Die Nachhilfestunde 38: Rettungsmission

>>Sag mal,weißt du eigentlich, was im Black Sugar für Geschäfte
laufen?<< Als Peggy und Mark wenig später beim Frühstück saßen, musste sie einfach noch einmal auf diese ganze Sache zu sprechen kommen. Mark hob den Blick. >>Wieso?<< - >>Du meintest, du hättest gehört, dass da nicht alles legal wäre...<< - >>Hab ich auch. << - >>Also?<< - >>Naja,so viel wie ich weiß, werden da irgendwelche Drogengeschäfte abgewickelt. << klärte Mark sie schließlich auf und Peggy wurde blass. Drogen? Angesichts der Tatsache, dass sie selber schon einmal mit diesem Teufelszeug in Kontakt gekommen war, war sie umso mehr schockiert. Doch Marks Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das anscheinend noch nicht alles. Sie sah ihn abwartend an und er seufzte. >>Es ist nur ein Gerücht, aber dort soll auch mal was mit Prostitution gelaufen sein. << Peggy blieb der Mund offen stehen. Das war krass. Richtig krass! Ihre Gedanken schweiften zurück zu dem Abend, an dem sie mit Chantal und Chris dort gewesen war. Und sie erinnerte sich an den merkwürdigen Mann, der sich neben sie gesetzt hatte und Chris dieses ominöse *wieviel* zugeraunt hatte. Hatte der Kerl etwa einen Preis verhandeln wollen? Einen Preis, um mit ihr ... bei dem Gedanken daran, dass sie von diesem Typen für ein leichtes Mädchen gehalten worden war, wurde ihr speiübel. Angewidert schob sie ihr Müsli von sich.
>>Meinst du, Chantal weiß von all dem?<< fragte sie, Mark hob die Schultern. >>Keine Ahnung, aber ganz unwissend wird sie nicht sein, wenn sie regelmäßig da ist. Und ich bin sicher, dieser Chris setzt sie unter Druck, dass sie auch ja den Mund hält. << Peggy schüttelte fassungslos den Kopf. Sie hätte nie gedacht, dass das möglich sein konnte, aber sie bekam plötzlich unsagbares Mitleid mit Chantal. Was, wenn Chris sie tatsächlich zwang, von all dem nichts zu verraten? Wenn er sie schlecht behandelte, sie am Ende vielleicht sogar selbst zu diesen Männern schickte? Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten, und schluchzte auf, sodass Mark aufstand, sich neben sie setzte und ihre Hand nahm. >>Was hast du?<< - >>Ich musste grad an Chantal
denken. << flüsterte Peggy. >>Wahrscheinlich ist Chris ein richtig mieser Typ, der sie für seine Zwecke einspannt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was da schon alles passiert ist. Mein Gott, die Arme!<<
Erneut schluchzte sie auf und Mark nahm sie in den Arm. Er mochte Chantal nicht, nicht im Geringsten. Und wenn es nach ihm ginge, würde sie lieber gestern als heute komplett aus seinem Leben verschwinden, aber dennoch: auch ihm tat sie leid! Er hatte sie als eine sehr selbstbewusste Person in Erinnerung, die vor nichts zurückschreckte, um sich Vorteile zu verschaffen. Doch das Mädchen, das gestern Nacht bei ihm in der Wohnung gestanden hatte, hatte ganz gegenteilig ausgesehen: unsicher und verängstigt. Peggy hatte Recht: dieser Chris musste sie gehörig unter eingeschüchtert haben!
Peggy wischte sich die Tränen ab. >>Sorry, ich wollte nicht rumheulen. Ich weiß gar nicht,wieso ich so sentimental bin. << ->>Ich schon. << erwiderte Mark und deutete knapp auf ihren Bauch. Peggy lächelte ein kleines Lächeln und schniefte. Jaja, die Hormone ...
>>Vielleicht fällt uns ja etwas ein, wie wir ihr helfen können. << sagte er und Peggy blickte ihn überrascht an. >>DU willst ihr helfen?<< - >>Ja. Erstes wünscht man wirklich niemandem so eine Situation und zweitens, ist sie dir anscheinend wichtig. Also kann ich dich ja nicht im Regen stehen lassen. << Gerührt sah Peggy ihn an. Er hielt also doch zu ihr. Was ihm in diesem Fall sicher nicht leicht fiel, aber er tat es. Wenn das nicht Liebe war, dann wusste sie auch nicht, was Liebe war!

Und sie wusste auch nicht, was Mark dazu bewogen hatte, Chantal einzuladen, um ein klärendes Gespräch zu führen. Seine plötzliche Aufmerksamkeit überraschte sie zwar, gleichzeitig machte sie sie unheimlich glücklich, weil sie das Gefühl hatte, nun wirklich von ihm unterstützt zu werden, denn alleine würde sie Chantal nicht aus dieser Situation befreien können.
Und so betrat Chantal wenige Tage später ein weiteres Mal die Wohnung und ihr Magen kribbelte, wie bei ihrem vorherigen Besuch. Und heute war sie sogar noch eine Spur mehr nervös, denn Peggy hatte am Telefon bereits angedeutet, um was es ging.
>>Mark kommt gleich, der ist noch arbeiten. << sagte Peggy, als sie die Tür schloss und Chantal ins Wohnzimmer schob. Diese sah sich verstohlen um. Wow, dass Peggy und Mark sich zusammen schon so gut eingerichtet hatten, hätte sie nicht erwartet. Es sah alle so wohnlich aus, so schick und modern und gleichzeitig wahnsinnig gemütlich. Sie fühlte sich hier vollkommen fehl am Platz! >>Ich glaube echt nicht,dass das so eine gute Idee ist. << murmelte sie und sah Peggy zu,wie sie Gläser und Getränke aus dem Wohnzimmerschrank holte und auf den Tisch stellte. >>Was soll keine gute Idee sein?<< - >>Dass ich hier bei euch bin. Das fühlt sich total falsch an. << - >>Das Einzige, was falsch ist, ist deine Beziehung mit Chris. << antwortete Peggy. >>Darüber solltest du dir Gedanken machen!<< Chantal senkte den Kopf und Peggy konnte förmlich zusehen, wie sie vor ihren Augen kleiner wurde. Ein weiterer Beweis dafür, wie schlecht es ihr gehen musste. Und auch ein Beweis dafür, dass eine Rettungsmission geradezu unumgänglich war!
Gerade, als Peggy ihr bedeutet hatte, Platz zu nehmen, kam Mark nach Hause und trat zu den beiden ins Wohnzimmer. Als er sah, dass Chantal bereits da war, fiel der Begrüßungskuss an Peggy deutlich knapper aus, als üblich. >>Wie war dein Tag?<< fragte sie ihn, Mark verdrehte die Augen. >>Frag nicht! Wenn du Psychologin bist,kannst du mich in Behandlung nehmen. << Peggy musste lachen und auch bei Chantal trat ein kleines Grinsen auf das Gesicht.
Mark und Peggy setzten sich ebenfalls und Chantal knetete nervös ihre Finger. Innerlich machte sie sich auf Vorwürfe gefasst. Vorwürfe, wie sie sich mit jemandem wie Chris einlassen, wie sie seine kriminellen Geschäfte denn nur decken könnte, und und und. Doch nichts von dem trat ein. Im Gegenteil: die beiden sprachen so ruhig und verständnisvoll mit ihr, wie es selten jemand in ihrem Leben getan hatte. Und das beruhigte sie schließlich ein wenig.
>>Stimmt das denn, dass Chris in seinem Club mit Drogen zutun hat?<< wollte Peggy wissen. Chantal schluckte und antwortete nicht aber Peggy spürte, dass sie mit ihrer Frage anscheinend einen wunden Punkt getroffen hatte. Also war es tatsächlich wahr! >>Wir können dir nur helfen, wenn wir wissen, was los ist. << sagte Mark und Chantal atmete tief durch, ehe sie den Blick hob und die beiden ansah. Dann nickte sie.
>>Ja, das stimmt. Und er hat sich gar nicht viel Mühe gemacht, das vor mir zu verstecken. Wir waren vielleicht eine Woche zusammen, da hat er mich schon ins Black Sugar mitgenommen und mich mitkriegen lassen, was da so abgeht. Seit dem kellner ich da auch ab und zu ... << Ihre Stimme wurde leiser und sie wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war. >>Was läuft da? << hakte Mark nach, sie schwieg. Sie schwieg lange, es war ihr deutlich anzusehen, wie schwer ihr diese Unterredung fiel. Doch irgendwann antwortete sie doch. >>Er betreibt da kein Bordell. Er hat es eher als eine Art Escort-Service aufgebaut. Die Typen kommen da hin und suchen sich Mädels aus, mit denen sie dann unten in der Disco oder sonst wo feiern gehen und was weiß ich noch alles machen. Und Chris bekommt Geld dafür.  << - >>Das kommt doch auf das Selbe heraus!<< warf Peggy aufgebracht ein. >>Escort ist nur ein aufpolierter Name für ein mieses Geschäft! << - >>Ja, kann sein. Am Anfang fand ich es gar nicht schlimm, dass ich mit den Männer da reden und was trinken sollte. Die meisten waren ziemlich nett. << - >>Aber beim reden und trinken ist es nicht geblieben?<< - >>Nein. Letzte Woche sollte ich dann plötzlich mit einem der Kerle mitgehen. Der wollte auf ein Event nach ... keine Ahnung, in irgendein Kaff, und ich sollte seine Begleitung sein. Ich wollte das natürlich nicht, aber Chris ist total ausgerastet und meinte, dass wenn ich nicht mitgehen würde, ich das Geld für den Abend nicht bekomme. Er weiß, dass ich auf die Kohle angewiesen bin, ich habe momentan keinen Cent in der Tasche. <<- >>Und dann hast du Peggy mitten in der Nacht angefleht, dir zu helfen. << beendete Mark ihren Bericht, sie nickte. >>Ich wusste einfach nicht,an wen ich mich sonst hätte wenden können. Es tut mir echt leid, dass ich dich, euch in all das reinziehe, aber ... << Tränen brachen ihre Stimme, sie verstummte.
>>Dir ist ja wohl klar,dass du dich von ihm trennen musst. << sagte Mark eindringlich. >>Du musst aus diesem ganzen Spiel raus, solange es noch geht. << - >>Schon. Aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ich kann doch nicht einfach zu ihm hingehen und schlussmachen. << - >>Und wie du das kannst!<< antwortete Peggy. >>Du musst doch keine Angst vor ihm haben! Im Gegenteil: er sollte Angst haben, dass du ihn auffliegen lässt! << - >>Was du hoffentlich auch tun wirst. << fügte Mark hinzu, doch Chantal schüttelte den Kopf. >>Nein, das schaffe ich echt
nicht. << - >>Das musst du ja auch nicht alleine machen. Ich begleite dich, wenn du willst. << bot Peggy sofort an. Chantal blinzelte überrascht. Peggy wollte ihr helfen? Ausgerechnet ihr? Wie war das möglich? Konnte sie das annehmen? Nein, eigentlich nicht, dazu hatte sie in der Vergangenheit einfach zu viel Mist gebaut. Aber vielleicht war das auch die Chance, all das ein für alle mal hinter sich zu lassen. >>Okay.Danke.<< willigte sie schließlich leise ein und Peggy lächelte aufmunternd. >>Du wirst sehen, in ein paar Wochen weißt du gar nicht mehr, wer Chris ist. <<
In diesem Moment betrat Sascha den Raum, Chantal erschrak zu Tode. Sie wusste zwar, dass er hier ebenfalls wohnte, aber sie hatte gehofft, ihm dennoch nicht über den Weg zu laufen. Schon gar nicht nach dem, was sie sich geleistet hatte. Und auch Sascha sah eher wenig erfreut aus, sie zu sehen. >>Was verschafft uns denn diese Ehre?<< wollte er wissen, doch Chantal war unfähig, zu antworten. Peggy sprang für sie in die Bresche. >>Wir hatten was zu besprechen. Ist nicht wichtig. << Mit einem Lächeln stand sie auf, trat auf Sascha zu und deutete auf den Stapel Post in seiner Hand. >>Was für mich dabei?<< Noch immer waren Saschas Augen auf Chantal gerichtet, doch nun löste sich sein Blick langsam und er reichte Peggy zwei Briefe. >>Ja hier. Einmal von der Uni und der zweite sieht mir irgendwie nach Ultraschallbildern von dem kleinen Krümel in dir aus,
hm?<< Er grinste, doch als er Marks warnenden Blick sah wusste er, dass er wohl ein Wort zuviel gesagt hatte. Auch Peggy sah ihn mit leichtem Kopfschütteln an, sodass er rasch einen Rückzug antrag. >>Ähm,ich bin dann wieder weg.Macht's gut!<< Und damit verließ er den Raum. Peggy sah vorsichtig zu Chantal, die erneut leichenblass geworden war. >>Du bist schwanger?<< flüsterte sie atemlos, Peggy biss sich auf die Lippe. Naja, was sollte sie es noch groß leugnen?! Sie nickte und setzte sich wieder. Sie sah Chantals Hände zittern und betete, dass sie jetzt nicht gänzlich zusammenbrechen würde. >>Von Ihnen?<< fragte sie an Mark gewandt, dieser hob selbstverständlich die Schultern. >>Von wem sonst? Eigentlich wollten wir das noch ein bisschen länger für uns behalten, aber Sascha hat ein Talent für Fettnäpfchen. << Stille trat ein. Chantal schien diese Neuigkeit wirklich erst verarbeiten zu müssen. >>Das ist heftig. << sagte sie nach einer Weile, Mark lächelte. >>Heftig schön!<< Er gab Peggy einen Kuss auf die Wange, Chantal schluckte. >>Das war der Grund, wieso ich mich auf Chris eingelassen habe. << erklärte sie leise. >>Ich wollte das Gleiche, wie du, Peggy: einen Freund, Liebe, Geborgenheit, Vertrauen ... und was habe ich bekommen? Einen Drogendealer, der mich an irgendwelche Kerle verscherbelt. << Peggy hörte die Wut aus ihrer Stimme heraus und das war besser, als wenn sie Chris nachtrauern würde. >>Sehr gut! Sei ruhig richtig sauer auf den Typen,dazu hast du allen Grund! << - >>Ja. Wahrscheinlich. Ich hoffe nur, ich schaffe es, einen Schlussstrich zu ziehen!<< - >>Das schaffst du! Und wir sind ja auch noch da. << erwiderte Mark und zum ersten Mal an dem Tag, breitete sich ein Lächeln auf Chantals Lippen aus.

Mark schloss die Tür und atmete erleichtert aus. Chantal war soeben gegangen, mit dem festen Versprechen, Chris nur noch ein einziges Mal zu sehen, und zwar dann, wenn sie sich von ihm trennen würde. Und sowohl er, als auch Peggy waren zuversichtlich, dass sie es dieses Mal auch ernst gemeint hatte.
>>Also wenn sie das durchzieht, hat sie meinen Respekt. << sagte er, als er sich zu Peggy auf den Balkon gesellte, die gerade dabei war, die Topfpflanzen mit Wasser zu versorgen. Sie drehte sich um und sah ihn mit gespielter Verwunderung an. >>Deinen Respekt? Sag bloß, du fängst an, sie zu mögen!<< - >>Nein, in hundert Jahren nicht. << wehrte Mark sofort ab. >>Aber Trennungen sind nie einfach und für sie, die all ihre Hoffnungen in diese Beziehung gesetzt hatte, schon gar
nicht. << Er grinste. >>Oder könntest du von heute auf morgen deinen Freund verlassen?<< Peggy stellte die kleine Gießkanne auf dem Boden ab und lächelte süß. >>Nein. Aber mein Freund ist auch lange nicht so gefährlich, wie Chantals Typ!<< - >>Bin ich nicht?<< Er kam auf sie zu, zog sie in seine Arme und hauchte sanfte Küsse auf ihren Hals und ihre Wange. Peggy schloss die Augen und gab sich seinen Berührungen hin, die ihren ganzen Körper mit einer wunderbaren Wärme durchzogen. >>Nein, bist du nicht. << antwortete sie. >>Du bist harmlos. << - >>Harmlos?<< Er strich ihre Haare zur Seite und versetzte ihrem Hals einen winzig zarten Biss, der Peggy kurz aufkreischen ließ. >>Nenn mich nie wieder harmlos.<< raunte er und sie musste lachen. >>Okay,okay. Du hast mich vom Gegenteil überzeugt. << Lächelnd sah sie ihn an. >>Was machst du jetzt?<< - >>Klausuren korrigieren. << - >>Och nö!<< rief Peggy unwillig. Wieso musste er immer dann arbeiten, wenn es gerade so schön war! Mark hob entschuldigend die Schultern. >>Muss leider
sein. << - >>Und was soll ich solange machen?<< - >>Du könntest mir helfen. << schlug Mark grinsend vor. >>Ich denke, den Stoff der 8. Klasse beherrschst du im Schlaf, oder?<< Peggy dachte nach und ließ ihren Blick zu dem blassblauen Himmel schweifen, der sich heute dort oben präsentierte und zusammen mit der Sonne ein wunderschönes Bild abgab, das nach Frühling anmutete und in jedem Menschen irgendwie so etwas wie Heiterkeit erwachen ließ.  Dann sah sie zurück zu Mark und schüttelte den Kopf. Sie hatte eine bessere Idee.
>>Nee, ich glaube, ich werde mich ein bisschen in den Garten legen und mich sonnen. Direkt vor deinem Arbeitszimmer. Vielleicht hilft dir das ja, dich zu konzentrieren. << Mark erwiderte ihr kokettes Lächeln und gab ihr einen Kuss. >>Bestimmt. Aber nicht auf das, was mit der Schule zutun hat. << Er küsste sie erneut, zog ihre Lippe sanft zwischen seine Zähne und Peggy stöhnte leise auf. >>Ich muss jetzt echt anfangen, sonst bekomme ich Ärger mit meiner Klasse. << flüsterte er und Peggy ließ ihn schweren Herzens gehen.

Doch schon bald bereute Mark, sich überhaupt an die Arbeiten gesetzt zu haben. Er hasste Korrekturen. 24 Mal die gleichen Aufgaben durchzulesen und die Rechenwege und Ergebnisse auf Fehler zu überprüfen, versetzte ihn nicht gerade in Hochstimmung. Aber wenigstens waren die daraus resultierenden Noten bei den meisten seiner Schützlinge ansehnlich. Also hatte er ihnen wohl etwas beibringen können. Sein Blick fiel auf das alte Klassenfoto mit Peggy, das nach wie vor auf seinem Schreibtisch stand, und er lächelte, als er es in die Hand nahm. Wenn er sich recht erinnerte, stammte die Aufnahme aus der 10. Klasse. Oh je, war das lange her! Wieviel Zeit seit dem vergangen war, unglaublich. Er musste zugeben, dass er Peggy schon damals ganz schön süß gefunden hatte. Süß, aber mehr auch nicht. Hätte ihm jemand erzählt, dass sie mal zusammen kommen und ein Kind erwarten würden, hätte er ihn für völlig verrückt erklärt!
Er schaute nach draußen in den Garten, wo Peggy es sich auf einer Decke mit ein paar Keksen gemütlich gemacht hatte und in ein Buch in den Händen hielt. Auf dem Rücken liegend, die Sonnenbrille vor den Augen, die langen Beine von sich gestreckt und die Füße im Gras. Das Licht der Sonne spielte in ihrem langen Haar, ließ es glänzen … Mark schüttelte den Kopf. Womit hatte er so eine hübsche junge Frau verdient? Er schaute auf die Hefte vor ihm, und dann zurück zu Peggy … und er entschied sich für das Wichtigere.

Peggy war so in ihr Buch vertieft, dass sie leicht erschrak, als sich plötzlich ein Schatten auf ihr Gesicht legte. Sie schob die Sonnenbrille ins Haar und lächelte erfreut, als sie Mark erkannte. Sie setzte sich auf und er kam neben sie auf die Decke. >>Bist du fertig mit deinen Klausuren?<< fragte Peggy, er schüttelte den Kopf.  >>Nein. Ich hab nach draußen geschaut und da war so ein unfassbar schönes Mädchen, dass ich beschlossen habe, die Arbeit Arbeit sein zu lassen. << - >>Ein unfassbar schönes Mädchen?<< Peggy grinste. >>Ja. << antwortete Mark und sah sich um. >>Hast du sie gesehen? Sie saß genau da, wo du jetzt sitzt. << - >>Sehr witzig!<< Mark lachte und küsste sie auf die Wange. Dann deutete er auf ihr Buch. >>Was liest du?<< - >>Der Steppenwolf. << ->>Nicht gerade leichte Lektüre. <<- >>Aber sehr spannend!<< - >>Willst du weiterlesen?<< Peggy schaute ihn ein wenig unsicher an, irgendwie ahnte sie, dass er etwas vorhatte. >>Was wäre denn die Alternative?<< Mark kam ihr näher, küsste sie auf den Mund, die eine Hand in ihrem Nacken, die andere auf ihrem Knie. >>Aha, verstehe. << flüsterte Peggy grinsend und ließ sich von ihm auf die Decke zurückdrücken. Er legte sich sanft auf sie und seine Hand suchte sich ihren Weg über ihre Oberschenkel, und augenblicklich stieg in Peggy das altbekannte Kribbeln auf. Dennoch zögerte sie. >>Wir sollten besser ins Haus gehen, wenn es das wird, wonach es aussieht. << fand sie, Mark runzelte die Stirn. >>Wieso?<< - >>Weil unsere Nachbarn sonst bestimmt ihre helle Freude an uns haben. << - >>Ach was, die sehen uns doch gar nicht. << war sich Mark sicher und küsste sie erneut auf die Lippen. >>Und außerdem…erinnerst du dich an unsere Session im Wald letztes Jahr? Da hätten wir auch jederzeit gesehen werden können. Und ich meine mich zu erinnern, dass du das ziemlich heiß gefunden hast. << Peggy wandt sich unter ihm. Sie wusste, dass er recht hatte! Es stimmte, als sie damals spontanen Sex im Wald hatten, zwischen Bäumen und Sträuchern, direkt an einem Spaziergängerweg … das war unglaublich heiß gewesen! Sie sah, wie er auf eine Entscheidung von ihr wartete, und sie spürte seine Hand, die sich immer weiter in Richtung Körpermitte schob. >>Also? Drinnen, oder draußen?<< fragte er leise, sah sie mit durchdringendem Blick an. Konnte sie sich überhaupt noch losreißen? Hatte sie noch eine Wahl? Irgendwie schaffte Mark es doch immer, sie zu den unmöglichsten Dingen zu überreden. Der Gedanke ließ sie lächeln, Mark lächelte zurück. >>Na, was ist?<< - >>Gar nichts. Ich bin nur irgendwie grad zu faul, um aufzustehen. << - >>Ist das so?<< - >>Ja, das ist so. << - >>Dann sollest du hier liegen bleiben. <<->>Hm,sollte ich wohl. << Peggy zwinkerte, hob die Hüften an, um sich gegen seine Hand zu drücken, und Mark hatte verstanden. Seine Augen blitzten auf. >>Sehr gute Entscheidung!<<

Er setzte sich rittlings auf sie, zog sich das T-Shirt über den Kopf und Peggy schaute zu ihm auf, immer wieder aufs Neue fasziniert davon, dass er so einen tollen Körper hatte! Dennoch warf sie erneut einen raschen Blick zum Haus und auf die umliegenden Häuser. Sie hatte das Gefühl, hinter jedem der Fenster würden Beobachter lauern. Mark bemerkte ihre Unsicherheit und beugte sich zu ihr hinunter. >>Vergiss den Rest der Welt!<< flüsterte er und küsste sie, sodass Peggy ihre Zweifel tatsächlich über Bord warf. Natürlich war es verrückt, am helllichten Tag, draußen im Garten … aber wer wollte heutzutage auch schon normal sein?
Sie schloss die Augen, um sich ganz jenen Empfindungen hingeben zu können, die sie vom Hier und Jetzt in eine weite, ferne Welt bringen konnten.
Sie spürte seine Lippen, wie sie über ihr Ohr streiften, über ihren Hals und zurück zu ihrem Mund, wie seine Hand sich langsam unter ihr T-Shirt schob, ihren Bauch berührte, ihre Brüste … ein Schauer erfasste sie. Wie machte er das nur? Er öffnete den Knopf ihrer Shorts und sie hob die Hüften an, um sie sich von den Beinen streifen zu können. Als sie die Augen wieder öffnete sah sie, dass Mark sich ebenfalls bereits von seiner Jeans befreit hatte. Wann war denn das passiert? Und wieso hatte sie das nicht mitbekommen? >>Was ist?<< fragte Mark, als er ihren überlegenden Blick sah. >>Ich glaube, ich hab die Welt um mich herum tatsächlich vergessen. << antwortete Peggy, nach wie vor leicht irritiert. >>Anscheinend bist du doch gefährlich, das passiert mir sonst nämlich nie. << Mark grinste, schob ihren Slip zur Seite und Peggy schnappte nach Luft, als sich seine Finger in sie schoben.  >>Schön, dass du das einsiehst. << erwiderte er und massierte sie weiter. Peggy stöhnte und reckte sich ihm entgegen, hieß jede seiner Bewegungen willkommen! >>Hängst du sehr an deiner Unterwäsche?<< hörte sie ihn fragen und musste kichern. Sie wusste ganz genau, worauf er hinauswollte. >>Nicht allzu sehr. << antwortete sie und keine fünf Sekunden später, lag der hauchdünne Slip in Fetzen neben ihren Schenkeln. >>Ich glaube aber, du musst bald mit mir Wäsche shoppen gehen. << vermutete Peggy. >>Mal abgesehen davon, dass das jetzt schon der zweite Slip ist, der dran glauben musste, will ich sowieso mal was Neues haben. << - >>Mit dem größten Vergnügen, Baby!<< erwiderte Mark, streifte sich seine Boxershorts ab und Peggy seufzte erneut auf, als er sich auf sie legte und sie seine Erektion spüren konnte. Er sah ihr in die Augen. Lange. Und Peggy erwiderte seinen Blick mit klopfendem Herzen, immer in Erwartung dieses einen, dieses ganz besonderen Gefühls, das sie so liebte, wenn er Besitz von ihr nahm.
>>Weißt du eigentlich, wieviel du mir bedeutest?<< fragte er leise, den Blick nach wie vor voller Liebe. Peggy schluckte gegen die Tränen an, die sich in ihrem Hals sammelten und nickte. >>Ja. Und umgekehrt ist es genauso!<< - >>Ich weiß. << Er lächelte und Peggy hob sehnsüchtig das Becken an. Sie wollte ihn. Jetzt! Unbedingt! Und er erhörte ihre stumme Bitte, schob sich langsam in sie. Sie stöhnte auf und spätestens jetzt, war alles andere vergessen! Ihre Beine umschlossen seine Hüften, ihre Finge krallten sich in seinen Rücken, so intensiv war das Ziehen, das ihren gesamten Körper einnahm. Sein schwerer Atem an ihrem Ohr, der direkt in ihr widerhallte, seine starken und doch unglaublich sanften Stöße, die Hitze, die von all dem ausging und gleichzeitig die Wärme der Sonne hoch über ihnen … niemals würde sie müde werden, all das zu spüren! Ihr Körper spannte sich an und tief in ihrem Inneren bauten sich die Wellen auf, die sie bald schon mitreißen, verschlingen würden. Ihr Krallen wurde fester, ihr Stöhnen lauter…gleich… >>Oh Süße, mein Ein und Alles!<< Seine Worte, halb geflüstert, halb gestöhnt, erlösten sie. Erlösten beide. Sie merkte noch, wie sich eine Träne aus ihren Wimpern löste, bevor sie den Kopf in den Nacken überstreckte und es einmal mehr genoss: dieses wahnsinnige Feeling, das niemand genau zu beschreiben wusste!