Die Nachhilfestunde 46: (fast) perfekt

Begeisterung schlug ihr nicht gerade entegegen, als Peggy am nächsten Tag Zuhause anrief und ihre Mutter darum bat, Emelie für ein paar Tage aufzunehmen. Das lag nicht daran, dass Natascha sich nicht liebend gerne um ihre Enkelin kümmern wollte, eher daran, dass sie, wie auch Peggy schon befürchtet hatte, zu Bedenken gab, dass Frank alles andere als angetan sein würde. >>Aber mach dir keine Sorgen. << hatte sie schließlich eingelenkt. >>Ich mache das schon. Ihr könnt sie gerne am nächsten Freitag vorbeibringen und Sonntag wieder abholen. Dann habt ihr mal ein Wochenende
für euch. <<

Und so geschah es auch. Am Freitagabend fuhren Mark und Peggy zu deren Elternhaus, wo Natascha sie herzlich in Empfang nahm. >>Papa ist arbeiten. << erklärte sie, als sie die Haustür schloss und winkte ab. >>Naja, ist vielleicht auch besser so. << Dann beugte sie sich über den Kinderwagen und schüttelte angetan den Kopf. >>Meine Güte, ist sie gewachsen! Und noch hübscher geworden. << Lächelnd richete sie sich auf und strich Peggy flüchtig übers Haar. >>Genau wie du. << - >>Mama!<< wehrte Peggy ein wenig peinlich berührt ihre Geste ab, grinste jedoch gleichzeitig, weil sie wusste, dass Mark Nataschas Art, mit ihr umzugehen, reizend fand. Im Gegensatz zu ihr!
>>Wollt ihr nicht noch zum Abendessen bleiben?<< schlug Natascha vor und sah Mark herzlich an. >>Das wäre wirklich schön! Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen! << - >>Oh, vielen Dank, aber wir haben einen Tisch im Restaurant für 19 Uhr. << erklärte Mark entschuldigend. >>Nächstes Mal, okay?<< fügte Peggy hinzu, Natascha nickte lächelnd. >>Okay. Dann werde ich jetzt mal eure Kleine bettfertig machen. << Peggy hob ihre Tochter aus dem Kinderwagen und merkte erst jetzt, was sie da eigentlich vorhatte, zu tun und wie unsagbar schwer es ihr fiel. So stand sie minutenlang da und drückte Emelie an sich, sodass Natascha ganz gerührt wurde. >>Schlaf schön, Prinzessin! << murmelte sie. >>Mama hat dich ganz doll lieb, hörst du?<< - >>Übermorgen sind wir wieder da. << sagte auch Mark leise und strich ihr über den Kopf. >>Und bis dahin bleibst du bei der Oma. << - >>Hach,Oma! << Natascha schlug die Hände zusammen und seufzte spielend gequält. >>Das klingt entsetzlich alt!<< Peggy musste lächeln und reichte Emelie an sie weiter, die sie liebevoll in den Arm nahm.
>>Hallo, die Dame! Wir machen uns ein schönes Wochenende, nicht wahr? Und deine Eltern auch. << fügte sie hinzu und Peggy spürte die Röte auf ihren Wangen, als ihre Mutter sie kurz ansah. Was sie gleich wieder dachte! Sie und Mark wollten einfach nur ein wenig ausspannen von den anstrengenden letzten Tagen, mehr nicht .... oder?
Auch Mark bemerkte die subtile Anspielung, wusste aber nicht darauf zu reagieren. >>Gut, wollen wir dann?<< fragte er an Peggy gewandt, diese nickte und gab ihrer Tochter noch einen letzten Kuss auf die Stirn. Mark sah, dass sie mit den Tränen kämpfen musste und musste sich eingestehen, dass auch sein Herz sehr schwer wurde, als sie ohne Emelie zur Tür gingen. Aber er wusste, dass sie es bei Natascha gut haben würde und das beruhigte ihn sehr! Das war besser, als sie bei einer Fremden lassen zu müssen.
>>Du rufst uns an, falls was ist?<< bat Peggy, als sie auf die Straße traten, ihre Mutter nickte. >>Natürlich!<< - >>Und pass auf, dass sie sich nicht erkältet, wenn du mit ihr raus gehst. Und wenn sie weint, dann mach die Spieluhr für eine Weile an.<< Natascha hörte sich Peggys sicherlich gut gemeinten, aber völlig überflüssigen Ratschläge geduldig an und lächelte amüsiert. Sie hatte schließlich selber ein Kind großgezogen, aber sie konnte es verstehen. Sie hatte Peggy damals auch für ein Wochenende einer Nanny anvertraut und obwohl diese ausgezeichnet gewesen war, war sie halb verrückt geworden vor Sorge, Peggy könnte es an etwas fehlen....
>>Deine Mutter wird schon gut auf sie aufpassen. << beruhigte Mark sie irgendwann und küsste sie auf die Wange. >>Worauf ihr euch verlassen könnt!<< bestätigte Natascha und hob die Hand zum Schwur. >>Macht's gut!<< - >>Bis Sonntag!<<verabschiedete sich Mark, während Peggy einen letzten Blick auf ihr schlafendes Bündel warf, das sie jetzt zurücklassen musste.

Eine Stunde später saßen die beiden im schönsten Restaurant der Stadt und genossen das Essen, das der Kellner soeben serviert hatte. Es schmeckte wirklich ausgezeichnet und allmählich entspannte sich Peggy ein bisschen. Immerhin war Emelie ja nicht aus der Welt! Sie spürte Marks Blick auf sich ruhen und schaute auf. >>Was ist?<< - >>Du siehst sehr hübsch aus!<< stellte Mark fest und Peggy dankte ihm mit einem Lächeln. Auch wenn sie sich fragte, was er an ihrer Alltagsjeans und der Alltagsbluse so hübsch finden konnte. Der Kellner kam erneut an ihren Tisch und öffnete theatralisch die Weinflasche, die Mark vorhin ausgesucht hatte. Er kannte sich da besser aus, als Peggy. Für sie waren Weine rot, rosa oder weiß, mehr verstand sie nicht davon. >>Darfst du überhaupt?<< fragte Mark leise, als der Wein in die Gläser floss, Peggy winkte ab. >>Ein Schluck wird schon gehen. << Sie nippte an ihrem Glas und schloss die Augen, als sie den köstlich kühlen Weißwein auf der Zunge spürte. Er schmeckte großartig! Mit Sicherheit kostete er ein halbes Vermögen.
>>Was hältst du davon, wenn ich das alles heute mal bezahle?<< schlug sie vor und Mark sah sie ein wenig unsicher an. >>Wieso?<< - >>Nur so. << Sie zuckte mit den Schultern. >>Zur Abwechslung. << - >>Aber gehört es sich nicht eigentlich so, dass der Mann die Frau einlädt?<< grinste Mark und nahm ebenfalls einen Schluck Wein. Ja, er hatte eine gute Wahl getroffen! >>Bei den ersten zwei Dates vielleicht.<< antwortete Peggy lächelnd.  >>Aber nach langer Zeit Beziehung kann das auch mal andersherum laufen. << Mark lachte. Es war wundervoll, hier zu sein. Mit Peggy, mit dem guten Essen, mit viel Zeit und Ruhe. Er hatte schon fast vergessen, wie das war.

>>Also gut. Wenn du darauf bestehst. << gab er schließlich auf und Peggy nickte zufrieden. Mark hob erneut sein Glas und schaute ihr in die Augen. >>Auf ein schönes Wochenende!<< Peggy tat es ihm gleich und lächelte.
Wenig später schlenderten sie durch die herbstlich kühle Abendluft nach Hause. Hand in Hand, und Peggy fühlte sich plötzlich, wie ein verliebter Teenager, so aufgekratzt und amüsiert war sie, was nicht zuletzt an dem guten Wein lag! Sie plapperte und kicherte und genoss die Art, wie Mark ihr zwischendurch immer wieder sanfte Küsse auf die Wange gab. Und Mark genoss es, seine Liebste so zu sehen: so unbeschwert!
Noch immer in bester Stimmung kamen sie bei sich an und Peggy streifte ihre Schuhe ab. Sie war satt und müde und gleichzeitig hellwach! Sie legte die kühlen Hände an ihre glühenden Wangen. Meine Güte, sie musste rot sein, wie eine Tomate!
Während Mark im Bad war, schlüpfte sie rasch in Jogginghose und ein T-Shirt und bürstete ihre Haare durch. Ihr Blick fiel auf eines von Emelies Jäckchen, das auf dem Bett lag. Sie setzte sich daneben und strich über den weichen Stoff. Erst jetzt fiel ihr auf, wie still es war. Kein Laut aus dem angrenzenden Kinderzimmer, in dem die Wiege jetzt einsam und verlassen dastand. Peggy widerstand der Versuchung, in das Zimmer zu gehen. Sie wusste, dass sie dann zu sentimental werden würde…
>>Mir fehlt sie auch. << hörte sie da Marks Stimme und schaute auf. Er stand in der Tür und beobachtete sie mit einem Lächeln. Peggy seufzte und legte die Jacke auf einen Stuhl, bevor sie ins Bett krabbelte. >>Ich habe eben bemerkt, wie still es ist. << - >>Ziemlich ungewohnt, oder?<< stellte auch Mark fest, als er sich neben sie legte, Peggy nickte und dachte für einen Moment daran, wie es Emelie jetzt wohl ging. Es war kurz vor 23 Uhr. Sicher schlief sie jetzt schon tief und fest. Oder sie weinte mal wieder und hielt Natascha auf Trab. >>War es nicht falsch, sie einfach so abzugeben?<< überlegte sie halblaut. >>Ich meine, sie ist unsere Tochter. << - >>Naja, von *einfach so* kann keine Rede sein. << antwortete Mark. >>Ich hatte ziemlich damit zu kämpfen. << Er zog sie näher zu sich und Peggy ließ sich dankbar von ihm in die Arme nehmen. >>Aber bei deiner Mutter ist sie bestens aufgehoben. Und es sind nur zwei Tage. << - >>Ja, das stimmt. << gab Peggy zu und beschloss, sich keine unnötigen Vorwürfe zu machen, sondern lieber die Schönheit des Momentes der ungestörten Zweisamkeit mit Mark zu genießen. Sie tastete mit der Hand nach dem Schalter der kleinen Nachttischlampe und löschte das Licht und hob dann den Kopf, um Mark zu küssen und Mark erwiderte ihren Kuss, und seine Hand strich über ihren Rücken, sodass Peggy eine Gänsehaut bekam und sich näher an ihn drückte.  >>Bist du sehr müde?<< flüsterte Mark und zog ihre Lippe sanft zwischen seine Zähne. >>Sascha ist nämlich auch weg. Fortbildung. Wir hätten das Haus also für uns. << fügte Mark hinzu und drehte sich auf die Seite, um ihren Hals küssen zu können. Oh, wie Peggy das liebte! Seine Küsse und sein warmer Atem auf ihrer Haut, das war Verführung pur! Dennoch machte sie keine Anstalten, sie zu erwidern und Mark bemerkte ihre Reaktion.
>>Hey, was ist los?<< fragte er sanft und stupste sie mit der Nase an. >>Keine Lust?<<

Peggy zögerte. Wie sollte sie ihm erklären, was ihr auf dem Herzen lag. >>Schon, aber … << - >>Aber?<< wiederholte Mark und sah sie abwartend an. In ihren Augen spiegelten sich Unsicherheit und etwas, was er nicht recht zu deuten wusste. Angst? Wovor sollte sie Angst haben?
Noch immer blickte er sie an und Peggy wurde selber ungeduldig mit sich! >>Mann, ich hab ein Kind bekommen!<< sagte sie, als würde das alles erklären und Mark musste sein Grinsen unterdrücken. >>Das habe ich so am Rande mitbekommen. Und?<< Peggy seufzte leise. Sie dachte an ihr Spiegelbild zurück, vor dem sie sich heute Morgen im Bad mehr als erschrocken hatte! Sie hatte mindestens 5 Kilo zugenommen und ihre Haut an den Beinen und besonders am Bauch, hatte die sonst von Mark so geliebte Straffheit verloren! Sie wusste, dass das absolut normal war, quasi dazugehörte, wenn man geboren hatte. Und irgendwie würde sie damit auch klar kommen, aber schön war etwas anderes. Aber das war es doch, was sie für Mark sein wollte: schön!
Peggy wich seinem Blick aus und zuckte die Schultern. >>Ich bin fett geworden!<< flüsterte sie und Mark musste sich zusammenreißen, um nicht laut los zu lachen. >>Wie bitte?!<< - >>Ja. Fett und plump. << Sie sah zu ihm zurück und schluckte. >Ich bin einfach nicht mehr sexy.<< Mark erwiderte ihren Blick ruhig und lange. War ihr eigentlich klar, was für einen Unsinn sie da redete? Dass sie selbst in Sack und Asche noch schön und sexy sein würde? Er schüttelte langsam den Kopf, dann beugte er sich vor und küsste sie sanft auf die Stirn. >>Du spinnst!<< - >>Das tue ich nicht. Und wenn du mich siehst, wirst du mir zustimmen!<<- >>Du spinnst!<< wiederholte er mit Nachdruck und schob seine Hand unter ihr Shirt auf ihren Bauch. Peggy spürte sie, spürte die Wärme, wie sie sich erst auf ihrer Haut und dann in ihrem Inneren ausbreitete, wie sie sich langsam zu einer, ihr vertrauten Hitze entwickelte! Zu einer Hitze, wie sie sie immer spürte, wenn Mark sie so anfasste! >>Ich werde dir beweisen, wie sexy du bist!<< flüsterte er, seine Worte glitten hinunter, wie flüssige, dunkle Schokolade! >>Weißt du denn gar nicht, wie sehr ich dich dafür liebe, dass du unser Kind auf die Welt gebracht hast? << Er erstickte ihren erneuten Einwand mit einem Kuss, seine Hand strich über ihren Bauch … und Peggy war verloren!


Auch wenn ihnen ihr kleiner Schatz fehlte, das Durch – und Ausschlafen in dieser Nacht war dennoch eine Wohltat! Peggy fühlte sich wie neugeboren, als sie am anderen Morgen die Augen aufschlug und merkte, dass sie mit einem Lächeln auf den Lippen aufgewacht war. Sie streckte sich langsam, um richtig wach zu werden, und spürte, dass ihre Knochen weich wie Wachs waren. Das war der Sex-Effekt….
Peggy blickte neben sich. Mark lag da und schlief noch tief und fest. Sie drehte sich auf die Seite, um ihn besser beobachten zu können. Wann hatte Frau einen besseren Blick auf den Mann ihrer Träume, als in solchen Situationen?! Leicht strich sie mit dem Finger über seine Wange, fühlte das sanfte Kratzen seines Bartansatzes auf ihrer Haut und das Kribbeln auf ihrer eigenen, als sie sich daran erinnerte, wo sie dieses Kratzen gestern Nacht noch überall gespürt hatte, über seine Lippen, die so wunderbar weich waren und unwahrscheinlich gut küssen konnten, zurück über seine Nase, seine Stirn, seine Haare .Sie richtete sich ein Stück auf, kam ihm näher und berührte mit ihren Lippen ganz leicht sein Gesicht….ach, sie könnte stundenlang hier liegen und ihn einfach nur ansehen.
In dem Moment erwachte auch Mark und beim Anblick seiner dunklen Augen, die sie so verschlafen, aber dennoch unergründlich tief anschauten, bekam Peggy den nächsten Schauer über den Rücken gejagt. Sie lächelte. >>Guten Morgen.<< - >>Guten Morgen, schöne Frau. << erwiderte Mark leise und zog sie näher zu sich, um sie küssen zu können.  >>Gut geschlafen?<< - >>Wie ein Stein!<< bestätigte Peggy, Mark nickte und gähnte. >>Ich auch. Das war auch mal wieder dringend nötig!<< Peggy ließ sich auf den Rücken zurückfallen und strich durch ihre Haare. Automatisch wanderten ihre Gedanken zu Emelie…ob sie wohl auch gut geschlafen hatte? Mark stützte den Kopf in die Hand und betrachtete sie grinsend. >>Na ruf sie schon an. << Peggy löste langsam ihren nachdenklichen Blick aus der Weite und sah ihn irritiert an. >>Wen?<< - >>Deine Mutter. Du willst sicher sofort wissen, wie es unserer Kleinen geht. << Sie biss sich auf die Lippe. Mal wieder hatte er Gedanken lesen können. Andererseits musste sie sich eingestehen, dass sie es momentan eigentlich ganz gemütlich hier im Bett fand und dass ihr Körper irgendwie viel zu faul war, um aufzustehen. >>Das mache ich nachher. Ist ja noch früh. << antwortete sie und räkelte sich ein weiteres Mal. Der Stoff ihres Tops verrutschte und gab den Blick auf ihre makellose Haut frei. Mark schluckte und streichelte leicht über ihre Wange. >>Du bist so schön!<< Peggy lächelte dankend, und ein wenig skeptisch. >>Keine Widerrede!<< fügte Mark hinzu, während seine Hand langsam an ihrem Hals hinab und über ihre Brüste strich. Sie zuckte zusammen. >>Vorsichtig. Ich hab seit gestern nicht gestillt. Die sind empfindlich << - >>Umso besser. << flüsterte Mark, rollte sich auf sie und wehrte ihre Einwände ab, in dem er ihre Handgelenke über ihrem Kopf festhielt. Peggys sinnliches Lächeln und die Gänsehaut auf ihren Armen verriet ihm, dass sie verstanden hatte und so näherte er seine Lippen den ihren.

 

Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt und einen langen Spaziergang durch den frühherbstlichen Wald unternommen hatten, machte Peggy einen kurzen Abstecher zu Annika, die sie mit einer geheimnisvollen SMS gebeten hatte, vorbeizuschauen. Und Peggy hatte schon das schlechte Gewissen packen wollen, sollte dieses Wochenende doch ausschließlich Mark und ihr vorbehalten sein. Doch Mark hatte nur gelächelt. >>Geh ruhig. Scheint ja ziemlich wichtig zu sein, wenn sie es so spannend macht. <<
Und es wurde spannend, wie Peggy feststellen konnte. Denn als sie bei Annika ankam, traf sie diese nicht alleine an. Hinter ihr in der Tür stand ein junger, großgewachsener Mann, die Hände nervös ineinander verschränkt, ein wenig verkrampft lächelnd. Peggy stutzte. Wer war denn das?
Annika begrüßte ihre beste Freundin mit einer herzlichen Umarmung und erkundigte sich sofort nach dem Verbleib von Emelie. Peggy klärte sie nur mit knappen Worten auf. Sie war viel zu gespannt, für lange Reden. Schließlich atmete Annika tief durch und drehte sich zu dem jungen Mann um, der noch immer am selben Platz stand und abzuwarten schien.
>>Ich würde dir gerne jemanden vorstellen, Peggy. << begann sie zaghaft und schob ihn ein Stück nach vorne. >>Das ist Timo. Mein Freund. <<
Augenblicklich fiel Peggy die Kinnlade herunter. Hatte sie recht gehört? Ihr Freund? Ein wenig perplex blickte sie zwischen ihm und Annika hin und her, fing sich dann aber und streckte Timo die Hand hin. >>Und Timo, das ist Peggy. Meine allerbeste und längste und tollste Freundin!<< fügte Annika hinzu und spürte ihr Herz klopfen. Es war für sie einfach etwas besonderes, ihren ersten Freund zu präsentieren…
Timo lächelte, als er Peggys Hand ergriff. >>Freut mich sehr!<< - >>Und mich erst. << erwiderte Peggy und warf Annika einen überraschten Blick zu. >>Hast du mir ja gar nicht erzählt. << - >>Es ist auch noch alles ganz frisch. << Annika hob entschuldigend die Schultern und lächelte Timo an. >>Nicht wahr?<< - >>Sie hat recht. Wir sind erst seit ein paar Tagen fest zusammen. Aber den Rest kann sie dir ja jetzt in Ruhe erzählen. << - >>Bleibst du nicht?<< fragte Peggy, er verneinte. >>So leid es mir tut, aber ich muss arbeiten. << Peggy hob den Kopf. Aha. Arbeiten. Er hatte einen Job, das war schon mal gut.
Timo gab Annika einen flüchtigen Kuss auf den Mund und Peggy stellte amüsiert fest, wie rot ihre beste Freundin dabei wurde. Wie süß! Frisch verliebt. Sie nutzte die Gelegenheit, um ihm nochmal ein wenig eingehender zu betrachten. Er war ein Stück größer als Annika, sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen,um seine Lippen zu erreichen, und ziemlich schlank. Die dunkelblonden Haare fielen ihm leicht in die Stirn, um sein Handgelenk trug er ein ledernes Armband, sein ganzer Stil wirkte sportlich – lässig, wie Peggy feststellte. Dann wandte er sich ihr zu und sie musste ihre Analyse beenden. >>Ich hoffe, wir lernen uns bald auch noch richtig kennen. << sagte er und seine dunkelblauen Augen sahen sie freundlich an. Peggy nickte. >>Auf jeden Fall! Mach’s gut!<<
Kurz darauf waren sie allein, und Annika sah ihre Freundin mit unverhohlener Aufregung an. >>Und? Wie findest du ihn?<< - >>Ich hab ihn gerade mal 2 Minuten gesehen. Wie soll ich da urteilen?<< erwiderte Peggy und sah Enttäuschung auf Annikas Gesicht. >>Aber er wirkt definitiv sehr sympathisch!<< fügte sie hinzu und nahm ihre Hände. >>Und sehr nett. Aber jetzt erzähl mir doch erstmal die Details. Wo hast du ihn kennengelernt, und wann? Und wie lange geht das tatsächlich schon?<< Annika lächelte verlegen und führte Peggy in ihr kleines Wohnzimmer. Sie setzten sich auf die Couch und Annika begann zu berichten:
im Internet sei sie zufällig auf Timo gestoßen. Auf einer Dating – Seite, was ihr einen missbilligenden Blick von Peggy einbrachte. Doch sie verteidigte sich. >>Jetzt guck nicht so! Ich hatte ja auch erst meine Bedenken, aber dann… << Dann hätten sie zu schreiben begonnen und seine vornehme Schüchternheit habe ihr sofort gefallen! Tagelang hatten sie so den Kontakt gehalten und irgendwann beschlossen, sich zu treffen, auch wenn Annika sich geschworen hatte, niemals jemanden aus dem Internet zu daten.
>>Aber wo die Liebe hinfällt, nicht wahr?<< zwinkerte Peggy. >>Jaja, wem sagst du das?!< - >>Und als wir uns dann das erste Mal gesehen haben und ich festgestellt habe, dass er in echt noch viel besser aussieht, als auf den Bildern im Netz, war ich einfach hin und weg! Und dann haben wir uns noch einige Male getroffen und sind seit Mittwoch fest zusammen. << schloss Annika ihren Bericht mit einem wagenradgroßen Lächeln ab. >>Dann gratuliere ich euch ganz herzlich!<< sagte Peggy und drückte Annika an sich. >>Er scheint auf den ersten Blick ja wirklich nett zu sein. << - >>Auf den zweiten auch. << kicherte Annika. >>Deswegen wollte ich ihn dir ja unbedingt vorstellen. <<- >>Schade, dass er nicht noch bleiben konnte. Apropros: es ist Samstag. Wo muss er denn heute arbeiten?<< - >>Keine Sorge, er hat einen redlichen Beruf. Er ist Bühnentechniker am Theater, kümmert sich da um den Kulissenaufbau und die Scheinwerfer und so, und da muss er halt auch mal ab und zu am Wochenende ran. << Peggy nickte beeindruckt. Das klang ja wirklich alles gar nicht so übel!
>>Findest du, dass wir zusammen passen?<< fragte Annika nervös und biss sich auf die Lippe. Peggy seufzte. >>Ach süße, um das sagen zu können, muss ich ihn schon etwas näher kennenlernen,das hab ich doch gesagt. Alles was ich feststellen kann ist, dass er ein sympathischer Kerl ist. <<- >>Und dass er ziemlich gut aussieht. << fügte Annika stolz hinzu und Peggy musste lachen. >>Und dass er ziemlich gut aussieht. << bestätigte sie und Annika sah sie aufmerksam an. >>Ja? Findest du auch?<< - >>Auf jeden Fall dein Typ!<< drückte Peggy sich um eine aufrichtige Antwort. Ja, Timo war nicht übel anzusehen, hatte aber einfach nicht das, was Peggy an einem Mann attraktiv und anziehen fand. Timo war, wie sie schon konstatiert hatte, ein sportlicher Typ. Hoodie, Freizeithose, weiße Sneakers … klischeehaft würde man ihn vielleicht als Skater bezeichnen. Und er sah nicht schlecht damit aus, aber Peggy bevorzugte den klassischen Typ Mann in einer schicken Jeans, einem Poloshirt, in Hemd und Anzug und Krawatte, wenn es ganz exklusiv sein sollte. Eben das, was sie an Mark so liebte, denn er besaß diesen Kleidungsstil, der im Gegensatz zu dem von Timo stand. Und deswegen wäre er nie der Typ, auf den Peggy abfahren würde, aber das war ja auch gut so…
>>Ich glaube, ich bin echt verliebt!<< gestand Annika und schlug sich die Hände vor das Gesicht. Peggy grinste. >>Ist doch schön. Genieß das!<< Nebenbei zog sie ihr Handy aus der Tasche und öffnete die soeben eingegangene Nachricht. Von Mark. Natürlich. Eine Bilddatei, von der aus er sie mit einem wunderbar liebevollen Blick anschaute.
*einfach so. weil ich dich liebe. Und damit du mich nicht vergisst!*
stand unter dem Foto und Peggy lächelte. Wie könnte sie! Allein bei seinem Bild bekam sie Herzrasen….ja, das war der einzige Mann, den sie liebte!
>>Meinst du, Timo geht es genauso?<< hörte sie Annika fragen und musste sich von Marks Anblick losreißen. Sie hatte Mühe, ins Hier und Jetzt zurückzufinden. >>Na, das will ich doch wohl stark hoffen! Hey, wenn er mit dir spielt, bekommt er es mit mir zutun!<< drohte Peggy grinsend und verstaute das Handy wieder in ihrer Tasche. Annika lachte und fasste sich schließlich ein Herz, das etwas pikante Thema zur Sprache zu bringen. >>Und … was ist, wenn … also, wenn wir … du weißt schon. << - >>Ja, ich weiß schon. Aber das schag dir mal ganz schnell wieder aus dem Kopf. << antwortete Peggy mit Nachdruck und erntete einen verwirrten Blick von Annika. >>Wieso?<< - >>Entschuldige mal, ihr kennt euch gefühlte 5 Minuten und du denkst schon an Sex?!<< - >>Naja, nicht wirklich. Aber Gedanken mache ich mir schon darüber. Irgendwann werden wir ja wohl Sex haben,oder? Und mit wem soll ich sonst darüber reden, wenn nicht mit dir?<< - >>Und was soll ich dir jetzt dazu sagen?<< - >>Vielleicht, was eure ersten Schritte waren. Und wie du dich gefühlt hast, oder so. << druckste Annika herum. Sie wusste selber, dass sie es langsam angehen lassen sollte. Und das wollte sie auch, dennoch konnten ein paar Tipps vorab ja nicht schaden. Doch Peggy tat sich mit einer Antwort schwer. Eigentlich würde sie ungern mit Annika über ihr Sexleben mit Mark sprechen, zumindest, solange er nicht eingeweiht war. >>Alles was ich dir sagen ist, dass es viel zu früh ist, sich jetzt schon den Kopf darüber zu zerbrechen. << sagte sie. >>Lernt euch doch erstmal richtig kennen, geht aus, macht DVD-Abende, übernachtet einfach mal so beieinander. Und wenn das alles gut läuft, wird auch deine Unsicherheit weichen, glaub mir. << Annika wusste nicht, ob sie damit zufrieden war. Sie hatte sich mehr erhofft. Praktische Ratschläge, was sie im Falle des Falles tun könnte und wie sie sich vielleicht nicht allzu dumm anstellte. Andererseits: Peggy würde schon wissen, was das beste war. Sie hatte schon einige Jahre Beziehung gemeistert und einen wirklich tollen Mann an ihrer Seite, mit dem sie ein Kind bekommen hatte und glücklich war. Also konnte das, was sie sagte, ja nicht ganz verkehrt sein.
>>Okay, du hast ja recht. << nickte Annika schließlich und lächelte. Peggy drückte freundschaftlich ihre Hand und lächelte zurück. Sie hatte ihre Freundin selten so kribbelig, so aufgeregt, so freudig erlebt. Aber das war schön! Und sie freute sich aufrichtig für Annika. Sie hatte es verdient, glücklich zu werden!

 

>>Annika hat einen Freund!<< Peggy schmiss ihre Handtasche beinahe achtlos auf den Küchenstuhl, atmete tief durch und sah Mark mit großen Augen an. Es war früher Abend, er war gerade dabei, ein kleines Abendessen zu zaubern. Es duftete schon verführerisch, was Peggy trotz der Neuigkeiten wohlwollend zur Kenntnis nahm.
Mark reagierte nicht weniger überrascht, freute sich aber genauso. >>Tatsächlich? Das ist doch großartig! << - >>Nicht wahr? Ein Typ aus dem Internet, und bevor du irgendwas dagegen sagst: nein, es ist kein Aufreißer. Ich hab ihn kennengelernt und er scheint wirklich nett zu sein. << Sie trat näher an den Kochtopf heran und griff nach einem Löffel. Sie liebte es, schon vorab zu naschen. Da schmeckte es immer besonders gut. So auch heute.
>>Aha. Du hast dich also mit einem anderen Mann getroffen, ja?<< Mark sah sie mit gespielter Entrüstung an und schüttelte tadelnd den Kopf. >>Das trifft mich sehr, Peggy!<< - >>Scherzkeks!<< lachte sie. >>Ich freue mich total für sie! << - >>Ja schon, aber…<< Mark zögerte und Peggy wartete ab, was nun kommen würde. Er kam ihr näher, strich ihre Haare aus der Stirn und Peggy bemerkte einen unglücklichen Ausdruck in seine Augen, den sie allerdings nicht deuten konnte. >>Meinst du, Annika findet mich trotzdem noch so heiß, wie früher?<< Peggy stöhnte auf und boxte ihn spielerisch auf den Arm. >>Du Blödmann!<< Mark lachte, zog sie an sich und gab ihr einen langen Kuss, bevor er sie sanft zur Seite schob. >>So, und jetzt beweg deinen Knackarsch aus der Küche. Ich muss weiter kochen. << Peggy schüttelte lächelnd den Kopf und betrachtete ihn eine Weile. Er war wirklich wunderbar, fantastisch, einzigartig. Und er gehörte ihr. Ganz alleine!
>>Weißt du eigentlich, wie glücklich ich mit dir bin? Und wie sehr ich dich liebe?<< flüsterte sie und bei diesen Worten, ließ Mark das Kochen erneut Kochen sein. Er küsste sie abermals und legte seine Stirn an ihre. >>Ich liebe dich auch! Sehr sogar!<< - >>Mein Leben ist momentan einfach perfekt! Dank dir! Und unserer kleinen Maus! Und ich gebe euch nie wieder her!<< - >>Gott sei Dank!<< erwiderte Mark und erneut fanden ihre Lippen zueinander.  
Doch der Klingelton ihres Handys, ließ den Moment unterbrechen. Peggy seufzte und wollte es zunächst einfach ignorieren. Doch als sie die Nummer ihrer Mutter auf dem Display sah, verwarf sie diesen Gedanken. Wahrscheinlich wird ihr Emelie doch zu viel, grinste sie in sich hinein und nahm den Anruf entgegen. >>Mama! Was gibt’s denn? Singt unsere Prinzessin wieder Opernarien?<< Sie lauschte, während Mark sich lächelnd abwandte. Ja, seine Tochter hatte eine kräftige Stimme! Aber er wollte keine Sekunde missen, in der er sie schon gehört hatte. Und sein Leben lang würde er sie lieben. So wie er Peggy ein Leben lang lieben würde!
Er warf Peggy einen Blick zu, und spürte sofort, dass sich die Stimmung verändert hatte! In Peggys Augen hatte sich ein merkwürdiger Ausdruck geschlichen: ängstlich? besorgt? Er konnte es nicht recht erfassen, doch es beunruhigte ihn. Er beobachtete sie weiter, während sie noch immer Natascha zuzuhören schien, und wurde dabei selber immer unruhiger.
>>Okay. Wir sind sofort da … nein, Mama! Bleibt, wo ihr seid! Ich will sie sehen. Bis gleich. << Peggy ließ das Handy aus der Hand auf den Tisch gleiten. Sie war ganz blass geworden. >>Was ist los?<< fragte Mark und Peggy hob den Blick. Ihre Lippen zitterten.
>>Emelie … << flüsterte sie mit gebrochener Stimme. Mark schluckte >>Was ist passiert?<< - >>Mama sagt, sie atmet ganz komisch. Ganz schwer. Und unregelmäßig. <<

Mark fühlte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte! Er ging einen Schritt auf Peggy zu und machte Anstalten, sie in den Arm zu nehmen, doch sie wich zurück. >>Nein. Ich will sofort zu ihr!<< flehte sie ihn an und war schon im Flur, um sich rasch eine Jacke überzuwerfen und in die Schuhe zu schlüpfen. Sie sah zu Mark, der noch immer wie angewurzelt am selben Platz stand. >>Beeil dich!<< flehte sie ihn an und wartete ungeduldig ab, bis Mark aus seiner Starre herausgefunden und sich ebenfalls angezogen hatte. Sie wollte nur noch eines: so schnell wie möglich zu ihrer Tochter! Da sah sie Marks Hände zittern, und sie wusste: er hatte den gleichen Gedanken!