Die Nachhilfestunde 94: Flitereien

Entgegen Marks Prophezeiung blieb die befürchtete Erkältung bei Peggy aus. Offenbar war sie es, die Emelie ein starkes Immunsystem vererbt hatte. Während Mark sich mittlerweile auch wieder erholt und dabei mehrmals befürchtet hatte, Peggy angesteckt zu haben, blieb diese obenauf und bemerkte nicht die Spur eines Infektes. Im Gegenteil: in der letzten Zeit strotzte sie nur so vor Energie, und das, obwohl ihr Alltag keineswegs entspannter geworden war. Woher dieser Kraftschub kam wusste sie selber nicht, aber im Grunde war es auch nicht wichtig. Sie genoss es einfach, dass es wieder besser lief und dass sie sich gut fühlte.
Es war früher Nachmittag, als sie von einem weiteren Unitag nach Hause kam. Auf dem Rückweg hatte sie noch den Wocheneinkauf erledigt und kam nun ein wenig außer Atem vor der Wohnungstür an. Das Workout für heute wäre damit schon mal erledigt. Obwohl, wenn sie weiterhin so gut drauf war könnte sie später vielleicht noch eine Joggingeinheit im Park einlegen.
Umständlich angelte sie nach dem Haustürschlüssel, der natürlich wie immer ganz unten in die Handtasche gerutscht war. Endlich hatte sie ihn gefunden und trat einen Schritt nach vorne. Erst jetzt bemerkte sie den kleinen Karton, der ein wenig seitlich abgestellt worden war und auf den sie beinahe drauf getreten wäre. Irritiert hob sie ihn auf. Kein Name, kein Absender. Nichts. Peggy schüttelte ihn vorsichtig, er war überraschend leicht. Sie sah sich um, erkannte aber niemanden auf der Straße, von dem dieses Päckchen hergebracht worden sein könnte.
Nachdem sie die Wohnung betreten und die Einkaufstaschen abgestellt hatte, begutachtete sie den ominösen Fund erneut, bis die Neugier schließlich siegte und sie den Karton vorsichtig öffnen ließ. Schon der erste Blick in sein Inneres verriet, dass er wohl für sie bestimmt sein musste. Und sie hatte auch sofort eine Ahnung, von wem. Gerührt fischte sie den kleinen herzförmigen Schlüsselanhänger aus Glas heraus, der auf einer ebenfalls herzförmigen Schachtel Pralinen lag. Dann schüttelte sie den Kopf und zückte ihr Handy und fotografierte das liebevolle Geschenk, um Mark gleich darauf das Bild zu schicken.


*du spinnst wirklich! Aber Danke!* 

 

schrieb sie noch dazu und fragte sich einen Moment, wie er wohl auf die Idee gekommen war, ihr anonym etwas zuzuschicken. Wirklich ein bisschen verrückt, aber unglaublich süß! Und Peggy liebte ihn gerade für diese kleinen Aufmerksamkeiten!
Gerade als sie mit sich rang, ob sie die Schokopralinen schon öffnen sollte, hatte Mark ihr zurückgeschrieben.


*was ist das?* 

 

Peggy grinste. 


*haha. das lag vor der Haustür … hör auf mich zu verarschen :D *


Nun hatte Peggy doch die Pralinenschachtel aufgerissen und kaute bedächtig auf einem Stück Schokolade herum. Hm, einfach himmlisch! Dunkle Schokolade mit Kirschfüllung!


*ich weiß nicht wovon du redest.*

 

las Peggy auf ihrem Handy und rollte die Augen. Klar doch.

 

*nettes Spielchen! ich bedanke ich mich später nochmal. von mir aus auch auf Knien!*


Noch ehe sie es bereuen konnte, hatte Peggy den eindeutig zweideutigen Satz abgeschickt und kicherte in sich hinein.
So sehr es sie in den Fingern juckte weiterzuflirten, legte sie das Handy beiseite und stellte sich Marks gleichermaßen schockiertes, wie vorfreudiges Gesicht vor. Und das wahrscheinlich mitten in der Schule!
Sie machte sich daran, die Einkäufe auszupacken und gleichzeitig zu überlegen, ob und wenn ja was sie heute kochen könnte. Sie konnte nur hoffen, dass es Ariane nicht noch einmal einfallen würde, herzukommen und den halben Tag hier herumzulungern. Sie war gestern schon da gewesen und Peggy hatte mit Müh und Not ihre Freundlichkeit bewahrt. Mark schlug ihr seine Gereiztheit da manchmal schon eine Spur offensichtlicher entgegen, aber das traute Peggy sich nicht. Immerhin war Ariane quasi ihre Schwiegermutter, auch wenn sie sie nach wie vor nicht in ihre Heiratspläne eingeweiht hatten. Peggy konnte selber kaum glauben, dass Marks Mutter ihren Verlobungsring noch nicht bemerkt hatte. Aber früher oder später würden sie ihr reinen Wein einschenken müssen und das würde sicher keine einfache Aufgabe werden.
Sie atmete tief durch und verdrängte diese Gedanken. Sie wollte jetzt nicht grübeln, sondern lieber etwas Sinnvolles mit dem restlichen Tag anfangen. Bis Mark Feierabend hatte dauerte es sicher noch einige Stunden. Eigentlich könnte sie auch jetzt schnell eine Runde im Park drehen, danach duschen und anschließend vielleicht gemeinsam mit ihm kochen.
So kam es, dass sie wenig später gut gelaunt über die langen Kieswege des Stadtparks joggte und dabei viele Gleichgesinnte antraf. Der Park eignete sich einfach sehr gut zum trainieren und war so schön und weitläufig, dass aus einer kleinen Joggingrunde schnell eine etwas größere Tour werden konnte.
Peggy warf einen knappen Blick auf ihre Fitnessuhr und staunte nicht schlecht.
Sie war tatsächlich schon über eine Stunde unterwegs und spürte kaum eine Minderung ihrer Kondition. Die Anzeige der bereits verbrannten Kalorien ließ sie noch einmal schneller werden.
Lächelnd bog sie um die nächste Kurve, geradewegs auf den See zu, auf dessen Wasseroberfläche sich die Sonne glitzernd spiegelte. Sie hätte ewig so weiterlaufen können, blieb jedoch abrupt stehen, als sie wenige Meter von sich entfernt eine größere Gruppe erkannte, die gerade mit Lockerungsübungen beschäftigt war. Peggy erkannte sofort, dass es sich um eine Schulklasse handeln musste. Ihr Herz schlug noch einen Takt schneller und sie sah angestrengt nach vorne. Dann erkannte sie ihn: Mark, der wohl ebenfalls das schöne Wetter genutzt und seinen Sportunterricht aus der muffigen Turnhalle nach draußen verlegt hatte. Erfreut lief sie noch ein paar Schritte weiter. Zwei doofe, ein Gedanke. Er schien sie noch nicht gesehen zu haben und Peggy beschloss, sich auch erst einmal nicht bemerkbar zu machen. Sie wusste, dass sie ihn jetzt nicht stören durfte und ließ sich auf eine nahegelegene Bank nieder, von der aus sie ihn in aller Ruhe beobachten konnte. Besonders viel Begeisterung schienen seine Schüler nicht an den Tag zu legen, denn er brauchte ganz schön viel Motivation, um sie zum Mitmachen zu überreden. Den Kopf in die Hand gestützt ließ sie ihren Blick auf ihm ruhen. Er war gut, wirklich gut in seinem Job! Und man merkte ihm an, dass es ihm Spaß machte und dass er auch wusste, wovon er da sprach, auch wenn Peggy aus dieser Entfernung nur die Hälfte verstand. Mit seiner freundschaftlichen und dennoch bestimmten Art gelang es ihm meist spielend, die Schüler zu animieren. So auch heute, und bald darauf setzte sich die ganze Gruppe langsam in Bewegung. Anscheinend sollte es einmal um den See herum gehen, keine allzu große Strecke, denn das Gewässer war überschaubar. Mark blieb zurück und behielt seine Schützlinge im Auge, eine kleine Stoppuhr in der Hand. Peggy spürte ein wenig Mitleid, sie hatte Laufen auf Zeit immer gehasst.
Kurzentschlossen stand sie auf und ging langsam auf ihn zu, während die Klasse größtenteils außer Sichtweite geriet. Mark stand mit dem Rücken zu ihr, sodass sie sich leise anschleichen konnte. Dann streckte sich ein wenig, ihre Lippen lagen nun dicht an seinem Ohr.
>>Du sollst deine Schüler nicht immer so quälen. << flüsterte sie und Mark fuhr erschrocken herum. Er hätte nicht mit ihr gerechnet, freute sich aber umso mehr, dass sie so unerwartet vor ihr stand.
Er drückte ihr einen züchtigen Kuss auf den Mund und sah sich nach der Klasse um, die aber mittlerweile hinter einer Biegung verschwunden war.
>>Ich hab nicht erwartet, dich hier zu treffen. << sagte Peggy, Mark griff nach der Wasserflasche, die neben ihm auf dem Boden stand und reichte sie ihr. Dankbar nahm Peggy das Angebot an. Ihre Kehle war staubtrocken.
>>War eine ganz spontane Idee. << erkläre er. >>Ich finde Sportunterricht im Freien immer besser als in der
Turnhalle. << Peggy nickte stumm, während sie weitertrank und Mark schaute ihr grinsend zu. Anscheinend war sie kurz vorm Verdursten gewesen! Er musterte sie rasch, sah die Schweißperlen auf ihrem Dekolleté und ihre langen Beine in einer unverschämt gutsitzenden Hotpants! Automatisch ließ er seinen Blick durch den Park schweifen. Allein der Gedanke, dass sich irgendwelche Kerle an ihrem Anblick aufgeilen könnten …
>>Machst du noch lange?<< fragte er um sich davon abzulenken, Peggy verneinte und reichte ihm die nun halbleere Flasche. >>Ich laufe jetzt zurück. Ich hatte nur vorhin so einen Bewegungsdrang.
Und außerdem viel zu viele Pralinen gegessen. Die mussten wieder runter. << - >>Hör mal, von mir sind die wirklich nicht. << beteuerte Mark, doch Peggy hob unbeeindruckt die Augenbrauen.
>>So? Von wem denn dann?<< - >>Keine Ahnung. Aber vielleicht gehörte das Paket ja auch zu Sascha. <<
Peggy schluckte. Der Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen. Aber wenn Mark so vehement behauptete, wirklich nichts damit zutun zu haben, blieb eigentlich tatsächlich nur noch Sascha übrig. Vielleicht sollte das Ganze ein Geschenk für Annika sein und er hatte es, wieso auch immer, nur kurz dort abgestellt.
>>Und du hast die Schokolade gefuttert. Na, der wird sich freuen. << lachte Mark, als er ihre Gedanken erkannt hatte, und Peggy lief rot an. >>Scheiße!<< - >>Ab jetzt nach Hause. << befahl Mark, als er einige seiner Schüler wiedersah, die die kleine Runde offenbar schnell hinter sich gebracht hatten. >>Bin schon weg. Wann kommst du?<< fragte Peggy und wurde beim Anblick seiner plötzlich tiefdunklen Augen ganz kribblig. Er trat noch einmal etwas näher an sie heran und berührte sie leicht am Arm. >>Ich hoffe nachher mit dir zusammen. << raunte er und Peggy spürte den Nachhall seiner Worte bis in ihr Innerstes. Er warf ihr noch ein laszives Grinsen zu, dann ließ er sie stehen und nahm seine Truppe nach und nach wieder in Empfang.
Peggy blickte ihm nach, atemlos und mit zittrigen Knien. Wieso schaffte er es immer und immer wieder, sie so aus dem Konzept zu bringen?

Als sie wenig später wieder zuhause eintraf, hockte Annika vor der Haustür und wirkte ein wenig missmutig. Ihre Miene hellte sich jedoch auf, als sie Peggy erkannte.
>>Oh hi! Ich dachte schon, ich müsste hier ewig warten. << - >>Warten? Auf
wen? << - >>Sascha und ich waren verabredet und nun sitze ich hier schon seit einer halben Stunde und wer ist nicht zu erreichen?<< Peggy verbiss sich einen bitteren Kommentar und versuchte stattdessen eine aufmunterndes Gesicht zu machen. >>Er war noch nie der pünktlichste. Komm rein. <<
Sie schloss die Tür auf und schob Annika in die Wohnung. Das war so typisch Sascha! Für ihn waren Treffen und Uhrzeiten allenfalls eine vage Vereinbarung. Das musste nun auch Annika lernen. >>Hast du versucht, ihn anzurufen?<< - >>Natürlich. Mailbox. Ich weiß nicht, wo er steckt. << - >>Probier es später nochmal. Du kannst gerne hier warten. << bot Peggy an und Annika sah sich um. >>Ist Mark nicht da?<< - >>Der hat noch Unterricht. Ich hab ihn gerade getroffen. Er triezt seine Klasse im Park und scheucht die Armen um den See. << - >>Oh, das konnte er schon immer gut. << erinnerte sich Annika an ihre mehr oder weniger glänzenden Leistungen damals im Sportunterricht. Aber sie hatte sich immer alle Mühe gegeben, einigermaßen gut dazustehen. Immerhin wollte sie ihn beeindrucken und sich daher durch die Trainingseinheiten gequält!
Inzwischen war sie Peggy in die Küche gefolgt und wurde nun sofort auf das Paket aufmerksam, das mitten auf dem Tisch stand. >>Oh, wie süß! Hat Mark dir das geschenkt?<< - >>Ja. Das heißt nein, hat er nicht. Behauptet er jedenfalls. << erwiderte Peggy und erntete einen verständlicherweise verwirrten Blick.
Sie fasste kurz zusammen, was es mit all dem aufsich hatte und sah ihre Freundin dann schuldbewusst an. >>Ich fürchte, das sollte für dich sein. Von Sascha. << - >>Kann ich mir nicht vorstellen. << murmelte Annika und spähte abermals in den Karton. >>Ich hasse ich Kirschschokolade! Das weiß er doch. << Peggy nickte zustimmend. Auch wieder wahr, aber nun war das Ganze noch eigenartiger. >>Gibt’s da etwa einen heimlichen Verehrer, von dem ich noch nichts weiß?<< wollte Annika mit gespieltem Entsetzen und Peggy verdrehte die Augen und ging nicht darauf ein. >>Ich wollte gleich kochen. << sagte sie stattdessen. >>Hast du Lust
mitzuessen? << - >>Kommt drauf an, ob sich Sascha noch meldet. << zögerte Annika. >>Aber solange er das nicht tut, leiste ich dir gerne Gesellschaft. << - >>Prima! Ich geh schnell duschen. Fühl dich wie Zuhause!<<

Ein wenig unsicher schlich Annika durch die Wohnung. Sie wusste selber nicht, wieso sie sich manchmal immernoch wie ein Eindringling vorkam, und das obwohl sie schon so oft hier gewesen und Peggy ihre beste Freundin war. Sie hatte einfach immer irgendwie Angst, sie und Mark in ihrer Zweisamkeit zu stören. Aber noch war er ja nicht hier und sie konnte sich ein wenig entspannen.
Aufmerksam betrachtete sie die Fotos im Wohnzimmer, an den Wänden, auf dem Regal, auf dem Sideboard unter dem Fernseher. Peggy liebte Fotografieren, das merkte man. Und bald würde es nicht mehr lange dauern und das Hochzeitsfoto würde die Galerie ergänzen. Annika lächelte, als sie darüber nachdachte. Es bestand schon heute kein Zweifel daran, dass Peggy wahrscheinlich die schönste Braut aller Zeiten werden würde. Dafür würde sie als Trauzeugin schon sorgen!
In diesem Moment betrat Mark die Wohnung und war reichlich überrascht, als er Annika bemerkte. Sie klärte ihn kurz über ihre Missglückte Verabredung auf und über Peggys Angebot, zum Essen zu bleiben. >>Aber wenn ihr lieber alleine sein wollt…<<  - >>Nein, Quatsch. Bleib ruhig. << erwiderte Mark und hoffte, dass er glaubwürdig genug klang. Denn eigentlich hatte er tatsächlich beabsichtigt, Peggy für sich alleine zu haben. Sie schien vorhin ziemlich gut gelaunt, in Flirtlaune gewesen zu sein und die Art, wie sie ihn angesehen hatte, hatte ihn vermuten lassen, dass ihre Planung des Abends wohl ähnlich ausgefallen wäre. Andererseits würde Annika ja sicher auch nicht ewige Stunden hier verbringen.
>>Hast du vielleicht eine Ahnung, wo Sascha stecken könnte?<< fragte sie unvermittelt, Mark hob nur die Schultern und noch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte trat Peggy aus dem Badezimmer. Splitterfasernackt! Wie auf Kommando setzte sein Herz einen Schlag aus. Wow!
>>Hey, da bist du ja schon! << begrüßte sie ihn unbekümmert und schien sich offenbar an nichts zu stören. Dafür bemerkte sie die peinliche Stille umso deutlicher und seufzte ein wenig genervt. >>Hallo? Ihr habt mich beide ja wohl schon hundert Mal nackt gesehen!<< - >>Könntest du dir jetzt trotzdem was anziehen?<< bat Mark sie nachdrücklich und deutete mit dem Kopf Richtung Schlafzimmer. Peggy hob ergeben die Hände und tat wie ihr geheißen. Annika, die bis eben ein wenig betreten zur Seite geblickt hatte, konnte sich ein Kichern nicht verkneifen und wagte einen Blick zu Mark, der beinah resigniert dastand und ebenfalls grinsen musste.

 

Das Kochen bewerkstelligten sie noch zu dritt, doch gerade als das Essen fertig geworden war, hatte Sascha angerufen und war bei Annika zu kreuze gekrochen. Er machte sich nicht die Mühe, eine Ausrede zu erfinden, sondern gestand sofort, die Verabredung vergessen und Überstunden im Studio gemacht zu haben. Und Annika hatte irgendwann aufgehört, seine Entschuldigungsbekundungen zu zählen und ihm beim Klang seiner bedauernden Stimme sowieso schon verziehen! Schließlich wollten sie sich an ihrer Wohnung treffen und den restlichen Abend dort verbringen, sodass sie freudig vom Tisch aufgesprungen war, aber immerhin noch den Gedanken fand, sich von Mark und Peggy zu verabschieden. Diese saßen nun also allein am Esstisch und Peggy nippte an ihrem Weinglas. Irgendwie war sie plötzlich hundemüde! Der Tag war aber auch ganz schön vollgepackt gewesen: erst Uni, dann Einkauf, das eigentümliche Päckchen vor der Haustür, dessen Inhalt Mark eben noch einmal unter die Lupe genommen hatte und sich auch keinen Reim darauf machen konnte... dann die ausgedehnte Joggingrunde im Park, das Kochen... es reichte für heute! Zum Glück lag Emelie schon in den Federn!
>>Müde?<< erriet Mark ihre Gedanken, sie nickte träge. >>Zeit für's Bett, hm?<< Sie nickte erneut und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Ja, in's Bett und zwar mit diesem viel zu gut aussehenden Mann, der ihr gegenübersaß, im gedimmten Licht der Küchenzeile mal wieder äußerst attraktiv war und sich nun zu ihr vorbeugte.
>>Du hast mich vorhin ganz schön in Verlegenheit gebracht, als du da so aus dem Badezimmer spaziert bist. << sagte er mit mildem Tadel, doch Peggy sah ihn nur verständnislos an.
>>Wieso das denn?<< - >>Weil deine beste Freundin direkt neben mir stand. << - >>Ja eben! Meine beste Freundin! Ich kenne Annika länger, als ich dich kenne. Sie weiß alles von mir, wir haben früher Küssen geübt ... es gibt wirklich nichts, was peinlich sein müsste.<< Mark schaute sie verdutzt an, während Peggy erneut zu ihrem Glas griff.
>>Küssen geübt?<< wiederholte er, sie nickte wie selbstverständlich. >>Das hat ja wohl jedes Mädchen irgendwann mal mit der besten Freundin gemacht. << -
>>Wie alt ward ihr da?<< - >>Wie alt ist man, wenn man anfängt, sich für sowas zu interessieren? 12 oder 13 vielleicht.<< Peggy spürte, dass das für Mark offenbar eine echte Neuigkeit war, so interessiert und überrascht sah er aus. Eigentlich hatte sie angenommen, er wüsste es. Oder hätte es zu mindest geahnt, denn etwas besonderes war das in ihren Augen nun wirklich nicht. Mit der Pubertät kamen eben die typischen Gesprächsthemen auf den Tisch: Jungs, Liebe, Küssen. Und dass man da mal einen Knutscher mit der engsten Freundin testet war doch ganz normal. Mark hingegen sah sie noch immer an, als hätte sie gerade eines der Millenium - Probleme gelöst.
>>Und wie war's?<< fragte er, sie runzelte die Stirn. >>Wie war was?<< - >>Der Kuss mit Annika. << - >>Das weiß ich doch jetzt nicht mehr. Es war wohl kaum ein richtiger Kuss, bestenfalls ein Küsschen. Wieso interessiert dich das
so?<< Mark erwiderte nichts, doch sein Lächeln, das er mit dem Zeigefinger an den Lippen zu kaschieren versuchte, war Peggy schon Antwort genug. Sie ließ sich in ihrem Stuhl zurückfallen und musste beinah lachen. >>Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass dir die Vorstellung von mir und einer anderen Frau gefällt! Ich darf dich an Sina erinnern?!<< - >>Sina!<< Mark stieß verächtlich die Luft aus und unterdrückte das aufkommende Gefühl von Abscheu in sich. >>Sina war ein durchtriebenes Miststück. Ich habe es gehasst, dass sie dir so nahe gekommen ist.<< - >>Das heißt, wenn ich jemals was mit einer Frau anfange, dann nur mit einer, die du vorher abgesegnet hast?<< schlussfolgerte Peggy mit betonter Ernsthaftigkeit, als sein das nicht das groteskeste, was sie seit langem gehört hatte. Doch Mark schien die ganze Sache recht amüsant zu finden. Er nickte und ließ nicht recht durchblicken, wie ernst er das alles meinte.
Peggy verdrehte die Augen. >>Du hast echt einen Schaden!<< Sie erhob sich und musste sich für einen Moment am Tisch festhalten. Der Wein war ihr zu Kopf gestiegen! Mark war ebenfalls aufgestanden und trat an sie heran. Ihre Wangen waren gerötet. Ob das am Alkohol lag, oder an ihren Gesprächen wusste er nicht. Seine Finger strichen flüchtig über ihr Gesicht und ihre Lippen.
>>Wolltest du dich nicht noch
bedanken?<< flüsterte er und Peggy wurde abermals heiß! Doch sie ließ sich nichts anmerken und erwiderte seinen herausfordernden Blick. >>Nö! Das Geschenk war ja nicht von dir. Schade eigentlich. << fügte sie noch hinzu, ließ ihre Zunge über seine Fingerspitzen gleiten und knabberte leicht mit den Zähnen daran. Diese winzige Berührung genügte, um Mark wahnsinnig zu machen! Er kam ihr näher, presste sie an sich und drückte sie gleichzeitig gegen die Wand. Sein Griff um ihre Taille wurde fester, sodass ihr ein Rückzug beinah unmöglich war. In ihren Augen durchbrach eine Mischung aus Erregung und Nervosität ihre Coolness. Peggy schluckte. Sie merkte die Hitze seines Körpers auf ihrer Haut, während sie krampfhaft ihren Atem zu kontrollieren versuchte, um nicht allzu deutlich zu zeigen, was in ihr vorging. 
Sanft aber bestimmt drückte sein Fuß ihre Beine ein wenig auseinander, sodass sie aufpassen musste, das Gleichgewicht zu halten. Seine Lippen waren keine zwei Zentimeter von ihren entfernt. >>Hier, oder im Bett?<< hauchte Mark und Peggy spürte den Nachhall seiner Worte bis in ihren Bauch...
>>Was heißt 'oder'?<< erwiderte sie und presste ihre Hüften gegen ihn. Ihr ebenso sanfter Tonfall ließ Mark scharf die Luft einziehen. Diese Frau war wirklich teuflisch!