Die Nachhilfestunde 40: der Ernstfall

>>Rosa! Wir machen das ganze Zimmer in Rosa! In knallpink! Und weiß! Du wirst sehen, das wird großartig aussehen! <<
Peggy schüttelte amüsiert lächelnd den Kopf, als sie und Mark wenige Wochen später im Auto saßen und den Heimweg von Dr. Seidels Praxis antraten. Die Ärztin hatte heute den wohl spannendsten Ultraschall gemacht, den eine Frau erfahren konnte und das Geschlecht des werdenden Lebens in Peggys Bauch festgestellt und so das große Geheimnis enthüllt: sie würden eine Tochter bekommen, und das war das größte Glück, dass Peggy sich vorstellten konnte. Insgeheim hatte sie darauf gehofft, dass sie eine Prinzessin bekommen würde, die sie verwöhnen und zu einer kleinen Lady erziehen könnte. Aber dass Mark sich so über ein Mädchen freute, hätte sie nicht gedacht. Sie hatte angenommen, dass ihm eigentlich ein Junge lieber gewesen wäre. Und nun redete er schon seit fünf Minuten auf sie ein und schmiedete Pläne, wie man dem Baby ein wahrhaftiges Barbie-Paradies zaubern könnte. Verrückt. Verrückt, und unglaublich süß!

>>Ist die Wandfarbe so wichtig?<< fragte Peggy. >>Davon wird die Kleine in den ersten Monaten eh nicht viel mitbekommen. << - >>Trotzdem! Ich will, dass sie ein richtiges Mädchenzimmer bekommt. Meine Tochter!<< erwiderte Mark und Peggy entging der Stolz in seinen Worten nicht. Sie seufzte glücklich, lehnte sich zurück und streichelte ihren Bauch. >>Na gut, von mir aus. Ich freu mich schon auf's Einrichten. << Mark sah mit einem raschen Blick zu ihr herüber. >>Auf's Einrichten?<< - >>Das Zimmer, meine ich. Die Wände streichen, die Möbel aufbauen, das Dekorieren. Das wird super. << - >>Nur dass du das gar nicht machen wirst. <<-
>>Wie bitte?<< Empört sah Peggy ihn an. >>Wieso nicht?<< - >>Weil du in deine Zustand definitiv nichts bei Renovierungsarbeiten zu suchen hast! Sascha und ich machen das schon. << - >>Kommt gar nicht in Frage! Ich will mitentscheiden! Schließlich ist sie auch MEINE Tochter!<< - >>Ja...sie ist unsere Tochter. << sagte Mark leise und sah sie mit solch einem liebevollen und glücklichen Blick an, dass Peggy sofort das Herz über ging! Da kam ihr eine Idee.
>>Könnten wir kurz zu meinen Eltern fahren? Ich will ihnen das nicht am Telefon sagen. << - >>Klar, gerne!<< erwiderte Mark und drückte auf's Gas.
Peggy war schon ewig nicht mehr Zuhause gewesen. Jedenfalls kam ihr das so vor, als sie auf der Couch im elterlichen Wohnzimmer saß und sich über die überglückliche Reaktion ihrer Mutter freute. >>Ein Mädchen? Peggy, das ist ja wundervoll! << - >>Ja, das finden wir auch. << antwortete Mark lächelnd. >>Nur über die Art und Weise der Zimmereinrichtung müssen wir uns noch einig werden.<< - >>Ich hoffe doch, dass du das übernimmst, Mark. Peggy soll und darf sich nicht überanstrengen mit so etwas. << Mark unterdrückte sein Lachen und nickte nur, während Peggy die Augen verdrehte und beschloss, das Thema auf sich beruhen zu lassen. Zu Mindest vorerst.
>>Ist Papa gar nicht da?<< fragte sie stattdessen, Natascha verneinte. >>Der ist über das Wochenende in Hamburg. << - >>Hat er sich inzwischen damit abgefunden, dass er Opa wird?<< - >>Ehrlich gesagt haben wir da gar nicht mehr drüber
gesprochen. << gestand Natascha. >>Aber ich befürchte, so ganz toll findet er das nach wie vor nicht. << Peggy senkte die Augen. Das hatte sie befürchtet. Es würde sicher noch viel Zeit und Nerven kosten, bis ihr Vater wenigstens einigermaßen damit zurecht kam und vielleicht irgendwann doch noch seinen Segen geben würde. Doch im Augenblick konnte das ihre Freude nicht überschatten. Im Augenblick war sie mit sich und der Welt absolut zufrieden und das sollte ihr keiner nehmen.

>>Habt ihr Lust auf ein Abendessen?<< fragte Natascha und sah auf die Uhr. >>Ich wollte sowieso noch schnell einkaufen fahren. Also wenn ihr möchtet, könnt ihr später gerne mitessen. << Peggy und Mark tauschten einen schnellen Blick und nickten dann. >>Super Mama,danke!<< erwiderte Peggy. >>Sollen wir mitkommen zum Einkaufen?<< - >>Ach was, nicht nötig. Bleibt ihr mal hier und freut euch weiter über euer Mädchen. << Natascha zwinkerte Peggy unauffällig zu, was Peggy mit einem weiteren Augenrollen quittierte, und grinsend zu ihr zurücksah. Woran ihre Mutter gleich wieder dachte! Sie sah zu Mark herüber, der gerade aufgestanden war, als sich Natascha erhoben hatte. Er hatte wirklich Manieren. Und Charakter. Und ein Herz so groß wie der Ozean! Sie hätte sich keinen besseren Vater für ihr Kind wünschen können!
Als Natascha wenig später das Haus verlassen hatte, begaben sich Peggy und Mark nach oben in ihr ehemaliges Zimmer, in dem sich zwischenzeitlich immernoch nichts verändert hatte. Alles war so, wie Peggy es von früher kannte. Und doch spürte sie, dass es nicht mehr wirklich zu ihr gehörte. Das war nun mal nicht mehr wirklich ihr Zimmer, ihr Zuhause. Ihr Zuhause war jetzt Mark, und das war auch sehr gut so! Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich auf das Bett nieder. Komisch, schon die paar Stufen der Treppe, die zu ihrem Zimmer führte, hatten sie mehr angestrengt, als sonst. Wie das wohl werden würde, wenn sie vier oder fünf Monate weiter war. Konnte sie sich dann überhaupt noch bewegen? Sie nahm sich vor, in einer ruhigen Minute mit ihrer Mutter darüber zu sprechen und sie war froh, dass sie trotz all den früheren Schwierigkeiten doch ein so gutes Verhältnis zueinander hatten.
Mark setzte sich neben sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. >>Alles gut?<< - >>Alles gut!<< bestätigte Peggy.
>>Ich musste nur gerade daran denken, wie oft ich mit Mama früher im Clinch gelegen habe und wie sehr sie meine Beziehung zu dir verurteilt hat. Und nun kocht sie für uns und ist außer sich vor Begeisterung darüber, dass sie eine Enkelin bekommt. << - >>Umso besser. << sagte Mark. >>Und mit deinem Vater wird es irgendwann genauso
werden. <<- >>Hoffentlich! Ich hab keine Lust auf jahrelange Funkstille. Und das Baby soll schließlich auch beide Großeltern kennenlernen.<< ->>Sag mal ... meinst du, deine Mutter hat uns absichtlich alleine gelassen?<< Mark strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr und Peggy bemerkte seinen funkelnden Blick, der eine Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper auslöste. Sie grinste. >>Was sollten wir beide schon alleine machen wollen?<< - >>Ich weiß auch nicht. Vielleicht...<< Er kam ihr näher, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie, lange und intensiv. Und Peggy spürte, dass ihre Lust sekündlich mehr zum Leben erwachte.
Sie ließ sich nach hinten sinken, zog Mark mit sich und schlang die Arme um seinen Hals, während sie spürte, wie seine Hände an ihrem Körper hinab glitten, andeuteten, was ihnen gefiel und sie schließlich von ihrem T-Shirt befreiten. Marks Blick fiel auf ihre Brüste und er lächelte. >>Was ist?<< fragte Peggy verwundert, er sah sie an. >>Die sind größer geworden. << - >>Findest du?<< Sofort richtete Peggy sich ein Stück auf und legte prüfend eine Hand auf ihre Brust. Ja, er hatte recht: irgendwie waren sie tatsächlich schon gewachsen. Und schwerer geworden. Sie streichelte sanft über die Haut. Oh, und empfindlicher auch, definitiv. Diese einzig kleine Berührung hatte schon ausgereicht, dass sich die Brustwarzen fest gegen des Stoff ihres BHs pressten. Wow!
>>Gott, du machst mich wahnsinnig!<< flüsterte Mark. >>Wenn du nicht gleich aufhörst, dich so zu berühren, dann…<< - >>Dann was?<<  fragte Peggy keck und streifte ihren BH ab, um weiter provozierend die Finger über ihre Brüste gleiten zu lassen. Mark funkelte sie warnend an und Peggy wurde heiß. Sie liebte diesen beinah ungezügelten Ausdruck an ihm! >>Ich kann mir denken, was du vorhast und ich hab nichts dagegen, wenn ich ehrlich bin. << lächelte sie, ließ sich in die Kissen zurück sinken und streckte die Arme von sich. Alles an ihr signalisierte: ich will es!
Mark beugte sich über sie und rieb kurz seine Nasenspitze an ihrer. >>Aber meinst du, wir sollten das auch tun?<< - >>Wieso nicht? << antwortete Peggy unbekümmert, während sie den Knopf seiner Jeans öffnete und sich auf die Lippe biss, als sie den festen Druck seiner Erektion an ihrer Hand spürte. Mark zog scharf die Luft ein, als ihre Finger ihn berührten und fühlte sein Herz schneller schlagen. Dennoch wandte er ein. >>Glaubst du nicht, dass das irgendwelche Auswirkungen für das Baby hat?<< Peggy seufzte, drehte sich herum, sodass sie sich auf ihn setzen konnte, und küsste ihn flüchtig. >>Ich hab dir das doch schon hundert Mal gesagt: Sex in der Schwangerschaft schadet nicht, im Gegenteil! Und wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja meinen Vater fragen. Er als Arzt sollte das wissen. << - >>Also ehrlich gesagt, würde ich unser Sexleben nur ungern mit deinen Eltern besprechen. << grinste Mark und auch Peggy musste lachen. >>Richtige Antwort. Dann können wir ja loslegen. << Ihre Stimme wurde leise, ihr Blick intensiv und Mark zog sie zu sich herab, um sie zu küssen und ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte.
Und wenig später waren sie gefangen im Rausch einer Leidenschaft, die keine Definition besaß und die doch so wunderbar war, dass man sich nur allzu gerne, ganz und gar von ihr einnehmen ließ!


Der Sommer kam, die Vorfreude wuchs und mit ihr Peggys Bauch. Peggy genoss diese besondere Zeit in vollen Zügen! Es war wunderbar, dass die Sommerferien schon begonnen hatten und sie und Mark jeden Tag zusammen waren. So auch heute, als sie gemeinsam das Krankenhaus betraten und sich auf den Weg in den zweiten Stock machten: die Entbindungsstation. Heute würden sie den Kreißsaal besichtigen, in dem sie in wenigen Monaten ihr Kind zur Welt bringen würde!
>>Meine Güte, ich bin so nervös!<< flüsterte Peggy, als sie vor dem Stationszimmer auf Hanna warteten, die Hebamme, die Peggy schon vor ein paar Wochen im Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt hatte und die von der ersten Sekunde an unglaublich kompetent und sympathisch aufgetreten war. Peggy schaute sich um und entdeckte am Ende des Flures ein junges Pärchen, auf dem Arm der Frau ein winziges Geschöpf, in ein Handtuch eingewickelt. >>Kannst du dir vorstellen, dass wir das bald sind?<< fragte Peggy und deutete auf die beiden, die ihr Baby spazieren trugen und wunderbar glücklich aussahen. Mark lächelte ebenfalls. >>Nach wie vor unfassbar, oder?<< Peggy nickte und hatte wieder einmal mit den Tränen zu kämpfen. Sie war in letzter Zeit unglaublich emotional geworden … In diesem Moment trat Hanna auf sie zu und begrüßte sie herzlich. Sie zog die beiden in eine kurze Umarmung und Peggy lächelte. Genau diese offene Art war es, die sie davon überzeugt hatte, dass es keine bessere Hebamme für sie, oder besser ihr Kind geben konnte! Hanna war mitte dreißig, groß und schlank und hatte ihre langen braunen Haare locker zusammengesteckt. Und sie strahlte eine wunderbare Ruhe und Gelassenheit aus. Auch das hatte Peggy sofort gemocht!

>>Ich würde vorschlagen, ich zeige euch erst die Kreißsäle und dann die Station. << sagte Hanna und Mark stutzte. >>Kreißsäle? Es gibt mehrere?<< - >>Ja, und jeder hat seine eigenen Vorteile. Ihr könnt selbst entscheiden, in welchem es schließlich zum Showdown kommen soll. << lachte sie und führte Mark und Peggy den Gang entlang. >>Also, ihr habt Glück, momentan ist keiner der Räume besetzt, das heißt, ihr könnt überall mal einen Blick reinwerfen. << erklärte Hanna und schob die erste der insgesamt vier großen Schiebetüren auf dem Flur auf. >>Nummer eins, der Gelbe. << Vorsichtig traten Mark und Peggy ein und sahen sich um. Der Raum war in der Tat fast komplett in Gelb gehalten: ein zartes gelbes Licht strahlte von der ebenfalls gelben Decke und den Wänden wider. Der flache, aber lange Schrank, der unzählige Schubladen und Schranktüren aufwies, war genauso gelb verkleidet, wie die Stühle und natürlich das riesige, kreisrunde Bett in der Mitte des Raumes. Peggy schluckte, als sie es erblickte. Da würde sie dann also auch liegen…
>>Und wieso gerade gelb?<< wollte Mark wissen, Hanna lächelte.  >>Gelb gilt als ausgleichende und kraftgebende Farbe. Sie symbolisiert etwas Gedeihendes und Schönes und kann aufheiternd wirken. << - >>Sehr passend. << murmelte Peggy beeindruckt und warf einen Blick um die Ecke des Raumes, hinter der sie eine große, ovalförmige Badewanne entdeckte. >>Für die Wassergeburt. << erklärte Hanna und auch Mark trat näher. Doch der Gedanke daran, dass sein Kind unter Wasser zur Welt kommen könnte, gefiel ihm nicht wirklich. >>Ich weiß nicht, Peggy. Willst du denn eine Wassergeburt?<< Peggy hob unsicher die Schultern. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Wieso eigentlich nicht?
>>Du kannst auch während den ersten Wehen in die Wanne gehen, Peggy. Zur Entspannung. Aber das müsst ihr ja nicht heute festlegen. Meistens entscheidet sich das sowieso ganz spontan aus der Situation heraus. << sagte Hanna.

Blau, Lila und Grün. Die Farben wechselten, die Räume an sich blieben sich ähnlich. Hanna beantwortete mit einer Engelsgeduld alle Fragen, die bei Peggy und Mark aufkamen. Doch wirklich entscheiden konnten sie sich am Ende doch nicht.
>>Das geht vielen Paaren so. << versicherte Hanna lachend, als sie nach knapp zwei Stunden wieder auf der eigentlichen Station angekommen waren. >>Ein bisschen Zeit habt ihr ja auch noch. Wann ist der errechnete Termin?<< - >>Am 17.09. << antwortete Peggy und bekam eine Gänsehaut, wie immer, wenn sie dieses, mittlerweile magische Datum aussprach. Hanna nickte. >>Es wird ein Mädchen, oder? Habt ihr eigentlich schon einen Namen?<< Mark und Peggy sahen sich grinsend an und nickten. >>Es hat zwar eine Weile gedauert, aber inzwischen haben wir einen gefunden, den wir beide mögen.<< erwiderte Mark und als Peggy Hannas gespannten Blick sah, musste sie lachen. >>Ja, aber den behalten wir noch eine Weile für uns. <<


>>Und du meinst, dass das funktioniert?<< fragte Annika und betrachtete argwöhnisch die Packung mit den Gipsbänden in ihrer Hand. Peggy hatte die Idee gehabt, ihren Babybauch in Gips zu verewigen, als Überraschung für Mark, und sie gebeten, ihr dabei zu helfen. Und Annika hatte natürlich zugestimmt, doch noch war sie sich nicht sicher, ob das wirklich so klappen würde, wie Peggy sich das vorstellte.
>>Ja klar, das machen viele Frauen. << antwortete Peggy, während sie sich mühsam das T-Shirt über den Kopf zog. >>Außerdem ist das ein ganz tolles Andenken. Auch wenn ich froh bin, wenn ich diesen Bauch endlich loswerde. << - >>Wirklich?<< Überrascht sah Annika auf. >>Ich dachte immer, du genießt es, schwanger zu
sein. << - >>Ja, das tue ich auch, aber es ist furchtbar anstrengend, diese Kugel mit sich herumzutragen. Ich hab Rückenschmerzen, schwere Beine, dicke
Füße ... << Peggy seufzte und sah Annika an. >>Kurzum: ehrlich gesagt habe ich die Nase voll vom schwanger sein!<< - >>Ok, dann mal los. Aber du weißt, dass ich in Kunst immer eine Niete war. Vielleicht hättest du dir besser jemand anderen gesucht, der dir hilft. << kicherte Annika. >>Naja, Sascha kann ich ja wohl schlecht fragen. << erwiderte Peggy, als sie ihren BH auszog und Annika nickte, während sie die erste Lage Gips in das vorbereitete warme Wasser tauchte. Doch dann sah sie ihre Freundin unsicher an. >>Und was machen wir, wenn du währenddessen Wehen bekommst? Oder noch schlimmer, während das Zeug trocknet?<< - >>Keine Sorge, das passiert schon nicht. << - >>Aber du hast doch vorhin schon irgendwas gemerkt. << wandte Annika ängstlich ein. Sie wäre beinah ohnmächtig geworden, als sie vorhin gemeinsam in der Stadt gewesen waren, um den Gips zu kaufen, und Peggy plötzlich schmerzvoll das Gesicht verzogen und tief die Luft ausgestoßen hatte. Immerhin waren es nur noch knapp zwei Wochen bis zum Geburtstermin.
Doch Peggy konnte sie beruhigen. >>Das waren nur Vorwehen. Ich hab das mit meiner Hebamme besprochen. Das kommt vor. Jetzt mach schon, wir haben nicht so lange Zeit, Mark müsste bald wiederkommen.<< - >>Wo ist der überhaupt?<< fragte Annika und legte vorsichtig die erste Gipslage auf Peggys Bauch. Es fühlte sich glitschig und kalt an und Peggy zuckte kurz zusammen.
>>Im Baumarkt, nochmal Farbe fürs Kinderzimmer holen. << Annika hob den Blick und ihre Augen begannen zu leuchten. >>Kann ich mir das gleich mal angucken?<< - >>Klar. Aber auch da wirst du keinen Hinweis auf den Namen finden. << zwinkerte Peggy, denn auch ihrer besten Freundin gegenüber hatte sie sich in Schweigen gehüllt, was das anging. >>Och komm schon, bitte!<< bettelte Annika, wie schon die Stunden zuvor, doch Peggy blieb hart. >>Mark und ich wollen das bis zur Geburt für uns behalten. <<

Annika machte ihre Sache besser, als erwartet und eine gute Stunde später, war das Werk vollendet und Peggys Oberkörper samt Babybauch lag als Gipsfigur vor ihnen. >>Perfekt, danke!<< sagte Peggy glücklich und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. >>Bleibst du noch zum Abendessen?<< - >>Wenn ich darf, 
gerne. << lächelte Annika, hob das Kunstwerk vom Boden auf und trug es vorsichtig hinaus auf den Balkon, damit es weiter trocknen konnte und nicht sofort von Mark entdeckt werden würde. Peggy wusch die Reste des klebrigen Gipses schnell von ihrem Bauch herunter und zog sich wieder an, ehe sie das Badezimmer verließ und die Küche betrat, um das Abendessen vorzubereiten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und suchte das oberste Regal nach ihrem Lieblingskochbuch ab, das sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Da standen wahnsinnig gute Rezepte drin! Bald hatte sie es entdeckt und streckte sich, um es aus der Reihe anderer Bücher hervorzuziehen. Doch noch ehe sie es richtig zu fassen bekam, durchschoss es sie wie ein Blitz, als sie das Ziehen spürte, das sich innerhalb von Sekunden in ihr ausbreitete. Wie automatisch legten sich ihre Hände auf den Bauch und sie krümmte sich zusammen. Oh nein. Doch nicht jetzt. Nicht jetzt!

>>Ich hab das Ding nach draußen gestellt, damit … << Annika blieb wie angewurzelt stehen, als sie Peggy sah, die sich mühsam am Küchentisch absützte, und wurde augenblicklich kreidebleich. Ihre Knie begannen zu zittern, ihre Hände wurden schweißnass. >>Vorwehen?<< fragte sie voller Panik, doch Peggy schüttelte heftig den Kopf. Sie stöhnte auf, als ein erneuter Schmerz ihren Körper durchzog. Nein, das waren keine Vorwehen mehr. Das war der Ernstfall!
>>Sascha!<< schrie Annika so laut sie konnte, in der Hoffnung, er sei da! Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte. >>Sascha!<< schrie sie noch einmal, noch lauter und endlich kam Sascha in die Küche gelaufen. >>Ach du scheiße!<< flüsterte er, als er die Situation erkannte und stürzte zu Peggy. >>Hey Süße, was ist los? Sind das…, ich meine hast du … << - >>Ruf Mark an, bitte!<< brachte Peggy gequält hervor. >>Sag ihm, dass seine Tochter kommt!<<