Die Nachhilfestunde 56: Hexenrückkehr?

Zur gleichen Zeit saßen Frank und Natascha Steinkamp auf der großzügigen Terrasse ihres Hauses und genossen die nachmittägliche Ruhe. Emelie lag neben Natascha im Kinderwagen, zufrieden und mit großen Augen wachsam alles beobachtend, was um sie herum passierte. Natascha beugte sich vor und betrachtete ihre Enkelin lächelnd. Sie war wirklich goldig! Und wieder einmal stellte sie fest, wie ähnlich sie Peggy war, in vielerlei Hinsicht …
>>Na, geht’s ihr gut?<< fragte Frank ein wenig zurückhaltend, als er den Blick seiner Frau bemerkte. Diese nickte. >>So wie es aussieht, ja. Schau doch mal selber. << Doch Frank ging nicht auf sie ein und vergrub sein Gesicht wieder in der Fachzeitung, in der er einen wissenschaftlichen Bericht überflogen hatte. Es ging um neurologische Operationen nach Wirbelsäulenverletzungen. Ein für ihn hoch interessantes Gebiet.  Natascha seufzte und beugte sich abermals über den Kinderwagen. >>Der Opa scheint mal wieder schlecht gelaunt zu sein, meine Süße. << murmelte sie grinsend, doch auch darauf reagierte ihr Mann nicht. >>Was machen wir denn da? Tja, dann müssen wir ihn wohl in seiner Miesepetrigkeit
lassen. <<- >>Kannst du bitte aufhören damit?!<< Nun sah Frank doch auf, reichlich verärgert und genervt von den Späßen seiner Frau. >>Abgesehen davon glaube ich nicht, dass sie dich versteht. << - >>Kinder verstehen mehr, als man denkt. << hielt Natascha dagegen und nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. >>Ich glaube, du hattest Emelie nicht einmal auf dem Arm, seit sie auf der Welt ist, oder?<< - >>Na und? Du dafür umso
öfter. << lautete die knappe Antwort, die Natascha nur mit dem Kopf schütteln ließ. Sie lehnte sich in dem großen Korbstuhl zurück und betrachtet lange ihren Mann. >>Sie ist deine Enkelin. << sagte sie schließlich. >>Peggys Kind! Man könnte meinen, du liebst sie überhaupt nicht. << Nun sah Frank doch von seiner Zeitung auf und schaute Natascha beinahe entrüstet an. >>Natürlich liebe ich Peggy! Sie ist meine Tochter! << - >>Vielleicht solltest du ihr das zur Abwechslung auch mal wieder sagen. Oder wenigstens zeigen. Du weißt, dass sie an dir hängt.<< - >>Du bist gut. Sie lässt sich ja kaum noch blicken. << - >>Naja, sie hat jetzt ihr eigenes Leben. Mit Mark. << - >>Ja! Und mit dem war ich von Anfang an nicht einverstanden. << brüskierte sich Frank und legte endlich die Zeitung beiseite. >>Und Peggy hat das genau gewusst und sich trotzdem mit ihm eingelassen. Und dann auch noch ein Kind bekommen! Kannst du mir sagen, wie ich mich über all das freuen soll?<< - >>Ich war auch schockiert, als ich von Mark und Peggy erfahren

habe. << erwiderte Natascha sanft. >>Und dass Peggy so früh schwanger wurde, darüber war ich auch nicht gerade begeistert. Aber es scheint doch alles gut zu gehen. Peggy ist glücklich, Mark steht hinter ihr … wir sollten ihr ihr Glück wirklich gönnen!<< - >>Ja, es sei ihr gegönnt. Von Herzen. << antwortete Frank gereizt. Er wusste selber nicht, wieso er so reagierte, aber er konnte sich nach wie vor nicht mit der Situation anfreunden. Wäre es nach ihm gegangen, so hätte Peggy direkt nach dem Abi Medizin studiert, irgendwann eine angesehene Stelle bekommen und bis dahin keinen Mann angesehen. Doch es war komplett anders gekommen. Vielleicht machte ihn das so unzufrieden …
Natascha schüttelte abermals den Kopf und begann, das Kaffeegeschirr zusammen zu räumen. >>Ich verstehe dich nicht.  << murmelte sie. >>Du hast eine tolle Tochter und eine tolle Enkelin. Und machst alles immer nur mies. Kannst du dir nicht vorstellen, dass Peggy darunter leidet?<< Stirnrunzelnd wandte sie sich ab und trug die Tassen und Teller ins Haus. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie ihr Mann so stur sein konnte.
Frank wartete ab, bis Natascha verschwunden war, dann erhob er sich und trat langsam an den Kinderwagen heran, in dem Emelie nach wie vor vergnügt lag und ihn mit ihren unschuldigen Kinderaugen anschaute. Blaue, große Augen. Der treue, sanfte Blick … automatisch musste Frank lächeln. Diesen Blick kannte er noch allzu gut von Peggy. Als Baby hatte sie ihn auch immer so angeguckt … verrückt, wie sich die Eigenschaften weitervererbten.
>>Du bist mir nicht egal, weißt du?<< sprach Frank sie leise an. >>Du bist für meinen Geschmack nur ein bisschen zu früh auf diese Welt gekommen, das ist
alles. << Er kam sich beinahe töricht vor, mit jemandem zu reden, der keine Silbe antworten konnte, trotzdem bemerkte er, wie aufmerksam Emelie zu sein schien. Als würde sie tatsächlich jedes Wort verstehen. Sie hielt eine kleine Stoffrassel in ihren winzigen Fingern, die sie nun mit einer raschen Armbewegung von sich schmiss, sodass sie auf dem steinernen Terrassenboden landete. Frank zögerte einen Moment, schließlich bückte er sich aber doch, hob sie auf und legte sie ein wenig unsicher zurück in Emelies Händchen.  Doch nur wenige Sekunden später, hatte sie die Rassel erneut von sich geworfen, erneut landete sie vor Frank auf dem Boden, erneut hob er sie auf und wollte sie gerade wieder in den Kinderwagen legen, als er das verschmitzte Grinsen sah, das sich auf Emelies Gesicht ausgebreitet hatte. Ja, er glaubte sogar ein belustigtes Glucksen zu hören. Frank stutzte, machte sie sich etwa einen Spaß daraus? >>Oh nein, Madame! Vergiss es, das Spiel kenne ich nur zu gut von deiner Mama… << Ohne weiter darüber nachzudenken, ja beinahe wie automatisch, hob er Emelie aus dem Wagen auf seine Arme, ihr Lächeln wurde breiter, die kleinen Augen strahlten, und Franks Herz schmolz augenblicklich dahin! So, wie bei Peggy damals .. >>Ja … das kenne ich nur allzu gut von deiner Mama. << wiederholte er leise. Er versuchte, diesem merkwürdigen, neuen, aber sehr schönen Gefühl nachzuspüren, das sich soeben in ihm ausbreitete. War es im Grunde nicht ganz egal, dass Emelie vielleicht ein paar Jahre zu früh gekommen war? War es nicht viel wichtiger, dass sie ein gesundes, hübsches, starkes Baby, seine Enkelin war, die Peggy schon jetzt wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sah? Er hielt sie fest, sah sie an und ließ sich vorsichtig auf einem der Korbstühle nieder. So saß er eine ganze Weile da und bemerkte gerührt, wie Emelie müde zu werden schien und langsam einschlief.

Und hinter ihm stand Natascha, an die offene Terrassentür gelehnt, und beobachtete amüsiert und sehr erleichtert, wie ihr Mann sein Herz an seine Enkelin verloren hatte!

>>Dein Vater wollte sie ja gar nicht wieder hergeben. << grinste Mark, als er und Peggy gegen Abend wieder Zuhause waren. Nach ihrem Stallbesuch hatten sie Emelie abgeholt und erstaunt festgestellt, dass Peggys Vater an diesem Nachmittag wohl endlich die emotionale Verbindung zu dem Kind hatte aufbauen können, gegen die er sich sonst immer so gewehrt hatte. Und es stimmte, er hatte sich nur schwer von dem kleinen schlafenden Bündel trennen können.
Peggy kicherte bei der Erinnerung daran. >>Jetzt haben wir wieder einen Babysitter mehr. << - >>Was ihn wohl dazu bewogen hat, seine Meinung zu ändern?<< - >>Vielleicht hat Mama ihm ins Gewissen geredet. Sie kann sehr überzeugend sein. << überlegte Peggy, während sie ihre verdreckten Stiefel auszog und in den Flur stellte. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich bei ihren Eltern nochmal umzuziehen und trug nach wie vor die Reiterklamotten, die nun dringend einer Wäsche bedurften. Genau wie sie auch!
>>Legst du Emelie bitte ins Bett? Ich mag sie nicht anfassen, solange ich voller Schmutz und Pferdehaare bin. << bat sie und Mark tat wie ihm geheißen. Emelie schlief noch immer und wachte auch nicht auf, als Mark ihr das Jäckchen auszog und sie in ihren Stubenwagen legte. Sie war mit einem gesunden Schlaf gesegnet. Tagsüber zu mindest.
Peggy ließ sich auf das Bett nieder und löste das Haargummi aus ihrem Zopf, doch als sie nach der Bürste greifen wollte, hielt Mark sie zurück. >>Darf ich das machen?<< bat er und Peggy wollte schon loslachen, als sie bemerkte, dass es ihm ernst war. Sie sah ihn ein wenig irritiert an. >>Du willst mir die Haare kämmen?<< - >>Du hast so schönes Haar!<< nickte Mark und beim Anblick seiner dunklen Augen, die sie so treu und bittend ansahen, konnte Peggy ihm keinen Wunsch mehr abschlagen. Lächelnd hielt sie ihm die Bürste hin und Mark setzte sich neben sie, ehe sie ihm den Rücken zudrehte und spürte, wie er vorsichtig damit begann, die Knoten aus ihren Haaren zu lösen.  Eigentlich, dachte Peggy, ist das ziemlich schön. Und so entspannte sie sich und schloss für einen Moment die Augen.
>>Als mir das letzte Mal jemand die Haare gekämmt hat, war ich 8 Jahre alt. << murmelte sie. >>Meine Mutter hatte da auch immer Freude dran. << - >>Kann ich verstehen. Wieso hab ich das eigentlich noch nie gemacht?<< fragte Mark, Peggy hob die Schultern. >>Ich wusste ja nichtmal, dass du Spaß daran hast. An dir ist anscheinend ein Frisör verloren gegangen. << fügte sie amüsiert hinzu und kicherte. >>Kann ich mir super vorstellen: Marks Haarsalon – hier werden Frisurenträume wahr!<< Mark unterdrückte sein Lachen, verstärkte den Griff um ihre Haare und zog ihren Kopf leicht nach hinten, sodass Peggy leicht erschrocken nach Luft schnappte.
 >>Werd nicht frech. << raunte er ihr ins Ohr und Peggy schluckte. Sobald er solch leicht erotischen Züge an den Tag legte, wurde sie kribbelig. Doch sie ließ sich nichts anmerken. >>Bin ganz ruhig. << antwortete sie und Mark ließ sie wieder los. Er drückte ihr einen Kuss auf die mittlerweile nicht mehr ganz so krausen Haare, hielt Peggy die Bürste hin und stand auf. >>Den Rest kannst du selber machen. << - >>Oh, bist du jetzt eingeschnappt?<< fragte Peggy. >>Du bist ja echt empfindlich heute!<< Sie sah keck zu ihm auf und Mark bemühte sich nach Kräften, sich von ihrem Grinsen nicht anstecken zu lassen, sondern weiterhin den strengen zu mimen. >>Ich finde, du solltest jetzt duschen gehen. << - >>Wieso?<< - >>Weil ich noch etwas vorhabe mit dir, du neugieriges Ding!<< - >>Na was denn?<< provozierte Peggy ihn weiter und ihr wurde heiß. Irgendwie gefiel ihr dieses Geplänkel gerade sehr gut! Marks attraktive Erscheinung und die Art, wie er sie so von oben herab ansah, wie sie von unten in seine intensiven Augen schaute, tat ihr übriges. Nun aber beugte er sich zu ihr hinunter, so nah, dass sie sich ein Stück zurücklehnen musste und er sich links und rechts von ihr auf dem Bett abstützte, sodass sie mehr lag, als saß. Peggy bekam Herzklopfen, seine Lippen waren keine drei Zentimeter von ihren entfernt und sie wusste, was nun geschehen würde: dass er sie küssen, aufs Bett zurückdrücken und leidenschaftlich lieben würde! Genau das, was sie wollte!
>>Ich mach uns was zu essen. << flüsterte Mark in diesem Moment und noch ehe Peggy ihn ihrerseits küssen konnte, richtete er sich auf und verließ mit einem triumphierenden Blick das Zimmer. Ihm war durchaus bewusst, was er mit Peggy angestellt hatte und dass er sie nun abblitzen ließ. Aber es machte manchmal einfach Spaß, sie ein bisschen zu ärgern. Peggy blieb zurück, atmete tief aus und musste sich erst einmal sammeln. Ihr Herz schlug noch immer wie wild und sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Dann lächelte sie: dieser sexy Mistkerl!

Mark stand in der Küche und hörte zu, wie nebenan das Wasser rauschte. Peggy stand unter der Dusche, während er wie angekündigt das Abendessen zubereitete. Heute war er allerdings ein wenig zu faul, um sich ein aufwendiges Gericht einfallen zu lassen und so mussten eben die Fertigspaghetti herhalten, die Peggy wegen dieser furchtbar scharfen Soße liebte! Ganz im Gegensatz zu ihm! Schon jetzt beim abschmecken, verzog Mark das Gesicht. Die Soße war wirklich höllenscharf, genauso, wie Peggy es immer haben wollte. >>Da kriegt man ja Brandblasen im
Mund. << murmelte er vor sich hin und schüttelte den Kopf.

>>Ach, du bist zu zart besaitet. Die schmeckt doch klasse!<< hörte er da Saschas Stimme und drehte sich um. Er hatte gar nicht bemerkt, wie er hereingekommen war. >>Möchtest du mitessen?<< fragte Mark gönnerhaft, wusste er doch sowieso, dass Sascha wahrscheinlich nur deswegen hergekommen war. Doch diesesmal sollte er sich irren. >>Nein, danke. Ich gehe nachher noch weg. << antwortete Sascha, nahm sich einen Apfel aus der Obstschale und warf ihn, scheinbar ein wenig nervös, von einer Hand in die andere. Mark betrachtete ihn und grinste wissend. >>Aha.<< - >>Gar nichts Aha. << erwiderte Sascha, doch Mark ließ nicht locker. >>Kenne ich sie?<< - >>Das glaube ich nicht, nein. << Mark lehnte sich an die Küchenzeile und verschränkte die Arme vor der Brust. Also hatte er richtig gelegen: sein bester Freund hatte ein Date! Nun brannte er darauf, mehr zu erfahren, was Sascha natürlich bemerkte. >>Ich hab sie im Internet kennengelernt. << begann er seufzend. >>Wir haben ein paar Tage lang gechattet und dann beschlossen, dass wir uns mal treffen sollten. Außerdem … << Sascha zögerte und begann erneut, den Apfel in seinen Händen hin – und herzuwerfen. >>Ich brauche mal wieder jemanden an meiner Seite, weißt du? Das Singleleben war ja ganz nett, aber es reicht jetzt auch. Ich bin nicht fürs Alleinsein gemacht. << - >>Wer ist das schon!<<
Mark wandte sich wieder den Kochtöpfen zu. Noch ein paar Minuten, dann würden sie essen können. Endlich! Er hatte einen Bärenhunger! >>Dann wünsche ich dir viel Spaß. Und hoffe, dass es klappt. << sagte Mark. >>Und sei vorsichtig, Internetdates sind nicht ganz ungefährlich!<< - >>Jawohl, Herr Lehrer!<< antwortete Sascha und deutete eine Verbeugung an. Mark musste lachen. >>Momentan bin ich ja gar kein Lehrer. Momentan bin ich Papa und Hausmann. << - >>Und vielleicht bald Ehemann, hm?<< fügte Sascha grinsend hinzu, doch Mark legte warnend den Finger an die Lippen und spähte in den Flur. Von Peggy war jedoch nichts zu sehen und man hörte einen leisen Singsang aus dem Badezimmer. Offensichtlich brauchte sie noch ein wenig und schien nichts von der Unterhaltung der beiden mitbekommen zu haben.

>>Der Antrag wird sich sowieso noch eine Weile
verschieben. << sagte Mark, Sascha sah ihn verständnislos an. >>Wieso das denn?<< - >>Peggys Pferd ist schwer krank. Aber das erzähle ich dir ein ander mal. << - >>Oh, okay. Ungutes Timing. << Sascha machte ein betroffenes Gesicht, ehe Mark ihn aus der Küche schob. >>So, und du gehst jetzt zu deinem Date und vermasselst es nicht, klar? Peggy und ich könnten heute Abend ein bisschen Privatsphäre gebrauchen. << - >>Verstehe, verstehe. << grinste Sascha und hob ergeben die Hände. >>Da will ich natürlich nicht stören. Wobei ich Peggy ja wirklich sehr, sehr niedlich
finde … << - >>Raus mit dir!<< lachte Mark und Sascha schlich sich nun endgültig.  Mark schüttelte den Kopf: so wie er es liebte, Peggy ab und an zu ärgern, so liebte Sascha es, ihn mit angeblichen Schwärmereien für Peggy aufs Korn zu nehmen. Doch er würde nie auf die Idee kommen, sie ernst zu nehmen. Von Sascha hatte er nichts zu befürchten, das war sicher!

Wenig später saß er mit Peggy beim essen und kämpfte also mit dieser höllischen Spaghettisoße, die Peggy verschlang, wie nichts. Er betrachtete sie, wie sie sich über das Abendessen hermachte und es war ihm eine wahre Freude! In den meisten Dingen war Peggy schon sehr erwachsen, aber in manchen Momenten, da wirkte sie eben doch noch wie ein Kind, oder zu mindest wie ein junges Mädchen, das sich diebisch über ein Essen oder das schöne Wetter freuen konnte. Und Mark liebte das!
>>Ist was?<< fragte Peggy mit vollem Mund, als sie seinen Blick bemerkte, er schüttelte amüsiert den Kopf und gab ihr keine Antwort. Peggy wandte sich achselzuckend wieder ihrem Teller zu, es schmeckte einfach zu gut! In diesem Moment klingelte ihr Handy und sie hob schuldbewusst die Augen. Sie wusste ganz genau, dass Mark es nicht leiden konnte, wenn sie auch noch während des Essens von Handygebimmel gestört wurden. Das passierte leider nur allzu oft und auch heute fing Peggy sich einen missbilligenden Blick von ihm ein, denn wieder einmal hatte sie vergessen, das Ding auszuschalten, oder wenigstens in ein anderes Zimmer zu bringen. >>Sorry. << murmelte sie und warf nur einen knappen Blick aufs Display, der ihr aber den Bissen im Halse stecken bleiben ließ. War das denn die Möglichkeit?
>>Wer ist es?<< fragte Mark, auf Beherrschung bedacht, doch Peggy schob das Handy von sich weg, das nach wie vor klingelte. >>Niemand. << - >>Niemand?<< - >>Nein.
Niemand. << erwiderte Peggy und wollte sich wieder über ihr Essen beugen, doch Marks durchdringender Blick hielt sie irgendwie davon ab. Sie seufzte und lüftete das Geheimnis. >>Sina. << - >>Welche Sina?<< - >>Die Sekretärin von Dr. Graf. Der Psychologin, bei der ich mal gearbeitet habe. Du weißt schon … << Ja, da kamen alle Erinnerungen wieder ans Tageslicht, und Mark biss die Zähne zusammen. Er hatte von diesem Frauenzimmer wahrlich keine gute Meinung! Schließlich war sie es gewesen, die Peggy unter Drogen gesetzt, bedrängt und letztendlich sogar ihre Beziehung zu sabotieren versucht hatte. Nein, auf die Rückkehr dieser, wie er sie nannte Hexe, konnte er wahrlich verzichten! >>Was will die von dir? Obwohl, die Frage kann ich mir eigentlich selbst beantworten. Sie hat ja damals schon ihre Finger nicht von dir lassen können … << - >>Mark, bitte!<< unterbrach Peggy die aufkommende Wutrede, auch wenn sie voll und ganz nachvollziehen konnte, dass Mark diese Geschichte nach wie vor in Rage brachte. Und auch sie war sich nicht sicher, ob sie Sina jemals würde verzeihen können. Deshalb ignorierte sie den Anruf weiterhin, bis das Klingeln schließlich verstummte. Peggy atmete erleichtert auf.
>>Hatten wir nicht gesagt, dass das Ding wenigstens beim Essen aus unserem Blickfeld verschwindet?<< erinnerte Mark sie mit mildem Tadel, Peggy verdrehte die Augen. >>Ich hab doch schon gesagt, es tut mir leid.  Ich werde in Zukunft mehr Acht darauf geben, oh großer Meister der Essenskultur! << fügte sie mit feierlicher Stimme hinzu und hob zwei Finger zum Schwur. >>Bitte vergeben Sie mir diese exorbitante Verfehlung meinerseits. Ich werde versuchen, es wieder gut zu machen. << - >>Wie denn?<< entgegnete Mark belustigt, Peggy überlegte nicht lange, stand auf und setzte sich rittlings auf ihn. Dann nahm sie sein Gesicht in ihre Hände, schaute ihm tief in die Augen und gab ihm den wohl längsten und intensivsten Kuss, den Mark jemals von ihr bekommen hatte! Ihm stockte ein wenig der Atem, als Peggy sich irgendwann wieder von ihm gelöst hatte.

>>Reicht das als Entschuldigung?<< fragte sie süß, er schüttelte verschlagen grinsend den Kopf. >>Noch lange nicht!<< - >>Was muss ich denn noch tun?<< - >>Oh, das willst du gar nicht wissen. << Peggy biss sich auf die Lippe. Hoffentlich würde Emelies Tiefschlaf noch eine Zeit lang anhalten.