Die Nachhilfestunde 79: gute Freunde?!

Eigentlich hatten Peggy und Annika für diesen Nachmittag ein ausgedehntes Shopping in der Innenstadt angesetzt, doch der trübe Dauerregen setzte sich draußen unermüdlich fort.  So beschlossen sie, lieber auf Filme und Serien umzuschwenken. Annika hatte Peggy noch rasch um ihren Föhn gebeten und stand nun im Bad, während Mark und Peggy im Wohnzimmer auf sie warteten.
>>Musst du nicht lernen?<< erinnerte Mark sie und erntete ihren berühmten Hundeblick. >>Kann ich doch heute Abend noch
machen. << - >>Heute Abend hast du keine Zeit. << erwiderte Mark tot ernst und sie stutzte. Hatte sie irgendeinen Termin vergessen, eine Verabredung? Fieberhaft dachte sie nach, kam aber nicht drauf. Mark bemerkte ihr Grübeln, kam ihr näher und sah sie tief an. >>Glaubst du, du kannst mich so anmachen wie vorhin und das dann einfach auf sich beruhen lassen?<< - >>Klar kann ich das, hast du doch gesehen. << Peggy sah ihn herausfordernd an und wartete ab, was geschehen würde. Sie wusste genau wie er darauf reagierte, wenn sie ein bisschen frech zu ihm war. Und manchmal provozierte sie ganz gerne, um ihre Grenzen zu testen. Mark schüttelte langsam den Kopf, legte eine Hand in ihren Nacken und zog sie ein wenig zu sich heran. Zu seiner großen Freude ließ sie das alles andere als kalt und er genoss das Geräusch, wie sie ein bisschen erschrocken nach Luft schnappte. Doch ehe er noch etwas erwidern konnte, wurde draußen der Föhn abgestellt und Schritte waren zu hören. Er ließ sie los und sah Annika entgegen, als sei nicht passiert. Peggy schlug die Beine übereinander und fuhr sich durch die Haare. Dieser sexy Mistkerl!
>>So, da bin ich. << verkündete Annika und Mark bedeutete ihr, Platz zu nehmen. Er selber stand auf, seine Anwesenheit war für die kommenden Stunden sicher überflüssig. Mädels unter sich. >>Was wollt ihr denn gucken?<< fragte er noch und inspizierte das Regal mit den unzähligen DVDs. Vielleicht wurde es mal wieder Zeit, auszumisten. Die Hälfte der Filme hatte er mindestens schon drei Mal gesehen. >>Such uns irgendwas schönes raus. << bat Peggy, Mark überlegte und fuhr mit dem Finger über die verschiedenen Titel. Schließlich zog er eine Hülle hervor, einen Volltreffer, wie er annahm. >>Dirty Dancing? Das ist doch der Frauenfilm überhaupt. << Er bemerkte, wie Annika ihn ein wenig erschrocken ansah und auch Peggy hatte plötzlich einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen. Sie sah irgendwie verängstigt aus, beinahe panisch. >>Alles, aber nicht Dirty Dancing. << wisperte sie flehend. Schnell stand Annika auf und nahm ihm die DVD aus der Hand. Sie hatte die Situation sofort richtig erkannt, ganz im Gegensatz zu Mark, der endgültig nicht mehr wusste, woran er war. >>Lass mal, das erklären wir dir später. << sagte sie und versuchte zu lächeln. Mark hob die Schultern und verließ mit einem letzten irritierten Blick den Raum.
Annika atmete tief durch, dann drehte sie sich um und sah zu Peggy, die noch immer ein wenig mitgenommen wirkte. Aber Mark hatte ja nicht wissen können, dass dieser Film in dieser endlosen und schreckerfüllten Nacht im Fernsehen lief… >>Comedy?<< fragte Annika aufmunternd, Peggy nickte eifrig. >>Comedy!<<

Ein paar Zimmer weiter hatte Mark sich derweil an den Laptop gesetzt und surfte ein wenig durchs World Wide Web. Zwischendurch hörte er die beiden Mädchen lachen und war beruhigt. Allem Anschein nach ging es Peggy gut, doch er fragte sich noch immer, was sie da vorhin so in Panik versetzt hatte. Er musste sie unbedingt fragen und das nicht einfach so stehen lassen. Seine Gedanken schweiften weiter zu Sascha, noch einmal kam ihm die Szene in den Kopf, wie er Annika die Dusche bei sich angeboten hatte. Es war wirklich seltsam gewesen und ihm wurde klar, dass es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit sein würde, bis Peggy von selbst dahinterkommen würde. Jedenfalls wenn Sascha sich weiterhin so auffällig verhielt. Unerwartet klingelte es an Tür. Mark erhob sich und trat auf den Flur hinaus. Als er die Wohnungstür geöffnet hatte, sah er sich plötzlich einer jungen Frau gegenüber. Groß, schlank, Ende 20 vielleicht. Und nicht gerade unattraktiv, das musste er zugeben. >>Hi. << begrüßte sie ihn und ihre Zähne blitzten zwischen den rot geschminkten Lippen hervor. >>Ich wollte zu Sascha. << - >>Der wohnt oben. << erklärte Mark und deutete die Treppe hoch. Unauffällig musterte er die Dame erneut. Er konnte sich nicht erinnern, sie schon jemals in Saschas Nähe gesehen zu haben. Allerdings hatten sie in der letzten Zeit auch nicht allzu viel Kontakt gehabt. >>Ah cool. Danke. << lächelte die Frau und ging an ihm vorbei Richtung Treppe. Eine geradezu unanständige Parfumwolke nebelte um sie herum und Mark trat einen Schritt zurück. Wer auch immer das war, hatte wohl eindeutige Absichten!
>>Und hat sie ihren Namen genannt?<< wollte Peggy neugierig wissen, als der Filmnachmittag sein Ende gefunden hatte und Mark den beiden von dem unerwarteten Besuch berichtete. >>Nein, hat sie nicht. Bei dem Aussehen ist der Name auch egal. <<
Peggy sah ihn an. Wenn Blicke töten könnten! >>Ich kann mir schon denken, wer das
war … << murmelte Annika gedankenverloren und berichtete knapp von dem Zettel mit der Handynummer, den sie heute in Saschas Wohnung gesehen hatte. >>Sabrina, und ein kleines Herzchen. Das sagt ja wohl alles. << - >>Meinst du, der hat was mit der?<< Peggy wurde aufgeregt. Manchmal liebte sie den typischen Gossip einfach! Doch Mark machte dem Klatsch und Tratsch rasch ein Ende. >>Das geht uns nichts an. Sascha hat auch ein Privatleben. << Insgeheim hatte er schon längst Eins und Eins zusammengezählt. Offenbar hatte Sascha gestern Nacht dringend Ablenkung gebraucht und gefunden. Ablenkung von Annika, Peggys bester Freundin, von der er wusste, dass sie nach wie vor noch immer für ihn schwärmte und die gerade neben ihm saß. Das alles war so kompliziert! Und um Saschas Gefühlswelt schien es schlimmer bestellt zu sein, als angenommen!
>>Also ich hab jetzt Hunger. << wechselte Peggy das Thema und sah die anderen fragend an. >>Wollen wir was kochen?<< - >>Bei aller Liebe, aber du solltest wirklich noch was für die Uni machen. << gab Mark zu bedenken. Sie schob das anstrengende Lernpensum vor sich her, das war eindeutig. Und bis zu einem gewissen Punkt konnte er das sogar verstehen, aber irgendwie musste er sie wohl trotzdem ein bisschen in den Hintern treten. Annika nickte und erhob sich.
>>Ja, mach das auf jeden Fall. Ich muss eh los, Timo wartet sicher schon. << - >>Soll ich dich fahren?<< bot Mark an, Annika zögerte. Von hier bis zu ihrer Wohnung waren es knapp 20 Minuten. 20 Minuten alleine mit ihm, nur er und sie! Die Vorstellung war ziemlich schön, doch der Vernunft schaltete sich rechtzeitig dazwischen. >>Nein, ich nehme den Bus. Kein Problem, wirklich. << Sie umarmte ihn flüchtig und gab Peggy einen kleinen Kuss auf die Wange, bedankte sich für den schönen Nachmittag und war dann auch schon verschwunden. Peggy sah Mark mit einem erneuten Todesblick an.
>>Spielverderber! << - >>Du hast doch selbst gesagt, du musst lernen. << - >>Ich hab aber wirklich Hunger. << maulte sie weiter und Mark musste lachen. Wenn sie sich einmal in eine miese Stimmung hineingesteigert hatte, war es nicht einfach, sie da wieder herauszuholen. >>Du klemmst dich hinter den Schreibtisch und ich kümmere mich ums Essen, okay?<< schlug er vor, die Hände sanft um ihr Gesicht gelegt. Peggy sah ihn nachdenklich an und war sich nicht sicher, ob sie schon aufgeben wollte. >>Mit Nachtisch?<< - >>Mal sehen. Wenn du artig bist … << Sein Daumen glitt über ihre Lippe und ließ die Zweideutigkeit unüberhörbar werden.


Müde und vom noch immer prasselnden Regen ein wenig nass geworden betrat Annika ihre Wohnung und ließ kraftlos ihre Tasche fallen. Achtlos streifte sie ihre Schuhe ab und schlurfte in ihr Wohnzimmer. Sie ließ sich auf die Couch fallen, deren Stoff sofort nass wurde, doch das machte ihr nichts weiter aus. Es war ja ihre eigene Schuld. Hätte sie Marks Angebot angenommen, hätte sie nicht von der Haltestelle aus laufen müssen. Wieso hatte sie eigentlich abgelehnt? Ach ja, weil sie sich nicht ständig selber foltern wollte…

Sie checkte ihr Handy. Timo hatte ihr auf die Mailbox gesprochen, dass er es heute nicht mehr schaffen würde, zu ihr zu kommen. Er war mit einem Kollegen unterwegs und die beiden waren kurz entschlossen in den Nachbarort zum feiern gefahren. Annika seufzte enttäuscht. Hätte sie das früher gewusst! Nun stand ihr ein weiterer Abend allein bevor. Wann hatte Timo das letzte Mal etwas mit ihr unternommen? Und zwar etwas anderes, als Essen gehen oder DVDs auf dem heimischen Sofa anzuschauen. Es schien endlos lange her zu sein. Seit dem Peggy ihr vorhin noch einmal so lebhaft von Hamburg berichtet hatte war in ihr der Wunsch gewachsen, auch mal ein Wochenende einfach woanders zu verbringen. Mit dem Menschen, den sie liebte und für immer an ihrer Seite haben wollte. So wie Peggy und Mark! Annika lächelte, die beiden waren wirklich toll zusammen. Wenn sie sich ansahen, schien immer etwas in der Luft zu liegen. Irgendeine Magie, ein geheimes Funkeln. Umso schlechter kam sie sich vor, dass sie nach wie vor öfter an Mark dachte, als es ihr lieb war… ihr Handy vibrierte, jemand hatte ihr ein Foto geschickt. Sie setzte sich auf, es war Sascha.
*hast du bei mir liegen lassen*
stand unter dem Bild ihrer Trainingsjacke.
*nicht schlimm. hole ich die Tage ab*
tippte sie schnell zurück. Diese Jacke brauchte sie nun wirklich nicht so dringend zurück, als dass sie sich jetzt nochmal auf den Weg machen würde. Für heute hatte sie genug Zeit dort verbracht und Mark und Peggy lagen sicher längst zusammen im Bett, genauso wie Sascha mit seiner neuen Flamme … sie schluckte. Warum hatte sie nicht auch so eine schöne, heiße, innige Beziehung? Warum kam ihr das mit Timo mehr und mehr fremd vor? Und woher kamen nur immer all diese merkwürdigen Gedanken?

Sie wusste es nicht, doch sie begleiteten sie die Nacht hindurch, bis zum nächsten Morgen! Geschlafen hatte sie vielleicht ein paar Stunden, die meiste Zeit hatte sie sich umhergewälzt und gegrübelt. Sie spürte ganz eindeutig, dass ihr etwas im Leben fehlte. Etwas, oder jemand. Sie konnte nur nicht benennen, wer oder was das war. In ihren warmen Jogginganzug gekuschelt hockte sie nun in der Küche auf ihrem Stuhl und schlürfte ihren Tee. Draußen hatte sich kaum etwas verändert. Der Regen hatte zwar nachgelassen, doch es war noch immer grau und windig. Fast wie im Herbst, dabei war es eigentlich schon lange Frühling. Ein richtig toter Sonntag, dachte Annika. Da konnte man ja nur trübe Gedanken bekommen. Von Timo hatte sie noch nichts gehört. Der lag wahrscheinlich bei irgendeinem Kumpel auf dem Sofa und schlief seinen Rausch aus. In diesem Moment klingelte es und ihr Herz machte einen Sprung. War er das jetzt etwa? Wollte er sie vielleicht überraschen? Sie sprang auf, rannte schnell zum Spiegel und band ihre krausen Haare notdürftig zusammen. Dann strich sie ihre Joggingjacke zurecht und öffnete die Tür. Doch es war nicht Timo, der ihr gegenüberstand. Sascha schaute sie freudig an und hielt die gestern vergessene Jacke hoch.
>>Hier ist das gute Stück. << Annika war einen Moment sprachlos. Sie hatte absolut nicht mit ihm gerechnet, und das noch wegen dieser dummen Trainingsjacke. Irgendwie gelang es ihr, ihre Sprach wiederzufinden. >>Sascha, hi. Komm rein. << - >>Wenn ich darf … << Mit einem zurückhaltenden Lächeln schob er sich hinein. >>Woher weißt du, wo ich wohne?<< wollte Annika wissen, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. >>Hab so meine Quellen… << raunte Sascha geheimnisvoll und lachte, als er ihr perplexes Gesicht sah. >>Keine Sorge, ich hab Peggy gefragt. << - >>Achso. << Annika war erleichtert. Für einen Moment hatte sie Angst, Sascha könnte sie tatsächlich im Internet gestalkt haben. Sie nahm ihm die Jacke aus der Hand und hing sie an die Garderobe.
>>Danke fürs Vorbeibringen, das wäre aber nicht nötig
gewesen. << - >>Ach, lag eh auf dem Weg. << erwiderte Sascha so cool wie möglich, bis ihm einfiel, dass das angesichts eines Sonntagvormittags eine ziemlich unlogische Aussage war. Auch Annika sah ihn ein wenig verwundert an, stellte aber keine weiteren Nachfragen. >>Kann ich dir was anbieten? Ich hab allerdings nur Tee, oder Kaffee. Keine super Fruchtcocktails. << - >>Kaffee klingt perfekt. << nickte Sascha. Ein wenig zögerlich betrat er hinter Annika die kleine Küche und sah sich verstohlen um. Sie war gut eingerichtet, wirklich nicht groß, aber funktional und irgendwie charmant. Er bemerkte die vielen Küchengeräte und Koch- und Backbücher in den Regalen. Es war eindeutig, dass Annika gerne kochte und sich ausprobierte.
>>Ist Timo nicht da?<< fragte er, sie verneinte. >>Der war feiern und pennt jetzt wahrscheinlich irgendwo bis in die Puppen. << - >>Feiern? Ohne dich?<< Sascha bemerkte, wie sie die Schultern hängen ließ und sofort bedrückter wirkte. Sie nickte. >>Ja. Ist oft so. << Sie wollte jetzt lieber nicht über ihre nicht mehr ganz so glückliche Beziehung reden, sonst würde sie vermutlich sofort anfangen, zu weinen.

>>Wie geht’s Sabrina?<< lenkte sie stattdessen das Thema lieber von sich weg und Sascha wurde übel. Wie kam sie auf Sabrina? Hatte sie sie gestern etwa gesehen, als sie plötzlich in seiner Wohnung gestanden hatte? Auch für ihn war das eine mehr als große Überraschung gewesen!
>>Gut. << antwortete er gedehnt und überlegte, wie er begreiflich machen konnte, dass da nichts lief. Jedenfalls nicht mehr, als eine harmlose Affäre, die, wenn es nach ihm ginge, gestern zum letzten Mal stattgefunden hatte. >>Hör mal, zwischen Sabrina und mir ist nichts. << - >Deswegen schreibt sie dir Zettelchen mit Herzen?<< grinste Annika und stellte den fertigen Kaffee auf den Tisch. >>Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen! << - >>Ich will nur nicht, dass du was Falsches von mir
denkst. << Sascha nahm auf einem der Stühle Platz und sah Annika offen an, die langsam nach ihrer Teetasse griff und sich in ihrem Stuhl zurücklehnte. >>Ist doch nicht wichtig, was ich von dir denke. << - >>Doch! Ist es!<< Sein bestimmter Tonfall ließ sie ein wenig aufhorchen. Seit wann war es irgendjemandem wirklich wichtig, was sie dachte? Es war sowieso besser, man behielt seine Meinung einfach öfter für sich, das hatte sie schon länger festgestellt.

>>Was machen wir heute?<< fragte Sascha unumwunden und Annika hatte Mühe, sich nicht an ihrem heißen Tee zu verschlucken.
>>Wir?<< - >>Ja. Wir. << - >>Ich hab ziemlich beschissen geschlafen, von daher… << - >>Du musst mal aus deinen trüben Gedanken raus. << ließ Sascha ihren Einwand nicht gelten. >>Also, worauf hast du Lust?<< Annika blinzelte überrascht und war ein wenig überfordert. Sollte sie jetzt echt den Tag mit Sascha verbringen? Doch wieso eigentlich nicht? Er war ein guter Freund und es würde ihr vielleicht wirklich mal ganz gut tun, sich ein bisschen abzulenken, statt immer nur zu grübeln. >>Kennst du die Kletterhalle? << schlug Sascha vor. >>Das macht wahnsinnigen Spaß, glaub mir! << - >>Kennen nicht, aber ich wollte die schon länger mal ausprobieren. Hab ich Timo nur nie zu bekommen. << erklärte Annika und dachte an die vielen Male zurück, an denen sie schon an der Halle vorbeigekommen waren, Timo jedoch immer nur gelangweilt mit den Augen gerollt hatte. Sascha jedoch schien großes Interesse zu haben und streckte den Daumen nach oben. >>Perfekt. Let’s go!<<

Wie sich herausstellte, war Annika ein Naturtalent im Bouldern! Sie hatte zuvor zwar noch nie einen Fuß auf einen Kletterstein gesetzt und sich selber auch immer als sehr unsportlich erachtet, doch das freie Klettern ohne Sicherungen machte ihr sichtlich Spaß. Und Sascha konnte über ihre Fähigkeiten nur staunen. Er war schon des Öfteren hier gewesen, doch so schnell und so geschickt hatte er sich anfangs nicht an den meterhohen Kunstfelsen bewegt.
Nach dem Klettern hatte er Annika noch in das angrenzende Café eingeladen und erfreut festgestellt, dass sie wie ausgewechselt war. Sie war offen, fröhlich, und sie plauderten über alles Mögliche. Sascha lächelte, als er gegen Abend schließlich wieder Zuhause war und daran zurück dachte. Was für ein schöner Tag! Und Annika hatte es genauso gefallen, da war er sich sicher. Er wollte gerade zu seiner Wohnung hinauf gehen, als Mark ihm entgegenkam.
>>Ach da bist du, ich wollte eben zu dir. << - >>Ich war unterwegs. << erklärte Sascha unnötigerweise, Mark nickte. >>Ja, das hab ich gemerkt. Willst du mitessen? Peggy hat gekocht. << - >>Danke, hab schon gegessen. << Mark bemerkte den irritierend glückseligen Ausdruck auf Saschas Gesicht und sah ihn wissend an. Ganz eindeutig hatte sein Kumpel heute einen wunderbaren Tag gehabt.
>>Verstehe. Deine neue Bekanntschaft, hm?<< - >>Sabrina? Ach, die interessiert mich doch überhaupt nicht. << bekräftigte Sascha und musste abermals lächeln, als ihm Annikas Missgeschick von vorhin wieder in den Sinn kam. Beim Essen hatten ihr wegen des Kletterns so die Hände gezittert, dass sie ihr Wasserglas umgestoßen und über den ganzen Tisch verteilt hatte. Fluchend war sie aufgestanden und hatte versucht, das schlimmste zu verhindern ... und dabei einfach wunderbar ausgesehen.

>>Oh Gott, bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!<< hörte er Mark sagen und hatte Mühe, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. Mark sah ihn mit eindringlichem Blick an und senkte die Stimme. >>Du warst bei Annika?<< - >>Sie hat gestern ihre Jacke vergessen. Die hab ich ihr vorbei gebracht. << - >>Und das hat den ganzen Tag gedauert?<< - >>Wir waren klettern und dann was essen. Und es war fantastisch!<< Beim Klang seines schwärmerischen Tonfalls wurde Mark ganz anders. Allem Anschein nach hatte Sascha sich tatsächlich viel schneller in Annika verguckt, als er es für möglich gehalten hatte!