Hey ihr Verrückten!
Teil 70?! Echt jetzt?! No way! <3 Damit hätte ich niemals gerechnet, deswegen sage ich da gar nicht viel zu und lasse es einfach mal so
stehen ...

Der Teil ist (etwas) lang geworden. Wollte ihn erst aufsplitten, hab es dann aber doch gelassen. Ihr werdet sicher schnell verstehen, wieso. ;)

Habt vielen Dank und viel Spaß!

LG,
Kessy


Die Nachhilfestunde 70: ... und die Erde stand still


Wenig später saß Peggy neben Mark im Auto und ließ sich müde in den Sitz zurück sinken. Mark warf ihr einen schnellen Blick zu.
>>Also war es anstrengend? << riet er überflüssigerweise, denn sie sah wirklich k.o. aus. Peggy nickte. >>Ich dachte, ein Fit mit Baby Kurs ist vielleicht nicht ganz so fordernd, aber Pustekuchen! Das waren 45 Minuten Ausdauertraining vom feinsten und vom gemeinsten! << - >>Und Chantal? Ich meine, wie war sie so?<<
Peggy zögerte. Wenn sie ehrlich war, dann hatte Chantal den Kurs fabelhaft geleitet. Sie hatte jede Übung einwandfrei erklärt und vorgemacht, ihr Fitnesslevel schien weitaus höher zu sein, als ihr eigenes. Doch ob sie das Mark so genau berichten wollte, wusste sie nicht.  >>Sie war gut. Ich glaube das ist der richtige Beruf für sie. << erwiderte sie stattdessen vage und wechselte schnell das Thema, um nicht weiter über Chantals drahtigen Körper und ihre scheinbar unbändige Energie nachzudenken, die sie vorhin die ganze Zeit vor Augen gehabt hatte. >>Selbst Emelie ist erledigt, dabei hat sie nur zugeschaut. << grinste Peggy und warf einen Blick auf die Rückbank. Emelie hatte den Daumen in den Mund gestopft und schlief tief und fest. >>Aber ich werde wieder hingehen. Die Frauen dort sind total nett und es hat auch irgendwie Spaß gemacht, sich so auszupowern. << - >>Sportendorphine, kenne ich. << lächelte Mark und parkte das Auto vor ihrer Wohnung. Er stellte den Motor ab und sah Peggy sanft an. >>Soll ich dich reintragen, oder schaffst du die 10 Meter, bis zur Couch? <<
Sie schaffte es. Gerade so. Als Peggy das Wohnzimmer betrat ließ sie sich mit einem erleichterten Seufzer auf das Sofa fallen. Mark hatte Emelie im Maxi Cosi vorsichtig abgestellte, sie schlief noch immer wie ein Murmeltier, und betrachtete Peggy amüsiert, wie sie alle viere von sich streckte.
>>Jetzt ist es amtlich: ich bin ein unsportlicher Klops, der nicht mal eine Dreiviertelstunde Training durchsteht. << murmelte sie ein wenig frustriert und Mark grinste. >>Also erstens: du bist nicht unsportlich, allenfalls untrainiert. Zweitens: du hast es sehr wohl durchgehalten! Und
drittens … << Er setzte sich neben sie, legte ihre Beine auf seinen Schoß und begann ihre Waden zu kneten, was Peggy mit einem dankbaren Lächeln quittierte. >> … ein Klops bist du schon mal gar nicht! << - >>Als ich Chantal heute gesehen habe, kam ich mir aber so vor. << rutschte es Peggy heraus und sie bereute es sofort. Sie hatte sich doch vorgenommen, da nicht weiter drüber nachzudenken. Mark hielt inne und sah sie interessiert an. >>Tatsächlich? Erzähl mir mehr! Sah sie gut aus? << Peggy bedachte ihn mit einem verärgerten Blick. >>Ja, sie sah gut aus! Sehr viel besser als ich! Zufrieden? << - >>Mhm! Ich glaube, ich begleite dich beim nächsten Mal. << Sie und holte mit ihrem Bein aus, um ihm einen leichten Tritt zu verpassen und Mark lachte. Er liebte es einfach, sie zu necken.
>>Auf jeden Fall werde ich morgen den Muskelkater meines Lebens haben, das merke ich jetzt schon. << Peggy streckte sich ein wenig und spürte einen leichten Schmerz in Nacken und im Rücken. Das kam sicherlich von den Kraftübungen, bei denen sie mit Gewichten gearbeitet hatten. Auch wenn sie nur die leichten genommen hatte, würde sie das in den nächsten Tagen sicher noch zu spüren bekommen. >>Soll ich dich
massieren? << schlug Mark vor. >>Das hilft bestimmt. << - >>Oh ja! Bitte! <<
Die Aussicht auf diese Schmerzlinderung ließ Peggy doch noch einmal vom Sofa aufspringen. Schnell streifte sie sich die Jeans und ihr Oberteil ab und legte sich nur mit Bh und Slip bekleidet auf den Bauch.  Mark schluckte bei ihrem Anblick. Er hatte keine Ahnung, wie sie auf die Idee kam, pummelig geworden zu sein. Sie sah genauso großartig aus, wie eh und je, und er musste sich stark zusammenreißen, sie nicht einfach hochzuheben und ins Schlafzimmer zu tragen. >>Ich hab nichts von einer Ganzkörpermassage gesagt, oder? <<
Er kniete sich über sie und legte seine Hände auf ihren Nacken. >>Doch, das hast du. Ich hab’s genau gehört. << antwortete Peggy ein wenig schläfrig, schloss die Augen und gab sich seinen geübten Handgriffen hin. Zwischendurch zuckte sie zusammen, wenn Mark eine besonders fiese Stelle erwischt hatte, aber sie wusste, dass das ein guter Schmerz war, einer, der sein musste. Sie erinnerte sich noch, dass er ihnen das damals im Sportunterricht irgendwann mal beigebracht hatte: den Unterschied zwischen guten und gefährlichen Schmerzen und wie man beide erkennen konnte. Anscheinend hatte das gefruchtet.
>>Was hast du denn so gemacht? << fragte Peggy, um nicht gänzlich wegzudämmern, was ziemlich schwierig war, so entspannend empfand sie Marks Berührungen gerade.
>>Ach, ein bisschen Unterricht vorbereitet und sinnlos im Netz gesurft … << - >>Aha. Sonst noch was? << Mark dachte an seine Roomtour und an den Ring und daran, wie er vor Peggys Schminktisch stand und ihr Parfum in der Hand hatte. Vielleicht sollte das besser sein kleines Geheimnis bleiben. Er schüttelte den Kopf. >>Nein. Dann hast du ja schon angerufen und dein Taxi bestellt. << Peggy lachte. >>Ja. Danke fürs Abholen! Du hast was gut bei mir?<< - >>Ach ja? << Mark strich mit seinen Händen ihren Rücken hinab und gab ihr einen kleinen Klapps auf den Po. Peggy schnappte nach Luft und war sofort wieder hellwach. Sie erwiderte nichts, wartete ab, was noch kommen würde. Ob sie es wollte oder nicht, aber ihr Bauch begann heftig zu kribbeln, als Mark sie abermals berührte und sich zu ihr hinab beugte.
>>Ich liebe es, bei dir was gut zu haben. << murmelte er mit tiefer Stimme und Peggy schluckte. Wie schaffte er es nur immer wieder, die banalsten Worte wie ein Versprechen klingen zu lassen?!

 

 

 

Trotz der Massage fühlte sich Peggy am nächsten Tag dennoch wie gerädert. Der Muskelkater steckte ihr buchstäblich in den Knochen! Müde saß sie am Frühstückstisch und leerte bereits die zweite Tasse Kaffee. >>Noch einen?<< bot Mark ihr an und hielt die Kaffeekanne hoch, doch Peggy schüttelte den Kopf, sah ihn an und fragte sich, wieso er so blütenfrisch und munter war. Immerhin war es gestern doch reichlich spät geworden. >>Wieso bist du denn so wach? Ich könnte sofort wieder ins Bett fallen. << - >>Dann mach das doch. << - >>Scherzkeks! Ich muss zur Uni! Wobei ich mich frage, wie ich da hinkommen soll. Mir tut alles weh!<< - >>Kann ich mir vorstellen … << Peggy schaute auf, direkt in Marks tiefen dunklen Blick und ihr wurde heiß. Ihr war klar, worauf er anspielte. Die letzte Nacht hätte durchaus als weiteres Workout durchgehen können.
>>Es war wunderbar. << flüsterte sie lächelnd, Mark nickte langsam. Er beugte sich vor, stütze den Kopf in die Hände und durchbohrte sie beinah mit diesem noch immer unendlich intensiven Blick, der Peggy die Röte auf die Wangen trieb. >>Du bist so sexy! Und ganz schön unersättlich. << Peggy wandte den Blick ab. Wenn Mark so mit ihr sprach und sie so ansah, verfehlte es seine Wirkung keinesfalls. Das wusste sie, und das wusste er.
>>Hör auf!<< sagte Peggy mühsam bestimmt und Mark grinste. Er wusste genau, was er mit ihr anstellte und machte sich gerne einen Spaß daraus, sie zu reizen. 
>>Komm her!<< Peggy tat wie ihr geheißen und setzte sich auf seinen Schoß. Sie trug noch ihr Schlafshirt und eine knappe Shorts, sodass Mark ungehindert über ihre langen Beine streichen konnte. >>So solltest du immer rumlaufen. << - >>Ich glaube nicht, dass das gesellschaftsfähig ist. << erwiderte Peggy amüsiert. >>Jedenfalls nicht in der
Uni. << - >>Bleib einfach hier. << versuchte Mark es erneut, doch Peggy sah ihn tadelnd an. >>Gerade Sie als künftig neuer alter Lehrer, sollten die Leute wirklich nicht zum Schwänzen animieren. << Sie stand auf und Mark seufzte. Er hätte liebend gerne den Tag mit ihr im Bett verbracht. Manchmal war sie viel zu vernünftig!

 

>>Du siehst blass aus. << stellte Peggys Kommilitonin Christine fest, als sie in der Mittagspause gemeinsam in der Mensa saßen und Peggy nun schon zum dritten Mal herzhaft gegähnt hatte. >>Hast du nicht gut geschlafen? << - >>Doch, gut schon. Nur vielleicht etwas zu kurz. << antwortete Peggy selig lächelnd, doch sie wusste, dass Christine nicht auf die Spur kommen würde, worin ihr Schlafmangel begründet lag. Sie war vollkommen unempfänglich für jegliche Andeutungen, egal, worum es gerade ging. 
So auch heute. >>Dann solltest du früher ins Bett gehen. << sagte sie gutmütig und Peggy nickte ergeben. So lief es mit Christine immer ab, aber es war ihr nicht unrecht, denn sie verstand sich zwar recht gut mit ihr, aber ihr Sexualleben würde sie nicht unbedingt mit ihr besprechen wollen. >>Außerdem denke ich die ganze Zeit über ein Geschenk für Mark
nach. << schwenkte sie schnell um. >>Er hat bald Geburtstag und mir fällt nichts Cooles
ein. << Christine lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie kniff die Augen zusammen, schien angestrengt nachzudenken und Peggy war beinahe gespannt. Vielleicht hatte sie ja eine Idee.
>>Wie wäre es mit einem Buch?<<
Ein Buch. Ging es noch langweiliger?! Peggy bemühte sich, ihr Augenrollen zu unterdrücken. >>Er ist Lehrer. Er muss schon genug lesen. << - >>Oder du kochst ihm was richtig Gutes. Du ziehst dich hübsch an, machst was Leckeres zu essen, kaufst einen guten Wein. Vielleicht geht ihr vorher noch ins Kino oder ins Theater … <<
Christines Vorschläge drifteten in eine derart spießige Richtung ab, dass Peggy schon wieder halb abgeschaltet hatte. Das klang eher nach einem Hochzeitstagsplan ihrer Eltern und nicht nach einem spannenden Geschenk.
>>Oder eine Reise. Das ist doch auch originell. << schloss Christine ihre Überlegungen ab. Peggys Aufmerksamkeit war augenblicklich wieder hergestellt.
>>Eine Reise?<< - >>Ja. Ein Kurzurlaub oder so. Muss ja nicht weit weg sein, aber wenn du ein Wochenende in einer anderen Stadt organisierst, das wär doch was. << - >>Ja….ja, das könnte gehen. << murmelte Peggy und biss gedankenverloren von ihrem Sandwich ab. Eine Reise … wieso nicht?!
>>Wann heiratet ihr eigentlich?<< fragte Christine aus heiterem Himmel und sah Peggy interessiert an, die einen Moment brauchte, um mit diesem unterwarteten Themenumschwung mitzuhalten. >>Äh…heiraten? << - >>Na ihr seid doch schon eine ganze Weile zusammen. Da kann man doch mal drüber nachdenken, oder<?<< - >>Ja, schon. Aber so konkret haben wir da noch nie von gesprochen. << Wenn Peggy es sich richtig überlegte war dieses Thema eigentlich noch nie wirklich zur Sprache gekommen. Gut, einmal andeutungsweise, als es bei Saschas Schwester so weit gewesen war, aber Peggy wusste überhaupt nicht, ob Mark generell die Absicht hatte, zu heiraten. Immerhin war er in dieser Hinsicht ein gebranntes Kind. Und sie? Naja, vorstellen könnte sie es sich schon…
>>Dann solltet ihr das mal tun. << riss Christine sie abermals aus ihren Gedanken. >>Ich finde, sowas muss man beizeiten klären. Dann weiß jeder, wie der andere dazu steht. << Peggy sah sie nachdenklich an. Sie hatte recht. Nur wie sollte sie das ansprechen? Sie konnte doch nicht einfach nach Hause kommen, zu Mark gehen und fragen: Schatz, was hältst du vom Heiraten?
Der restliche Unitag zog sich hin wie unendlich langer Kaugummi. Peggy fiel es immer schwerer sich zu konzentrieren. Ihr Kopf rauchte, als sie nach der gefühlt hundertsten Vorlesung endlich ins Freie trat und tief durchatmete. Sie blinzelte in den spätnachmittäglichen Himmel, dessen dunkle Wolken baldigen Regen ankündigten und schon die ersten kleinen Tropfen freigegeben hatte. Peggys Kommilitonen und viele andere Studenten hasteten an ihr vorbei, jeder in eine andere Richtung, aber allesamt darauf bedacht, bloß nicht nass zu werden. Peggy hingegen genoss die frische Brise und den Duft des nahenden Regens. Unschlüssig sah sie sich um. Eigentlich wollte sie sich mit der U-Bahn auf den Heimweg machen, aber jetzt wo sie hier draußen stand, kam ihr der Gedanke eines Spazierganges nach Hause in den Sinn. Ihr Muskelkater war zum Glück nicht mehr ganz so stark und so hatte sie schon wieder Lust auf ein wenig Bewegung. Das kam davon, wenn man den ganzen Tag im Hörsaal sitzend verbringen musste. Kurz entschlossen tippte sie eine schnelle Nachricht an Mark, schulterte ihre Tasche und machte sich auf den Weg.

 

Der große Regen blieb aus, sodass Peggy unversehrt und glücklich über ihre Entscheidung Zuhause ankam. Ja, der kleine Fußmarsch hatte wirklich gut getan! Ihre Kopfschmerzen waren vergessen und sie fühlte sich regelrecht erfrischt und für ihre Linie hatte sie gleichzeitig auch noch etwas getan. Jetzt stand einem gemütlichen Abend nichts mehr im Wege!
Doch als sie die Wohnungstür auf schloss empfing sie eine gähnende Leere. Irritiert legte sie Schlüssel und Tasche ab und sah sich um. Kein Mark, keine Emelie … was war hier los? Plötzlich trat ihr Sascha aus dem Arbeitszimmer entgegen. >>Hey! Da bist du ja! Ich hab schon auf dich gewartet. << - >>Hallo Sascha. << erwiderte Peggy ein wenig verwundert, denn er war so überschwänglich erfreut, dass es ihr ein bisschen seltsam vorkam. Er trug Emelie auf dem Arm, die sich ebenfalls freute, dass Peggy heimgekehrt war und ihr ihre kleinen Hände entgegenstreckte. Peggy lächelte gerührt und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. >>Wo ist Mark?<< - >>Der ist nicht da. << antwortete Sascha und Peggy verdrehte die Augen. >>Das sehe ich. Ich hab gefragt, wo er ist. << - >>Achso, klar …  << Saschas Lachen klang dermaßen aufgesetzt, dass es einem förmlich entgegensprang und er schien irgendwie nervös zu sein. Peggy trat näher und sah ihn eindringlich an. >>Okay, was ist hier los?<< - >>Nichts. Was soll los sein?<< - >>Du bist so komisch. Du verheimlichst mir doch irgendwas!<< - >>Quatsch!<< Sascha wandte den Blick ab, doch Peggy ließ nicht locker. >>Raus mit der Sprache! Wo ist Mark?<< - >>Ne runde joggen gegangen. Im Park. Und ich sollte dir Bescheid sagen, sobald du Zuhause bist und dich fragen, ob du auch noch nachkommst. <<
Peggy blinzelte überrascht und wusste nicht so recht, ob sie das glauben sollte. Wieso gebärdete Sascha sich so eigenartig, nur weil Mark joggen gegangen war? Und wieso hatte Mark ihr das nicht selber geschrieben?
>>Aha. Das ist alles?<< - >>Ja. << Noch immer sah sie ihn eindringlich an und versuchte zu ergründen, ob nicht doch noch mehr dahinter steckte. Andererseits hatte sie ja jetzt die Chance, das selber herauszufinden. Sie sah nach draußen. Die Regenwolken hatten sich verzogen und es war sogar noch ein wenig Sonnenschein zu erahnen. Eine kleine Joggingrunde … wieso eigentlich nicht? >>Okay. << lenkte Peggy schließlich ein. >>Ich glaube zwar noch immer, dass du mir irgendwas verschweigst, aber dann werde ich mich jetzt umziehen und auch in den Park gehen. Kann ich Emelie noch bei dir lassen?<< - >>Auf jeden Fall, gar kein Problem! Gern, sehr gern sogar!<< sprudelte es aus Sascha heraus, sichtlich erleichtert, dass Peggy keine Fragen mehr stellte. Dennoch bedachte sie ihn mit einem prüfenden Blick, ehe sie das Schlafzimmer betrat und ihre Sportsachen hervor kramte.
>>Hat er gesagt, wo genau er ist?<< rief sie, während sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz knotete. >>Nee, keine Ahnung. << schallte es von Sascha zurück und Peggy verdrehte die Augen. >>Toll, und wie soll ich ihn dann finden?<< murmelte sie und spürte wie ein wenig Ärger in ihr aufkam. Irgendwas war doch faul an dieser ganzen Geschichte, das wusste sie. Und es machte sie wahnsinnig, dass sie einfach nicht dahinter kam! Sie schnappte sich ihr Handy und zog sich noch eine leichte Jacke über, dann trat sie wieder auf den Flur hinaus.
>>Ruf ihn doch an und frag. << schlug Sascha vor, doch Peggy winkte ab. >>Ich laufe einfach los und suche ihn. So groß ist der Park ja nicht. Und wenn wir uns nicht finden, kann ich es auch nicht ändern. << Sascha nickte langsam und bedächtig und Peggy wartete, ob doch noch irgendwas von ihm kam, doch er blieb stumm und blickte sie nur an. 
Sie seufzte. >>Ich bin dann weg. Dauert bestimmt nicht lange. << Sie öffnete die Haustür, als Sascha sie doch noch einmal aufhielt. >>Peggy? << Sie drehte sich um, Sascha schien nach irgendwelchen Worten zu suchen, wirkte noch immer merkwürdig angespannt und gleichzeitig froh, dass sie endlich das Haus verließ. Schließlich zuckte er nur die Schultern und lächelte.
>>Viel Spaß!<< - >>Ich geh nur joggen. Aber danke. << Und mit einem letzten sehr irritierten Blick trat Peggy ins Freie, schüttelte verwirrt den Kopf und lief los, in Richtung Stadtpark.

 


Mit jedem Kilometer den sie lief, gelang es ihr mehr, die seltsame Begegnung mit Sascha hinter sich zu lassen. Dass er etwas vor ihr verborgen hatte, schien sicher, doch Peggy beschloss, sich keine Gedanken mehr darüber zu machen. Vielleicht wusste Mark ja bescheid und sie würde ihn fragen können, sobald sie sich getroffen hatten. Doch auch als sie schon die Hälfte des Parks durchlaufen hatte, war er ihr noch immer nicht begegnet. Keuchend blieb sie stehen und sah sich um. Wo war er bloß? Kurz entschlossen zog sie nun doch ihr Handy hervor und wählte seiner Nummer. Es dauerte keine zwei Sekunden, bis er abnahm.
>>Mark, ich bin’s. Sag mal, wo steckst du? Ich bin jetzt auch im Park. << - >>Oh, sehr
gut. << antwortete Mark. >>Ich bin in der Nähe unserer Bank. Lauf einfach da hin, dann treffen wir uns schon. << - >>Okay, mach ich. Ist alles in Ordnung bei dir?<< - >>Klar, alles bestens!<< Doch Peggy registrierte das leichte Zittern in seiner Stimme. Sicher hatte er es übertrieben mit dem Training und war froh, gleich nicht mehr allein seine Runden drehen zu müssen. >>Gut. Bis gleich. <<
Sie steckte das Handy zurück in die Jackentasche und setzte sich wieder in Bewegung, in Richtung der Bank, deren Standort sie auswendig wusste. Auf dieser Bank hatte sie einmal gesessen und hemmungslos ihrem Liebeskummer nachgegeben. Es war ein eiskalter Herbstabend gewesen und sie hatte geheult, wie ein Schlosshund. Und sicher wäre sie irgendwann einfach dort eingeschlafen, hätte Mark sie nicht aufgestöbert und zum Gehen überreden können. Und seitdem hatte dieser Platz einfach eine ganz besondere Bedeutung. Es war auch nicht mehr weit. Einmal noch um die kleine Lichtung gebogen, dann würde sie schon da sein.
Plötzlich stoppte sie und konnte gerade noch verhindern, in einen riesigen Haufen aus Blütenblättern zu treten, der inmitten ihres Weges lag. Peggy bremste abrupt ab und trat einen Schritt zurück. Erst jetzt erkannte sie die Herzform, in der die Blätter angeordnet waren. Das sah richtig hübsch aus, und sie hätte es um ein Haar einfach platt getrampelt. Wer auch immer das hier drapiert hatte wäre sicher ziemlich sauer geworden. Lächelnd nahm sie ihr Handy und schoss ein Foto von diesem wunderschönen Arrangement. Das musste sie Mark zeigen!
Doch als sie den Blick hob und gerade weiterlaufen wollte, sah sie nur wenige Meter weiter das nächste Herz liegen. Und dahinter erkannte sie noch eins… und dann noch eins. Der ganze Weg schien mit Blumen gesäumt zu sein. Peggy schoss erneut ein paar Bilder und ging weiter, um sich die Sache genauer anzusehen. Erst jetzt bemerkte sie ihr Herzklopfen und eine seltsame Aufregung kroch aus ihrem Bauch heraus, durch ihren ganzen Körper…. wieso hatte sie das Gefühl, nicht zufällig auf diese Blumen gestoßen zu sein? Vorsichtig bahnte sie sich den Weg durch die Lichtung und ihr Herzklopfen nahm mit jedem Schritt zu.
Endlich war sie an der Bank angelangt, die ein wenig abseits vom Weg unter einer großen Buche stand. Mit großen Augen blickte sie auf die abermals tausend Blütenblätter, mit denen die Bank geschmückt war und die Unmengen von Kerzen ringsherum, deren Lichter im leichten Abendwind ein wenig unruhig hin- und her flackerten. Die mittlerweile schwach einsetzende Dämmerung brach sich in ihrem Licht und warf helle bunte Reflektionen zurück. Es sah unglaublich aus!
>>Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr!<< hörte sie da plötzlich eine vertraute Stimme hinter ihr und drehte sich erschrocken um. Mark trat auf sie zu und sah sie mit einem tiefen Blick an. Peggy wusste kaum, wie ihr geschah, so überrascht war sie. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber damit nicht. Und schon gar nicht damit, dass Mark in einem sündhaft gut aussehenden dunkelblauen Anzug auf sie wartete. Sie schluckte.
>>Wo sind denn deine Sportsachen?<< brachte sie mit dünner Stimme hervor und sah an ihm herab. Mark lachte. >>Zuhause. << - >>Aber … ich dachte, du … also wir… was ist das hier?<< - >>Was denkst du denn, was es ist?<< Peggy sah sich um, sah wieder zurück zu Mark und  dann auf ein paar Spaziergänger, die am Wegesrand standen und neugierig zu ihnen herüber sahen. Mark hob entschuldigend die Arme. >>Eigentlich wollte ich keine Zuschauer, aber naja …. << - >>Hab ich unseren Jahrestag vergessen? Oder irgendwas anderes? << fragte Peggy nervös, doch Mark schüttelte den Kopf, in seinen Augen noch immer dieser intensive Blick, mit dem er sie fixierte und der sie schon ganz schwindlig gemacht hatte. Er nahm ihre Hände.
>>Ich dachte es ist an der Zeit, dir noch einmal zu sagen, wie sehr ich dich liebe!<< Peggy wagte kaum zu atmen, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und doch verstand sie jedes Wort. Sie erwiderte seinen Händedruck und spürte, wie seine Finger zitterten. >>Ich liebe dich so sehr, dass ich es gar nicht mehr in Worte fassen kann. Ich weiß, dass das furchtbar schnulzig klingt … aber es ist so. Und ich will dich um nichts in der Welt wieder hergeben. << Mark holte tief Luft und sah sie an, wartete auf irgendeine Reaktion, doch Peggy stand nur da wie ein Stein gemeisselt und brachte keinen Ton heraus. Lediglich das sanfte Glitzern in ihren Augen ließen Mark erahnen, dass seine Worte irgendwie bei ihr ankamen und dass er mutig sein konnte.
>>Du hast mein Leben von heute auf morgen komplett auf links gedreht! Ich hätte niemals geglaubt, dass alles so kommt, wie es gekommen ist, aber ich danke dem Schicksal jeden Tag, dass es uns zusammengeführt hat. Und dann ist auch noch Emelie auf die Welt gekommen. Allein dafür werde ich dich ewig lieben!<< - >>Oh Mark, hör auf. Ich glaub, ich kippe gleich um. << wisperte Peggy und brauchte all ihren Willen, um nicht auf der Stelle in Tränen auszubrechen. Sie war so unendlich gerührt von all dem und wusste nicht, ob sie noch mehr hören, oder ihn sofort hemmungslos küssen wollte, auch wenn es mittlerweile immer mehr Menschen wurden, die ihnen zusahen. Aber das war ihr egal, im Moment gab es nur sie und ihn auf dieser Welt.
Mark lächelte verhalten und verstärkte den Druck seiner Hände um ihre Finger, die schweißnass und gleichzeitig eiskalt waren, so wie seine. Doch er spürte kaum das klamme Gefühl auf der Haut, so aufgeregt war er. Vorsichtig legte er eine Hand an ihre Wange und genoss einen Augenblick, wie Peggy sich an sie schmiegte. >>Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du sowas hier vorhast?<< Peggy deutete knapp zu der Bank und schüttelte den Kopf. >>Dann hätte ich mir definitiv etwas passenderes angezogen! Ich find das so süß von dir … << - >>Kannst du mich kurz ausreden lassen? Bitte! << bat Mark eindringlich und Peggy biss sich schuldbewusst auf die Lippen, wenngleich sie sich fragte, was dieses phänomenale Liebesgeständnis noch toppen sollte. Sie schwebte jetzt schon mindestens auf Wolke Sieben. Sie versuchte, ruhig zu atmen, sah Mark abwartend an, und er sah zu ihr zurück. >>Ich muss dich etwas fragen. <<
Dann löste er sich ein Stück von ihr und kniete sich vor sie, ihre Hand nach wie vor fest umschlossen.  Mit der anderen Hand zog er eine kleine dunkle Schmuckschachtel aus seiner Tasche und klappte den Deckel zurück. Ein geradezu unzulässig schöner Silberring mit einem kleinen Diamantstein in der Mitte strahlte hervor und übertraf mit seinem Glanz sämtliches Kerzenlicht.
Peggy riss die Augen auf, ihr Kinn fiel hinunter, während die fassungslos zwischen dem Ring und Mark hin- und her blickte. In ihrem Kopf drehte sich alles und ihre Beine, da war sie sich sicher, würden jeden Moment ihren Dienst versagen. Wie von weit weg, wie von hinter einer Glaswand, wie durch dichten Nebelschleier hörte sie Marks Worte:
>>Willst du meine Frau werden?<<
Und einfach so, ganz plötzlich, da stand die Erde still ….