt! Obwohl es eigentlich ein recht angenehm milder Tag war.  
Sie sah, wie blass Dr. Berger wurde, wie überschattet ihre Augen waren. Und sie sah das leichte Kopfschütteln, das sie ein wenig irritierte. >>Es ist anders, als du denkst. << sagte die Ärztin, trat einen Schritt auf sie zu und legte die Hände auf ihre Schultern. Dann holte sie tief Luft und sah Peggy direkt in die Augen. >>Davina ist gestorben. <<
Peggy starrte zu ihr zurück, während sich die Worte der Ärztin ganz langsam in ihrem Kopf festsetzten. Doch sie verstand sie dennoch nicht. Sie ergaben keinen Sinn … Dr. Berger seufzte. >>Ein Schüler hat sie heute Morgen in ihrer Box gefunden. Da war sie wohl schon … << Sie unterbrach sich, um Peggy nicht noch mehr zuzusetzen. >>Das Gestüt hat mich informiert und ich bin gekommen, so schnell ich konnte…es tut mir so leid, Peggy!<<
Peggy wich einen Schritt zurück, die Tränen liefen ihr über die Wangen und sie schlug sich die Hand vor dem Mund, um nicht laut aufzuschluchzen. Der Schmerz war unbeschreiblich!
Mark zog sie wortlos in seine Arme, bette ihren Kopf an seine Schulter und ließ sie weinen. Er spürte ihren Körper zittern und auch ihm brannten die Tränen in den Augen, doch er nahm sich zusammen. Wenn er jetzt auch noch zusammenbrach, würde er Peggy keine Stütze sein können, doch genau das war es, was sie jetzt brauchte!
>>Ist sie noch in der Box?<< fragte er nach einer Weile an Dr. Berger gewandt, die betreten zu Boden geschaut hatte, nun jedoch aufsah und verneinte. >>Sie ist schon abgeholt worden. << - >>Das heißt, ich sehe sie überhaupt nicht mehr?<< rief Peggy unter Tränen und richtete sich auf. >>Sie ist einfach weg?<< - >>Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber … << erklärte Dr. Berger entschuldigend und hob die Schultern. So leid es ihr tat, sie konnte nichts an der Situation ändern.
Peggy fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Davina war weg, einfach weg. Für immer! Und sie hatte sich nicht verabschieden können, weil sie ihr Handy ausgemacht hatte. Das würde sie sich nie verzeihen!
>>Du kannst nochmal in ihre Box gehen, wenn du
möchtest. << sagte Dr. Berger leise. >>Ich habe darum gebeten, dass dort nichts weggeräumt wird, bevor du nicht da warst. << - >>Danke. << antwortete Mark für Peggy, die scheinbar gar nichts richtig mitbekommen hatte, sondern nur mit tränenblinden Augen in den blassblauen Nachmittagshimmel starrte.
Nachdem sich Dr. Berger mit einem letzten mitfühlenden Blick verabschiedet und die beiden allein gelassen hatte, waren Mark und Peggy tatsächlich zu den Ställen gegangen und an Davinas Box herangetreten, die traurig und leer da stand. Peggy strich mit den Fingern über das von Rost angegriffene Namensschild und erneut rannen die Tränen über ihr Gesicht. Das Tor stand offen, ansonsten wirkte alles wirklich unverändert. Mark trat neben sie und legte den Arm um sie. So standen sie eine Weile da und Peggy versuchte zu begreifen, was da gerade eigentlich geschehen war. Dass Davina unwiederbringlich aus ihrem Leben verschwunden war und nichts und niemand auf dieser Welt etwas daran ändern konnte …
 >>Ich glaube, ich lasse dich mal einen Moment alleine.<< schlug Mark leise vor, Peggy nickte schwach. Sie war so in sich selbst und ihren Gedanken gefangen, dass sie zu keiner weiteren Reaktion fähig war. Mark gab ihr einen sanften Kuss und trat zurück ins Freie. Er atmete tief durch, legte den Kopf in den Nacken und schloss für eine Weile die Augen. Es tat ihm so unendlich weh, Peggy so leiden zu sehen und kaum etwas daran ändern zu können! Er ging zu einer kleinen Bank, die unweit der Ställe in der Sonne stand, ließ sich darauf nieder und tippte eine SMS an Sascha, der vorhin spontan als Babysitter eingesprungen war.

*Peggys Pferd ist gestorben. Sie ist ziemlich fertig. Kann noch etwas dauern, bis wir wiederkommen.*


*oh man, das tut mir leid. Drück sie von mir. *


kam es von Sascha zurück. Mark tippte erneut.


*mit Emelie alles okay?*


*bestens! *


Mark lächelte. Er war Sascha dankbar, dass er Emelie beaufsichtigte und er selber sich so ganz darauf konzentrieren konnte, für Peggy da zu sein. Wenn er nur wüsste, wie er sie wieder ein bisschen aufbauen
konnte … da sah er sie auf sich zu kommen. Sie schlurfte heran und ließ sich kraftlos neben ihn fallen. Sie hatte ein bisschen Heu in den Haaren, als hätte sie sich hineingelegt. Mark zupfte es vorsichtig heraus und ließ es zu Boden fallen. >>Na? Besser?<< - >>Ich weiß
nicht. << antwortete Peggy leise. >>Ich bin einfach so traurig!<< Sie lehnte sich an ihn und schwieg. Und Mark schwieg auch. Irgendwie gab es nichts zu sagen.

 


Das von Mark geplante Abendessen fiel ins Wasser. Peggy hatte einfach keine Lust, sich jetzt, in dieser Verfassung in ein Restaurant zu setzen und sich die Abendkarte kommen zu lassen. >>Können wir nicht lieber in eine Bar? Uns an die Theke setzen und uns volllaufen lassen?<< hatte sie resigniert gefragt. >>Klar, wenn du möchtest. << hatte Mark leise lächelnd geantwortet und ihr einen mitfühlenden Kuss auf die Wange gedrückt.
Nun waren sie tatsächlich in irgendeiner Bar versackt, Peggy hatte sich gerade den dritten Cocktail bestellt. Mit schwerer Zunge, und auch Mark spürte deutlich die Wirkung des Alkohols. Zum Glück hatten sie das Auto noch Zuhause abgestellt und  waren zu Fuß hergekommen.
>>Ich glaube, wir sollten mal langsam Schluss
machen. << meinte er, Peggy stützte den Kopf in die Hand und sah ihn mit glasigen Augen an. >>Womit?<< - >>Mit dem trinken. << - >>Spießer!<< grinste sie und hielt ungeduldig nach der Kellnerin Ausschau, die ihre Bestellung aufgenommen hatte. 
>>Das macht Davina auch nicht wieder lebendig. << sagte Mark, Peggy schlug die Augen nieder. >>Ich weiß. Aber der Schmerz wird kleiner. << - >>Das ist
Einbildung. << gab er zurück und trank sein Bier aus, während die Bedienung nun endlich den bunt gemixten Cocktail vor Peggy auf den Tisch stellte.
>>Also, auf die nächste Runde! << sagte sie, prostete Mark mit ihrem Glas zu und trank einen großen Schluck von dem Getränk, dessen Namen sie schon wieder vergessen hatte. Aber es schmeckte gut und ließ ihren Kopf und ihre Gedanken immer leichter werden.
Mark beobachtete sie mit wachsender Besorgnis. >>Hast du wirklich vor, dich zu betrinken?<< - >>Wieso nicht?<< - >>Weil ich dich ungern in diesem Zustand sehe. Ich liebe dich nämlich und ich will, dass es dir gut geht!<< - >>Oh, damit geht’s mir ganz wunderbar. << erwiderte Peggy und hob abermals ihr Glas.  Mark versuchte es weiter. >>Dann iss wenigstens etwas. << - >>Ich hab aber keinen Hunger. << maulte Peggy mit schwankender Stimme, die erkennen ließ, dass sie bereits mindestens angetrunken war. Mark seufzte und schaute sie kopfschüttelnd an. Naja, sie war erwachsen. Und zwingen konnte er sie zu gar nichts. Sie hatte so oder so ihren eigenen Kopf.
Dennoch bestellte er wenig später einen großen gemischten Salat und ein paar Pommes, und obwohl Peggy sich nach wie vor dagegen gewehrt hatte, langte sie dann doch kräftig zu, als die Teller vor ihnen auf dem Tisch standen. Mark sah ihr wohlwollend zu: na also, ging doch!
>>Was ist?<< fragte Peggy mit vollem Mund, als sie seinen leicht amüsierten Blick bemerkte, Mark schüttelte den Kopf. >>Gar nichts. << - >>Lügner!<< - >>Iss einfach weiter, okay?<< - >>Ich esse dann, wann ich es für richtig halte. << erwiderte Peggy kampflustig und schob triumphierend den Pommesteller beiseite. Dann beugte sie sich vor und sah Mark funkelnd in die Augen. >>Ich lasse mir von Ihnen nichts vorschreiben, Herr Winter. Das Thema hatten wir doch bereits!<< Ihre Stimme war zuckersüß, er schluckte. Sie war frech, ganz bewusst, weil sie genau wusste, wie sehr sie ihn damit reizen konnte!  Und er hätte sie gerne wieder ein bisschen auf Spur gebracht, ein wenig mit ihr gespielt, sie seinerseits ein bisschen geärgert …
>>Kannst du mich nicht ein bisschen ablenken?<< bat Peggy genau in diesem Moment, Mark stutzte. >>Ablenken?<< - >>Von Davina, von diesen trüben Gedanken, von dem ganzen scheiß Tag heute. Bitte!<< Nichts leichter als das, dachte Mark und spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Er hätte einige Ideen, sie auf andere Gedanken zu bringen. Die Frage war nur, ob heute und jetzt tatsächlich der richtige Zeitpunkt für so etwas war.
>>Hast du dein Handy dabei?<< fragte er unvermittelt und Peggy sah ihn verwirrt an. >>Klar. << - >>Hol es raus. << Noch immer reichlich irritiert, tat Peggy wie ihr geheißen und legte das Gerät auf den Tisch. Auch Mark zog seinerseits das Handy aus der Tasche und sah sich verstohlen um, ehe er etwas in die Tasten zu tippen begann. Peggy beobachtete ihn mit wachsender Ratlosigkeit. >>Was wird das, wenn es fertig ist?<< fragte sie, doch Mark hob nur kurz den Blick und grinste, ohne das eifrige Tippen zu unterbrechen. Peggy schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck ihres Cocktails. Männer!
In diesem Augenblick vibrierte ihr Handy neben sich auf dem Tisch. Eine Nachricht war eingegangen. Von Mark. Verwirrt nahm sie das Handy ansich. >>Kommunizieren wir jetzt neuerdings nur noch medial?<< - >>Lies es einfach!<< verdrehte Mark die Augen und Peggy kicherte, tat ihm aber den Gefallen und öffnete die Nachricht, die ihr augenblicklich klar werden ließ, was er vorhatte:

*ich soll dich ablenken? Gut: du bist wunderschön, attraktiv, begehrenswert und wahnsinnig sexy! Was würde ich darum geben, jetzt mit dir alleine zu sein … *

Peggy schluckte, als sie die Worte wieder und wieder las und augenblicklich brach ihr der Schweiß aus. Sie hob die Augen und fing Marks herausfordernden Blick auf. Alles klar, sie war an der Reihe:

*und wenn wir alleine wären, was wäre dann?*

Grinsend tippte Mark die Antwort.

*wer weiß …*

*sag es mir!*

*du bist ganz schön herrisch!*

*es wäre mir lieber, wenn du es wärst … in diesem Fall würde ich alles tun, was du verlangst *

Noch ehe sie es bereuen konnte, hatte Peggy ihre Antwort versandt und trank den Rest ihres Getränkes in einem Zug leer! Ihr war heiß und schwindlig … ungeduldig starrte sie Mark an, der deutlich hörbar Luft holte, als er ihre Worte las. Er schaute sie an, schien nachdenklich, und Peggy wurde unsicher. Oh je, hatte sie den Mund vielleicht doch etwas zu voll genommen? Alkohol verschaffte einfach eine zu lockere Zunge!
Ein erneutes Vibrieren ihres Handys, Mark lachte, als er ihr Zögern bemerkte und lehnte sich amüsiert zurück. >>Traust du dich nicht?<< - >>Das hättest du wohl gerne!<< gab Peggy zurück und nahm ihr Handy in die Hand.

*ich werde dich an diese Worte erinnern, wenn wir zuhause sind, du nackt vor mir auf dem Bett liegst und tun wirst, was ich dir sage!*

Peggy schnappte nach Luft und schaute sich ein wenig erschrocken um, als könnte jeder Gast diese Nachricht mitlesen. Doch niemand schien sich für sie zu interessieren, alle waren in ihre eigenen Gespräche versunken, oder aber mit Drinks oder Essen beschäftigt.  Gott sei Dank!
Sie legte ihre Hände an die glühenden Wangen und sah Mark atemlos an. Er beugte sich zu ihr vor. >>Na, Angst vor der eigenen Courage?<< raunte er, Peggy schluckte. Er machte sie wahnsinnig! Doch sie mimte weiter die Unerschrockene. >>Nein.  Mir ist nur etwas … heiß. << - >>Vielleicht sollten wir besser nach Hause gehen, was meinst du?<< Er hob provozierend eine Augenbraue, sein Blick wanderte zu dem Handy, das ganz unschuldig auf dem Tisch lag und dann zurück zu Peggy. >>Okay. Gehen wir. << antwortete sie flüsternd und hoffte, dass die Kraft in ihren Beinen bald wieder zurückkehren würde!

>>Wow .. .ach du scheiße!<< Peggy schwankte und musste sich an Mark festhalten, als sie wenige Minuten später ins Freie traten und ihr die frische, kühle Luft mit voller Wucht ihren angeheiterten Zustand noch einmal verdeutlichte. Mark legte einen Arm um sie und musterte sie leicht amüsiert. >>Alles in Ordnung?<< - >>Ja … ja, ich bin nur etwas angetrunkener, als ich dachte. << murmelte Peggy und versuchte zaghaft einen Schritt nach vorne. Okay, das schien zu klappen. 
>>Du hättest nicht so viel trinken sollen!<< sagte Mark. >>Du weißt doch, wie wenig du verträgst.<<
Peggy blickte, sie sah ihn nur verschwommen. >>Du drehst dich. << kicherte sie, ohne auf seine Rüge einzugehen, und Mark konnte nicht anders, er musste mitlachen. Sie war einfach zu süß!
>>Komm, du musst dringend ins Bett!<< Er nahm ihre Hand und wollte das kleine erotische Geplänkel von vorhin schon wieder aufnehmen, als sein Herz einen Schlag aussetzte: wenige Meter von ihnen entfernt, konnte er Peggys Eltern erkennen, die auf sie zukamen und sie schon bemerkt haben zu schienen, denn Natascha hob erfreut die Hand zum Gruß.
Mark schluckte und warf Peggy einen schnellen Blick zu. Naja, zu mindest äußerlich wirkte sie gefasst.
>>Reiß dich zusammen. << raunte Mark ihr zu. >>Ich will nicht, dass deine  Eltern denken, ich hätte dich
abgefüllt. << - >>Wenn die wüssten, was du sonst noch so mit mir machst … << giggelte Peggy unbekümmert, Mark drückte warnend ihre Hand und schickte ein Stoßgebet zu Himmel: bitte lass das gut gehen!
>>Hallo, ihr zwei! Na, genießt ihr auch noch ein wenig den Abend?<< begrüßte Natascha die beiden, als sie schließlich aufeinander getroffen waren. >>Papa und ich waren im Theater. << erklärte sie an Peggy gewandt. >>Es war herrlich! Ich hatte ganz vergessen, wieviel Spaß das macht!<< Peggy sah sie an. Das erklärte jedenfalls den todschicken Aufzug ihrer Eltern! Das dunkelblaue Spitzenkeid ihrer Mutter musste ein Vermögen gekostet haben! Sie lächelte matt. Ihr war noch immer schwindlig und sie musste sich zusammen nehmen, um sich nicht einfach auf die nächstbeste Bank fallen zu lassen. Deswegen war sie froh, als Mark antwortete. >>Wir waren nur rasch etwas essen und sind jetzt auf dem Weg nach Hause. << - >>Wo habt ihr denn Emelie gelassen?<< fragte Frank neugierig. Beinahe klang er ein wenig enttäuscht, dass sie nicht dabei war, was angesichts der späten Stunde aber natürlich verständlich war. >>Bei Sascha, unserem Mitbewohner. << erklärte Mark und konnte förmlich spüren, wie die Stimmung abkühlte. Immerhin war Sascha für die beiden ein völlig unbekannter.
>>Er kümmert sich sehr gut um sie, versprochen. << versuchte Mark sie zu beruhigen. >>Ihr seid uns keine Rechenschaft schuldig. << lächelte Natascha. Ihr Blick fiel auf Peggy, die ein wenig blass um die Nase war. Sie runzelte die Stirn. >>Ist alles in Ordnung mit dir, Süße? Du siehst mitgenommen aus. << Peggy schaute in die sanften Augen ihrer Mutter, die sie besorgt ansahen und wurde traurig. Sofort kam ihr wieder die Tragödie um ihre geliebte Davina in den Sinn, derer sie sich trotz des Alkoholpegels nur allzu gut entsinnen konnte.
>>Davina ist heute gestorben. << sagte sie und spürte schon die Tränen in den Augen. Natascha erschrak und trat näher an ihre Tochter heran. Sie wusste ganz genau, was das für Peggy bedeutete! >>Ich bin so traurig! Ich konnte sie nicht retten, war nicht einmal dabei… sie war ganz alleine, als sie … << Weiter kam Peggy nicht, da brach ihre Stimme endgültig. Dankbar ließ sie sich von ihrer Mutter in die Arme schließen und bettete den Kopf an ihre Schulter. Es tat gut! Manchmal brauchte man eben den vertrauten, wunderbaren Platz in den Armen der Mutter, egal, wie alt man war!
>>Armes Mädchen. << murmelte Frank, der neben Mark stand und ebenfalls voller Mitgefühl war. >>Dieses Tier war ihr ein und alles. << - >>Sie macht sich Vorwürfe, dass sie nicht dabei war, als es passiert ist. << erklärte Mark. >>Ich hatte gehofft, sie mit dem Essen ein wenig aufheitern zu können. << Frank wandte sich ihm zu. >>Mit Essen alleine wohl kaum, oder? Peggy scheint mindestens ein Glas zu viel zu haben. <<
Mark schluckte. Dem geschulten Blick eines Mediziners entging anscheinend nichts. Dennoch bemerkte er, dass Franks Stimme keineswegs verärgert klang, und das gab ihm etwas Hoffnung. >>Ich werde sie sicher nach hause bringen. << versprach er, Frank nickte. >>Dessen bin ich mir gewiss! Das sollte auch kein Vorwurf sein. Immerhin ist Peggy erwachsen. Leider vergesse ich das gerne
mal. << Er lächelte und Mark wurde bewusst, dass er diesen entspannten und zugewandten Gesichtsausdruck noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Meistens wirkte er ein wenig unnahbar und unterkühlt.
>>Peggy ist unser ganzes Glück. << fuhr Frank mit einem Blick auf Peggy fort, die nach wie vor in Nataschas Armen lag und sich unter dem guten Zureden ihrer Mutter ein wenig beruhigt zu haben schien. >>Wir sind froh, sie in guten Händen zu wissen. <<
Mark spürte sein Herz bis zum Hals klopfen. So viel Sympathie hatte Frank ihm noch nie entgegen gebracht! Es erfüllte ihn mit großer Zufriedenheit zu wissen, dass Peggys Eltern ihm nun endlich wohlgesonnen waren! Für einen Moment überkam ihn sogar der Gedanke, Peggys Vater auch von seinen Heiratsplänen zu unterrichten, doch letztendlich entschied er sich dagegen. Das bedürfte dann wahrscheinlich doch einer sorgfältigeren Vorbereitung.
>>Ich glaube, du solltest jetzt schlafen gehen. << Natascha schob ihre Tochter sanft von sich und strich ihr liebevoll die Tränen von den Wangen. >>Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus. <<- >>Danke, Mama. Du bist so lieb!<< schniefte Peggy, ihre Mutter lächelte. >>Das hört man gerne!<< - >>Wenn wir etwas für euch tun können, dann lasst es uns wissen. << fügte Frank hinzu. Er gab Peggy einen kleinen Kuss auf die Wange, und Peggy fühlte sich tatsächlich ein klein wenig besser. Ihre Eltern waren letztendlich doch voller Liebe für sie, auch wenn sie das früher manchmal nicht glauben wollte.
Natascha und Frank sahen den beiden nach, wie sie kurz darauf die Straße entlang gingen. Mark hatte den Arm um Peggys Taille gelegt, schien sie zu stützen.
 >>Sie wird morgen früh einen unwahrscheinlichen Kater haben. << murmelte Natascha ein wenig belustigt und sah ihren Mann an. >>Meinst du nicht auch?<< - >>Oh ja, definitiv. << bestätigte dieser. >>Aber damit kann sie mit Marks Hilfe sicher umgehen. <<
Sie lachten. Der abendlich kühle Wind durchwehte die Straßen, die Sterne blinkten von einem fast wolkenlosen Nachthimmel herab und der Mond schien blass auf die Erde. Ein schöner Abend, dachte Natascha und wickelte ihren Seidenschal ein wenig enger.  Sie sah abermals zum Himmel hinauf, es schien ihr, als leuchtete ein einziger Stern ein wenig heller, als die anderen. Augenblicklich musste sie an Davina denken,an dieses stolze, prächtige Pferd, das ihrer Tochter so viele Jahre lang so große Freude bereitet hatte! Mach's gut, dachte Natascha und spürte einen Kloß im Hals. Mach's gut, wir sehen uns wieder!