Die Nachhilfestunde 73: das Tor zur Welt


 

 

 >>Na, alles okay?<< fragte Natascha fast schon besorgt, als Peggy und ihr Vater wieder zu den anderen zurück kehrten, Peggy nickte. >>Bestens! << - >>Was gab’s denn so wichtiges?<< - >>Auch Väter und Töchter brauchen Geheimnisse. << erwiderte Frank lächelnd, dann trat er auf Mark zu, der sich von der Couch erhob. >>Auch von mir nochmal herzlichen Glückwunsch! Unser Start damals war denkbar schlecht, aber ich glaube, wir haben das alles gut hinbekommen. << - >>Auf jeden Fall, vielen Dank!<< Mark erwiderte seinen Händedruck. >>Ich passe gut auf Peggy auf, das verspreche ich Ihnen. << - >>Ach, dieses Sie! Das sollten wir spätestens jetzt bleiben lassen. Ich bin Frank. << - >>Mark. << - >>Es geschehen noch Zeichen und Wunder. << raunte Natascha ihrer Tochter zu, mit der sie die Szene erfreut mit angesehen hatte, und Peggy seufzte glücklich.
Dennoch verabschiedete sich ihr Vater bald darauf tatsächlich zum Dienst und Peggy beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Vielleicht wollte er auch einfach noch eine Weile alleine sein. Aber dass er sich über die Verlobung freute und endlich seinen Frieden mit Mark geschlossen hatte, war heute mehr als eindeutig geworden.
>>Ich muss leider auch weg. << verkündete Natascha irgendwann. >>Ich habe völlig vergessen, dass ich mich heute mit Katharina verabredet habe. Sie ist umgezogen und gibt eine kleine Einweihungsfeier.  << - >>Eine langjährige Freundin meiner Mutter. << erklärte Peggy an Mark gewandt. >>Und eine richtige Schreckschraube! Bei der geht nichts ohne Drama von statten. << - >>So richtig viel Lust habe ich auch nicht, ich würde viel lieber noch mit euch plaudern. <<  gestand Natascha. >>Aber absagen möchte ich nun auch nicht. Naja, vielleicht wird es ja ganz nett. << Sie war schon dabei, ihre Sachen zusammen zu suchen. Handy, Schlüssel und Portemonnaie fanden nach und nach ihren Weg in die Handtasche. >>Wollen wir dann auch los?<< schlug Peggy vor und gab Mark einen Kuss. >>Ich finde, wir sollten es uns heute so richtig gemütlich machen. << - >>Oh, das klingt hervorragend!<< raunte Mark und vergewisserte sich, dass Natascha abgelenkt genug war und sie nicht hören konnte. >>Ich weiß da was, womit es ganz besonders gemütlich wird. << - >>Keine Ahnung, was du meinst. << - >>Zeige ich dir, keine Sorge. << Peggy brauchte all ihren Willen, um ihren Atem einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Mark schaffte es tatsächlich immer wieder, sie mit knappen Worten um den Verstand zu bringen.
>>Trinkt ruhig noch aus und schließt dann einfach ab, ja? Du hast ja noch den Schlüssel, Peggy.<< Natascha verabschiedete sich mit einer flüchtigen Umarmung von den beiden.
>>Es tut mir leid, dass das jetzt so knall auf fall gehen muss, aber … << - >>Mama, alles gut. Viel Spaß. << - >>Danke. Und schön, dass ihr da ward! << Und dann waren sie allein. Peggy ließ sich seufzend nach hinten fallen und strich sich durch die Haare.
>>So, das hätten wir geschafft. << - >>Erleichtert?<< - >>Schon irgendwie. Vorallem, dass sie kein Theater gemacht habe, von wegen viel zu früh, oder sowas! << - >>Und mit deinem Vater? Alles in Ordnung?<< Peggy richtete sich wieder auf und nickte. >>Ja. Er hatte einfach einen rührseligen Moment und ich glaube, er wollte das nicht so zeigen. Aber wenn du mir weh tust, macht er dich alle, hat er gesagt. << Mark lachte, das glaubte er sofort. Er stand auf und trat an Emelie heran, die inzwischen kuschelig zugedeckt auf dem weichen Kunstfell vor dem Kamin schlummerte. >>Weckst du unsere Tochter?<< - >>Auf keinen Fall! Du weißt, wie zickig sie dann
wird. << Es stimmte. Wenn Emelie aus dem Schlaf geholt werden musste, verwandelte sich das liebe kleine Mädchen in ein schreiendes, unleidliches kleines Monster, das sich nur sehr schwer wieder beruhigen ließ.
>>Ja, auch in dem Punkt kommt sie nach
dir. << grinste Mark und wickelte die Decke ein wenig enger um das Kind. >>Ich will sie aber auch nicht aufwecken, sie sieht so süß aus!<< - >>Wir können doch warten, bis sie von selbst wach wird und dann fahren. << schlug Peggy vor. >>Gemütlich machen kann man es sich hier schließlich auch. <<

 

 

 

>>Habt ihr eigentlich schon irgendwas geplant?<< fragte Annika neugierig und kaute auf dem letzten Stück Kuchen herum, den sie zu ihrem Besuch bei Peggy mitgebracht hatte. Gleichzeitig schaute sie dabei zu, wie Peggy eifrig einen riesigen Koffer packte und nur mit halbem Ohr ihre Frage gehört hatte. >>Geplant? Was?<< - >>Na für die
Hochzeit. << Annika warf ihrer Freundin ein Handtuch zu, das direkt auf dem Kleiderberg landete, der noch irgendwie in den Koffer passen musste. Peggy schüttelte den Kopf. >>Nein, es ist doch noch alles ganz frisch. Über Details haben wir noch gar nicht gesprochen. << Seit dem Antrag waren nun vier Wochen vergangen, aber es war immer so viel los gewesen, dass Mark und sie einfach keine Gelegenheit gefunden hatten, die Hochzeitsplanung zu starten. Peggy hatte Unistress, Emelie endlich den ersehnten Kitaplatz bekommen und Mark stand seit kurzem auch wieder vor seiner Klasse und durfte unterrichten. Seit dem war er regelrecht aufgeblüht, wie Peggy festgestellt hatte. Sein Beruf als Lehrer hatte ihm offenbar mehr gefehlt als bislang angenommen.
>>Aber jetzt im Urlaub habt ihr ja vielleicht Zeit und Ruhe zum planen. << - >>Urlaub ist gut, das wird nur ein Wochenendtrip. << korrigierte Peggy und quetschte ihre Schuhe an den Kofferrand. Die kleine Reise war tatsächlich ihr Geburtstagsgeschenk an Mark geworden. Sie hatte drei Tage in Hamburg organisiert, mit Musicalbesuch und Logie in dem schönsten Hotel, das sie hatte finden können. All das hatte sie Mark am Morgen seines Ehrentages als hübsch verpackten Gutschein präsentiert und er hatte sich riesig gefreut!
Ein wenig hilflos sah Peggy sich im Wohnzimmer um. Überall lagen noch Dinge, die unbedingt mitgenommen werden mussten, der Platz im Koffer wurde allerdings jetzt schon knapp. Da würde sie sicherlich auch noch den zweiten aus dem Keller holen müssen. Annika kniete sich neben Peggy auf den Boden und betrachtete ein wenig fassungslos die Unmengen an Klamotten, die ihre Freundin mitzunehmen gedachte. Aussortieren wäre zwar eine Möglichkeit, doch Annika wusste, dass Peggy es hasste, wenn sie keine Auswahl hatte, was ihre Kleidung betraf. Schon damals auf Klassenfahrten war das so gewesen.
>>Nehmt ihr Emelie mit?<< - >>Nein, sie bleibt die Zeit bei meinen Eltern. << gestand Peggy und sah dabei ein wenig schuldbewusst aus. >>Irgendwie fällt mir das nicht leicht, gerade nach der Geschichte von damals. << - >>Du meinst, als sie schon mal bei deinen Eltern war und so krank geworden ist?<< Peggy nickte und dachte erschaudernd daran zurück, wie entsetzlich sich das alles angefühlt hatte. Aber sie hoffte, dass dieses Mal alles gut gehen würde und die Zeit zu zweit würde Mark und ihr sicherlich auch gut tun! Auch Annika sah sie aufmunternd an. >>Das wird schon werden! Wo ist sie eigentlich?<< - >>Im Kindergarten. Und Mark holt sie ab, sobald er Feierabend hat. << - >>Oh man, ist das alles idyllisch bei euch! Das ist ja
ekelhaft. << grinste Annika und Peggy boxte sie lachend auf den Arm.   
>>Zu meiner Abschlussfeier hatte ich euch schon eingeladen, oder?<< versicherte sich Annika und Peggy brauchte einen Moment, um sich zu erinnern. >>Abschlussfeier?<< - >>Von der Ausbildung. Ich bin doch bald durch mit meinen Prüfungen … << - >>Achso, ja klar! Ich komme auf jeden Fall?<< - >>Und Mark?<< - >>Kommt drauf an, wie er da arbeiten muss. Aber versuchen wird er es bestimmt. << Annika lächelte ein wenig verkrampft und schluckte. Sie wusste ganz genau, wie enttäuscht sie wäre, sollte Mark nicht dabei sein. Immerhin war dieser Tag ziemlich wichtig für sie und sie hatte sich innerlich schon ausgemalt, wie sie in Kleid und hohen Schuhen dastehen und so tun würde, als würde sie nicht auf jeden Blick von ihm reagieren.  Doch das verschwieg sie Peggy wohlweislich und wechselte schnell das Thema. >>Sollen wir vielleicht einen zweiten Koffer holen? Das bekommst du niemals alles noch da rein! << - >>Spitzen Einfall, das wäre auch mein Vorschlag gewesen. << resignierte Peggy und atmete tief durch.

 

 

 

Es waren letztendlich zwei Koffer und eine Reisetasche nötig, um alle Dinge unterbringen zu können. Mark hatte ein wenig fassungslos auf Peggys Kleiderhaufen gestarrt und für einen Moment an ihrem Verstand gezweifelt. >>Wir bleiben drei Tage weg, und keine drei Wochen! << hatte er sie erinnert, doch Peggy war standhaft geblieben und hatte steif und fest behauptet, alles auf jeden Fall zu brauchen. Und Mark hatte irgendwann aufgegeben und eingesehen, dass in diesem Punkt mit Frauen wohl nicht zu diskutieren war!
Am darauf folgenden Wochenende war es dann soweit. Peggy und Mark hatten Emelie schon am Vorabend zu ihren Eltern gebracht und besonders Peggy war der Abschied deutlich schwerer gefallen als gedacht. Nur mit Müh und Not hatte sie das große Heulen unterdrücken können, aber die Tatsache, dass Emelie fröhlich und vergnügt geblieben war und sich sichtlich auf Oma und Opa freute, hatte sie dann wieder heiterer gestimmt.
So stieg sie nun mit einem recht guten Gefühl ins Auto, ausnahmsweise mal an der Fahrerseite, denn sie hatte darauf bestanden, selbst zu fahren. >>Ich habe diese Reise geplant, also werde ich auch dafür sorgen, dass wir gut ankommen. << hatte sie selbstbewusst prophezeit, doch nun war sie doch ein wenig nervös, was Mark amüsiert bemerkte, sie jedoch in dem Glauben ließ, die coolste Autofahrerin der Welt zu sein.
>>Moment, geht gleich los. << murmelte Peggy und kramte nach irgendetwas in ihrer Handtasche.  Schließlich zog sie ein schwarzes Etui hervor und Mark traute seinen Augen kaum, als sie das feine Brillengestell auf ihre Nase gesetzt hatte. Irritiert bemerkte Peggy seinen Blick. >>Was denn?<< - >>Ich hab dich noch nie mit Brille gesehen!<< - >>Ist nur zum Autofahren. << klärte Peggy ihn auf und startete den Motor während Mark sie weiterhin fasziniert betrachtete. Es war ein bisschen ungewohnt, und doch stand ihr das Ding ziemlich gut und ließ sie so ganz anders wirken.
Die Landschaften zogen an ihnen vorbei und mit jeder Minute Fahrt wurde Peggy gelassener. Mark lehnte sich schließlich entspannt zurück. Er genoss es, zur Abwechslung mal chauffiert zu werden und Peggy machte ihre Sache wirklich gut, auch wenn sie sonst eher selten fuhr.
>>Was machen wir als erstes, wenn wir ankommen?<< fragte er irgendwann, Peggy zuckte die Schultern. >>Ich weiß nicht. Es ist dein Geburtstagsgeschenk, also was willst du machen?<< - >>Erstmal etwas essen gehen! Wie wäre es mit Fischbrötchen? << - >>Auf gar keinen Fall!<< rief Peggy und betonte jede einzelne Silbe, um ihrer Abneigung Ausdruck zu verleihen. Sie hasste Fisch, allein durch den Geruch wurde ihr schlecht. Mark grinste, wusste er dies alles doch ganz genau. Er zückte sein Handy, um im Netz nach empfohlenen Restaurants zu suchen. Doch zuvor schaute er sich die Fotos an, die Natascha ihm gerade geschickt hatte. Emelie und sie saßen auf der Terrasse und malten irgendwelche Fantasietiere auf ein großes Blatt Papier. Seufzend vergrößerte er das Bild und betrachtete das Strahlen auf Emelies Gesicht. Ja, auch er vermisste seine kleine Tochter schon jetzt! Aber mindestens genauso sehr freute er sich auf die kommenden Tage, in denen er Peggy ganz für sich allein haben würde! Er warf ihr einen schnellen Blick zu, sie hatte die Augen konzentriert auf die Straße gerichtet und schien sich durch nichts ablenken zu lassen. Ruhig und sicher steuerte sie den Wagen durch den regen Wochenendverkehr.  Und sie sah auch heute wieder so hübsch aus, dass Mark sein Glück kaum begreifen konnte!

 

 

 

Es dauerte nicht lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Peggy hatte sich als Autofahrerin wunderbar bewährt und parkte nun schließlich mit unverhohlenem Stolz und Erleichterung vor dem Hotel, das in natura noch viel schöner aussah als auf der Website. Mark lud die Koffer aus und betrat gemeinsam mit Peggy die Lobby, die sich ihnen groß und hell präsentierte. Peggy blieb einen Moment stehen und genoss das Flair! Sie liebte es in Hotels einzuchecken. Das war irgendwie ein kleiner Spleen von ihr, den sie sich selber nicht so recht erklären konnte. Sie steuerten die Rezeption an, hinter deren Tresen eine junge Dame saß und die Augen hob, als sie die Neuankömmlinge bemerkte. Doch Peggy sah ihr sofort an, dass sie eigentlich nur Mark wahrnahm und die seidig weiche Art ihrer Stimme bestätigte ihren Verdacht. >>Herzlich Willkommen, mein Herr. Wie kann ich Ihnen helfen?<<  - >>Wir haben reserviert. <<
Mark schob ihr die Reiseunterlagen zu, was die Dame jedoch kaum bemerkte, so sehr taxierte sie ihn mit ihrem Blick. Peggy verdrehte die Augen und zwang sich, nicht so genau darauf zu achten. Sie wusste inzwischen, dass die meisten Frauen so reagierten, wenn sie Mark zum ersten Mal gegenüberstanden. Ihr selbst war es schließlich nicht anders ergangen.
Die Rezeptionistin tippte mit ihren manikürten Fingern irgendwelche Daten in den Computer und reichte schließlich eine kleine Mappe mit zwei Chipkarten über den Tresen. Offenbar die Zimmerschlüssel. Lächelnd warf sie ihr langes kupferfarbenes Haar über die Schulter.
>>Eine Unterschrift bräuchte ich noch, dann ist schon alles erledigt. << säuselte sie und hielt Mark ihren Stift hin. Doch Peggy war schneller und schnappte sich den Kulli.
>>Ja, ich mach das. << Mit großer Geste unterzeichnete sie auf dem Papier und Mark konnte sein Grinsen kaum verbergen. Es war eindeutig, dass Peggy ihr Revier absteckte!
Das Zimmer befand sich im obersten Stockwerk und verfügte sogar über einen kleinen Balkon, von dem aus man einen fantastischen Blick hatte. Peggy war begeistert und auch Mark fühlte sich augenblicklich wohl, wenngleich er sich insgeheim fragte, wieviel Geld Peggy wohl für dieses Luxuszimmer ausgegeben hatte. Billig war das sicherlich nicht gewesen! >>Wow, ist das schön!<< rief Peggy glücklich und ließ sich auf das große Doppelbett fallen. Mark tat es ihr gleich und beugte sich schließlich über sie. >>Sag mal, was hat der ganze Spaß hier gekostet? << - >>Ist das so wichtig?<< - >>Du sollst nicht so viel Geld für mich ausgeben. << - >>Sagt der, der mir einen Millionen Dollar Stein an den Finger gesteckt hat?!<< Peggy hob die Hand mit dem Verlobungsring und kicherte. >>Vergiss es einfach und freu dich dran! Und hör auf mit der Tussi unten zu flirten, das hat mich wahnsinnig gemacht eben!<< Mark lachte, seine Vermutung hatte sich also als richtig erwiesen. >>Wieso? Die war doch sehr nett. << - >>Ja, und hätte dich aufgefressen, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. << - >>Apropos ... Essen? Ich hab echt Hunger!<< - >>Ja gern, ich muss mich nur kurz frisch machen. << Mit einer schnellen Geste zog sich Peggy das T-Shirt über den Kopf und sprang auf, um im nächsten Moment den mühsam zusammengequetschten Inhalt ihres Koffers auf dem Bett auszukippen. Seelenruhig suchte sie sich ein frisches Oberteil aus dem Chaos heraus, während Mark mit aller Macht versuchte, sie nicht allzu offensichtlich anzustarren. >>Ist der BH neu?<< fragte er so beherrscht wie möglich, Peggy schaute auf und zwinkerte ihm zu. >>Einer von vielen. Lass dich überraschen!<<

 

Die Hamburger Sonne schien an diesem Nachmittag von einem makellos blauen Himmel herab. Es war keine einzige Wolke über der Innenstadt und Mark und Peggy schlenderten Hand in Hand an den vielen Geschäften vorbei. Peggy wusste gar nicht, wo sie zuerst hingucken sollte. Überall gab es etwas anderes zu entdecken und alles sah irgendwie spannender aus als Zuhause. Mark kannte die Stadt zwar von früher, er hatte irgendwann mal einen Kurztrip mit Freunden hier her unternommen, aber das war so unendlich lange her, dass er sich kaum erinnern konnte und es sich anfühlte, als sei er zum ersten Mal hier. Und er war glücklich! Restlos glücklich und zufrieden. Was für ein wundervolles Gefühl!
>>Sag mal, wie sehr würdest du mich hassen, wenn ich tatsächlich ein Fischbrötchen kaufen würde?<< fragt er vorsichtig und deutete auf den kleinen Verkaufsstand auf der anderen Straßenseite. Peggy blieb stehen und sah ihn ungläubig an. >>Wir haben doch gerade gegessen. << Das kleine Restaurant, das sie ausfindig gemacht hatten, hatte wirklich keine Wünsche offengelassen, doch Mark sah sie bittend an. >>Trotzdem?!<< - >>Ich würde dich nicht hassen, höchstens für ein paar Stunden nicht mehr küssen. << - >>Oh, dann musst du aber in Vorleistung gehen!<< Mark nahm ihr Gesicht in seine Hände, zog sie näher zu sich und küsste sie hingebungsvoll auf den Mund. Peggy erwiderte den Kuss und bekam Herzklopfen! Das war wieder einer dieser Momente, in denen es sich anfühlte, als würde die Welt einfach stehen bleiben, die Zeit einfrieren und nie wieder weiterlaufen. Vorsichtig löste sich Mark von ihr und lächelte, als er ihren verträumten Blick erkannte.
>>Na geh schon. << Peggy deutete mit dem Kopf zu dem Stand und schon war Mark auf und davon. Lachend blieb sie zurück und lehnte sich an die Häuserwand, die von der Sonne wunderbar warm angestrahlt wurde. Sie schloss die Augen und spürte diesem unendlichen Glücksgefühl nach, das gerade durch ihren Körper rauschte.
Dieser Kuss, wow … So musste es sich anfühlen, wenn man fliegen konnte. Erst als sie die Augen wieder geöffnet hatte, nahm sie das Ladenlokal wahr, das wenige Meter von ihr entfernt lag und ihr wurde heiß. Ausgerechnet ein Brautmodengeschäft! Sie trat näher an das Schaufenster heran und betrachtete die ausgestellten Kleider und Accessoires. Da waren wirklich wunderschöne Modelle bei! Sie dachte an ihr Gespräch mit Annika zurück und musste feststellen, dass sie sich bislang tatsächlich noch keinerlei Gedanken über ihr Kleid gemacht hatte! Weder über die Form, noch über die Länge, oder Farbe. Aber jetzt, wo sie hier stand und sah, was es alles für Möglichkeiten zu geben schien, jetzt bekam sie nicht schlecht Lust, sofort drauf los zu shoppen und das wunderschönste aller schönen Brautkleider auszusuchen, in dem sie ihren großen Tag feiern würde! Sie blickte hinüber zu Mark, der eben seine Bestellung aufzugeben schien und musste unweigerlich lächeln. Er würde in seinem Hochzeitsanzug einfach umwerfend aussehen! Der Gedanke daran war so schön, dass es beinah nicht auszuhalten war!
Er trat langsam den Rückweg an und so beeilte sich Peggy mit ihrer Nachricht an Annika, die sie in ihr Handy tippte:

*sehe hier gerade Brautkleider! Gänsehaut! Wir müssen bald mal losziehen…*

*ich darf mit????*

kam es postwendend zurück, Peggy lächelte.

*wer wenn nicht du?! Ich muss das perfekte Kleid finden. Mark soll aus den Latschen kippen!*

 

 

 

>>Ist doch logisch, dass sie dich dabei haben will. << sagte Timo, nachdem Annika ihm Peggys Nachricht vorgelesen hatte. Er und Annika waren gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten, als ihr Handy gepiepst hatte. >>Ihr seid doch schon seit tausend Jahren befreundet!<< - >>Ja, das stimmt. Ich kann’s kaum erwarten. << - >>Also für mich wäre das nichts. Sieht doch eh alles gleich aus. << Annika bedachte ihren Freund mit einem finsteren Blick, verkniff sich jedoch einen Kommentar. Wie unromantisch manche Menschen doch sein konnten! >>Was hältst du denn vom Heiraten?<< - >>Du willst heiraten?<< Timo fiel beinah der Kochlöffel aus der Hand, Annika winkte beschwichtigend ab. >>Ich meinte das jetzt mehr so
allgemein. << Sie öffnete die Schublade, nahm Teller und Besteck heraus und wartete gespannt auf seine Antwort, über die er eine Weile nachzudenken schien. >>Naja, ist schon ne schöne Sache, oder? Aber so wahnsinnig eilig hab ich es jetzt auch nicht damit … << Vorsichtig warf er einen Blick in Richtung seiner Freundin, wohlwissend, dass er gerade dünnes Eis betrat. Das Thema Heirat war für die meisten Männer eben ein Minenfeld und hoch explosiv. Aber Annika schien gelassen und nickte zustimmend. Er atmete auf und wandte sich wieder der Suppe zu, die schon köstlich duftete und ein vielversprechendes Abendessen zu werden schien. >>Hat Peggy sonst noch was geschrieben?<< - >>Nur ein paar Bilder vom Hotel geschickt. << antwortete Annika und hielt ihm die Fotos auf ihrem Handy unter die Nase. Timo pfiff beeindruckt. >>Ganz schöner
Luxusschuppen! << - >>Vorallem das Zimmer ist mega schön! << - >>Mhm. Da bekommt Emelie bestimmt bald ein Geschwisterchen. << grinste Timo und Annika starrte ihn ungläubig an. Wie kam er auf so etwas? >>Peggy will kein zweites Kind, das weißt du doch. << Sie schaltete ihr Handy auf stumm und begann den Tisch zu decken. Irgendwie war der Gedanke, Peggy könnte schon wieder schwanger werden völlig absurd. >>Wollte sie das erste?<< gab Timo zu bedenken. >>Hundertprozentig planen kann man das nicht. Und in so einem Ambiente kommt Stimmung auf, ich sag’s dir! Mark verführt sie und schon ist es passiert… << - >>Hör auf!<< rief Annika fast ein wenig ungehalten. Sie wollte sich das lieber erst gar nicht vorstellen wie es wäre, wenn Mark in einem romantischen Luxushotelzimmer seine Verführungskünste darlegte. >>Die beiden heiraten erstmal. Und wir sollten uns besser jetzt schon überlegen, was wir ihnen schenken. Hast du ne Idee?<<


Mit einem wohligen Seufzer drehte Peggy sich auf den Bauch und blickte in Marks dunkle Augen, deren Blick ihr weitere Schauer über den Rücken jagte! Nach ihrem Stadtbummel waren sie irgendwann wieder im Hotel eingetrudelt, auf ihr Zimmer gegangen, sie hatten sich geküsst, berührt, und schließlich war sie Mark vollends erlegen … die weiche kühle Seidenbettwäsche schmiegte sich sanft an ihre erhitzte Haut und Peggy genoss das Gefühl.
>>Das war schön!<< flüsterte sie, Mark legte sich auf die Seite und stützte den Kopf in die Hand. Zärtlich strich er ihre Haare aus der Stirn. >>Du bist schön!<< - >>Lügner!<< - >>Halt die Klappe. << tadelte er sie sanft und zog sie abermals an sich um sie zu küssen. Wieso begriff sie denn nicht, dass sie die wunderschönste Frau auf der ganzen Welt für ihn war?!
>>Die neue Wäsche steht dir
ausgezeichnet! << bemerkte er anerkennend, Peggy lachte. >>So schnell wie die weg war, glaube ich nicht, dass du das richtig beurteilen kannst. <<
Sie angelte ihren Slip vom Boden und streifte sich auch den BH wieder über. Mark betrachtete seine Freundin in der weißen Spitzenunterwäsche, den zerzausten Haaren und in dem gedämmten Licht des Zimmers und versuchte, sich dieses Bild für immer in sein Gedächtnis zu prägen. Ihr Training im Studio schien sich schon bezahlt zu machen, denn ihre Figur hatte sich merklich verändert. Vielleicht sollte er ihr die Wäsche beim nächsten Mal gar nicht ausziehen… >>Hast du noch mehr mitgenommen?<< - >>Was glaubst du, wieso wir zwei Koffer brauchten?<< Peggy grinste und setzte sich rittlings auf ihn.  >>Wollen wir noch runter zum Wellness? Da gibt’s ein Schwimmbad und eine Sauna! << - >>Das wird aber gefährlich für dich. << gab Mark zu bedenken, während er ihr über den Rücken streichelte, doch Peggy sah ihn gelassen an. >>Ich kann mich beherrschen! <<- >>Ich erinnere dich
dran. << erwiderte Mark mit genau der selben Gelassenheit und Peggy schluckte. Dann stand sie auf und begann die Schwimmklamotten zusammen zu suchen.
Auch der Wellness - Bereich des Hotels war schöner als erwartet. Der Indoorpool hatte angenehme 20 Grad und lag direkt unter einem Panoramaglasdach, durch welches man den abendlichen Himmel wunderbar betrachten konnte. Mark und Peggy waren einige Bahnen geschwommen und dösten nun faul und händchenhaltend auf den Liegen, die am Beckenrand standen. Außer ihnen waren nur noch zwei ältere Herrschaften anwesend, die ebenso entspannt ihre Runden im Wasser drehten. Peggy ließ den Tag gedanklich revue passieren und freute sich, dass bislang alles so gut gelaufen war. Plötzlich sah sie sich wieder vor dem Brautladen stehen und drückte Marks Hand.
>>Du?<< - >>Hm?<< kam es ein wenig schläfrig zurück. Mark spürte wie müde er wurde. Die Anreise, die Stadttour, der Sex …

>>Wann fangen wir denn mit der Hochzeitsplanung an?<< Diese Frage ließ ihn schlagartig wieder aufwachen. Er schaute sie an. >>Wann immer du möchtest. << - >>Das müssen wir schon gemeinsam machen!<< - >>Vielleicht sollte wir erstmal grundlegende Dinge klären. << Mark richtete sich ein wenig auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie jetzt damit anfing, aber es zeigte, dass die Hochzeit immer präsent in ihrem Kopf war und das war irgendwie ein schönes Gefühl. >>Willst du kirchlich heiraten, oder frei? In welchem Monat? Mit großer Feier, oder ohne?<< - >>Okay, stopp. Nicht so schnell!<< Peggy hob die Hand und setzte sich ebenfalls gerade hin.  >>Womit fängt man überhaupt an? Ich hab noch nie eine Hochzeit geplant. << - >>Ach, was du nicht sagst. << neckte Mark sie und Peggy streckte ihm die Zunge raus. >>Ich glaube, wir sollten uns erstmal ein Datum überlegen und dann eins nach dem anderen durchgehen!<< - >>Ich wäre sehr für einen sonnigen, warmen Monat. << sagte Peggy und malte sich gedanklich schon die schönste Märchenhochzeit aus! >>Dann könnte man auch irgendwo draußen feiern. Und ich will es locker, nicht so förmlich. Es soll einfach eine coole Party werden!<< - >>Klingt gut. << nickte Mark. Auch ihm gefiel die Idee von einer Heirat im Sommer sehr! >>Wenn wir wieder Zuhause sind schreiben wir mal alles auf, was es so zu bedenken gibt, okay? Location, Trauung, Essen … da kommt einiges auf uns zu. << - >>Ich freu mich schon drauf. << lächelte Peggy und gab ihm einen Kuss. >>Sauna?<< Mark ließ seinen Blick an ihr schweifen. >>Eigentlich ist mir schon heiß genug. << - >>Okay, dann geh ich alleine und du kühlst dich beim schwimmen ab. << Peggy stand auf, streifte ihren Bademantel von den Schultern und schritt auf die Holzkabine zu. Mark sah ihr nach, sah, wie sie sich noch einmal zu ihm umdrehte, einen Kuss in seine Richtung hauchte, ehe sie in der Sauna verschwand. Lächelnd lehnte er sich zurück, schloss abermals die Augen und überlegte, ob er sich tatsächlich noch einmal ins Wasser aufraffen konnte.