Die Nachhilfestunde 61: Freundinnen?!

Mit verschlafenem Blick betrachtete Peggy das Wasserglas vor ihr auf dem Tisch, in dem sich die Kopfschmerztablette nur langsam auflöste. Sie fuhr sich müde durch das Gesicht. Es war gestern einfach viel zu spät geworden, um geistig schon wieder voll da zu sein und allen Vorlesungen aufmerksam folgen zu können. Nachdem sie Zuhause angekommen waren, hatte sie nicht widerstehen können und sich selbst noch einen Cocktail gemixt, an dessen Inhalt sie sich gar nicht mehr so genau erinnern konnte. Sie wusste nur noch, dass sie noch lange mit Mark herumgealbert und er sie irgendwann einfach ins Schlafzimmer getragen hatte. Und den Sex, den hatte sie natürlich auch nicht vergessen … Peggy seufzte wohlig. Mark war so unglaublich verführerisch! Und so waren sie beide erst reichlich spät in den Schlaf gekommen, was sich nun rächte.  Doch die Uni einfach schwänzen, das wollte sie auch nicht. Und so hatte sie sich aus dem Bett gequält und saß nun zusammen mit hundert anderen Studenten in der Mensa und versuchte, den Lärm um sich herum irgendwie auszublenden. Aber trotzdem: der Abend gestern hatte sich gelohnt, in jeder Hinsicht. Denn entgegen Marks Prophezeiungen, war ihre Trauer um ihr Pferd tatsächlich nicht mehr ganz so schwer zu ertragen. Davina war nicht mehr da, das wusste Peggy und natürlich tat es noch weh, aber mittlerweile konnte sie es akzeptieren. Ein bisschen wenigstens ...
>>Ist hier noch frei?<< hörte sie da plötzlich eine bekannte Stimme und sah auf. Vor ihr stand Timo und sah sie zurückhaltend an. Peggy nickte und nahm ihre Tasche von dem Platz neben sich. >>Was machst du denn hier?<< wollte sie wissen. >>Dasselbe wie du, nehme ich an. << gab er zurück und setzte sich. >>Ich studiere Theaterwissenschaften. Den Job hinter der Bühne habe ich nur nebenbei. << klärte Timo sie nüchtern auf, während er sein Tablett auf den Tisch stellte, auf dem sich ein riesiger Teller mit Fischstäbchen und Kartoffeln befand. Peggy wurde übel bei diesem Geruch: sie hasste Fisch!
>>Das wusste ich ja gar nicht. << sagte sie, Timo zuckte nur die Schultern und antwortete nicht. Offenbar war er tatsächlich immernoch sauer, dass sie neulich nicht zu diesem Casting gekommen war! So nachtragend, hatte Peggy ihn gar nicht eingeschätzt und allmählich ging es ihr auch gehörig auf den Geist! >>Es tut mir echt leid, dass ich den Castingtermin vergessen habe. << sagte sie dennoch. >>Bei mir war einfach so viel los in der letzten Zeit. << - >>Schon okay. Ist doch auch nicht so wichtig. << murmelte Timo, während er in seinem Essen herumstocherte und reichlich schlecht gelaunt zu sein schien. Peggy seufzte und nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. Hoffentlich würden die Kopfschmerzen nun bald besser werden!
>>Wie geht’s Annika?<< fragte sie und hoffte, ihn damit ein wenig aufheitern zu können. >>Ich hab schon lange nichts mehr von ihr gehört. << - >>Ich schätze mal, ganz gut. << lautete Timos grummelige Antwort. Auch das war anscheinend ein falsches Thema, doch Peggy blieb geduldig. >>Du schätzt? Weißt du des denn nicht genau?<< - >>Es läuft grad nicht so gut bei
uns. << Peggy schluckte. Oh nein, das waren überhaupt keine guten Nachrichten! Wenn diese Beziehung in die Brüche gehen würde, würde Annika das völlig aus der Bahn werfen, da war Peggy sich sicher. Sie wartete vorsichtig ab, ob Timo noch mehr verlauten lassen würde. >>Sie ist sehr merkwürdig, in der letzten
Zeit. << fuhr er tatsächlich fort. >>Ich versuche ihr wirklich jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Aber irgendwie kann ich es ihr nie recht machen! Und ständig ist sie mit den Gedanken woanders. Vielleicht sogar bei einem anderen Kerl, was weiß ich!<<

Peggy spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss, ahnte sie doch schließlich, an wen ihre beste Freundin anscheinend immernoch pausenlos denken musste…
>>Weißt du vielleicht, was mit ihr los sein könnte?<< fragte Timo in diesem Moment, Peggy zögerte. Sollte sie darauf wirklich ehrlich antworten? >>Ich kann ja mal mit ihr sprechen. Mal sehen, ob ich was rausfinde. << wich sie aus, fragte sich jedoch gleichzeitig, ob sie sich wirklich noch einer Baustellte widmen sollte. Eigentlich hatte sie genug eigene Probleme …
>>Danke, das wäre toll. << nickte Timo und lächelte matt. >>Sorry, dass ich dich so blöd angemacht habe. Ich hatte einfach schlechte Laune. << - >>Kein Problem. << erwiderte Peggy und nahm noch einen Schluck aus dem Wasserglas. Die Schmerzen pochten noch immer hinter ihrer Stirn und der Gedanken daran, Annika den Kopf waschen zu müssen, machte es nicht gerade besser!

 
Langsam schob sich Mark durch die engen Gänge des Supermarktes. Er hatte sich breitschlagen lassen, für Sascha ein paar Einkäufe zu erledigen, und bereute es jetzt schon! Sascha kaufte fast ausschließlich irgendwelche Gesundheitsprodukte, deren Namen Mark noch nie gehört hatte und nach denen man stundenlang suchen musste, um sie in diesem gewöhnlichen Supermarkt überhaupt zu finden! So stand er schon gefühlte 10 Minuten vor dem Regal und hielt nach dem Proteinpulver Ausschau, das Sascha haben wollte. Mark seufzte, er hätte einfach im Bett bleiben sollen. Es sich mit Peggy und Emelie gemütlich machen und in den Tag hinein leben sollen! Aber leider hatte der Ehrgeiz Peggy sowieso schon in die Uni getrieben, also war er eben mit aufgestanden und spielte nun für seinen Freund den Einkaufsservice. Gerade, als er endlich das Produkt entdeckt hatte, wurde er von hinten angerempelt. Er drehte sich um und sah direkt in zwei smaragdgrüne Augen: Sina!
>>Oh, sorry ... ich hab dich nicht gesehen. << stammelte sie entschuldigend und bückte sich, um die Sachen aufzuheben, die aus ihren Armen heruntergefallen waren. Mark sah ihr zu und kam sich für einen Moment ziemlich ungalant vor, ihr nicht zu helfen. Doch dann verwarf er den Gedanken. Schließlich war er dieser Person gar nichts schuldig!
Er musterte sie rasch. Peggy hatte recht, sie sah wirklich nicht halb so aufgebrezelt aus, wie damals. Ohne Make Up, mit strohigen Haaren und abgetragener Kleidung.  Sina lächelte traurig, als sie seinen Blick erkannte.
>>Ja, Peggy wird dir ja sicher schon erzählt haben, dass ich momentan kein Glückskind bin. << - >>Das hat sie. Aber ich glaube, daran bist du selber Schuld, oder?<< - >>Kann schon sein. << Sina schluckte schwer und musste sich zusammenreißen, nicht einfach loszuheulen. Da entdeckte sie ein kleines Mädchen im Buggy neben Mark, das sie mit großen blauen Augen anschaute. Ihre kleinen Hände hielten eine Spielrassel fest umklammert und sie brabbelte munter vor sich hin. Sina war sofort hin und weg von diesem süßen Geschöpf!
>>Ist das Emelie?<< - >>Finger weg!<< stellte Mark sich ihr in den Weg, als Sina einen Schritt auf sie zugegangen war und die Hand ausgestreckt hatte. >>Aber ich tue ihr doch nichts. << - >>Trotzdem! << Mark funkelte sie warnend an. Er konnte es einfach nicht ertragen, dass sie auch nur in die Nähe seiner Tochter kam! Sina gab es auf und schlug die Augen nieder. >>Du hältst mich anscheinend immernoch für das Unheil in Person. << - >>Wundert dich das?<< gab er zurück. >>Immerhin hast du ganz schön viel Mist gebaut. << - >>Ich weiß ... du kannst das wohl einfach nicht vergessen. << - >>Nein. Aber da Peggy wild entschlossen ist, dir zur Seite zu stehen, werde ich mich wohl irgendwie mit dir arrangieren müssen. << - >>Hat sie das gesagt?<<
Sinas Augen begannen zu leuchten und ein Lächeln spielte um ihre spröden Lippen. >>Oh, sie ist einfach wunderbar, ein Engel! Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen würde. << Mark hörte den schwärmerischen Tonfall in ihrer Stimme und fand es furchtbar! Aber Peggy zuliebe hielt er sich zurück, Sina unmissverständlich klar zu machen, dass sie seiner Familie keinen Zentimeter zu nahe zu kommen hatte!
>>Ich war von Anfang an dagegen. << sagte er stattdessen. >>Und ich bin es auch eigentlich immernoch. Aber deinetwegen will ich mich nicht wieder mit Peggy streiten. << - >>Ach, ihr habt euch gestritten? Meinetwegen?<< wurde Sina hellhörig und Mark ärgerte sich über sich selbst, dass er das überhaupt preisgegeben hatte. Er beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Er legte das von Sascha gewünschte Pulver in den Einkaufswagen und sah Sina an. >>Ich warne dich: wenn du wieder irgendwelche krummen Dinger drehst … << - >>Keine Sorge. Von mir hast du nichts mehr zu befürchten. << Sina schob sich an ihm vorbei und warf Emelie noch einen liebevollen Blick zu. >>Vielleicht sieht man sich ja nochmal. Mach’s gut. Und Grüße an Peggy. << Und damit war sie im Gedränge der anderen Kunden untergetaucht. Mark sah ihr nach und atmete tief durch. Es würde ihm wirklich alles abverlangen, Peggy wieder mit Sina in Kontakt zu wissen!

Sina lief durch die Straßen und schaute hektisch auf ihre Armbanduhr. Sie durfte nicht zu spät kommen, sonst würde sie das Privileg, ohne Begleitung einkaufen gehen zu können auf‘s Spiel setzen. Sie wusste, dass sie um Punkt 16 Uhr wieder in der Klinik sein musste, da waren die Mitarbeiter ganz penibel. Einerseits nervte sie diese Kontrolle, andererseits jedoch, gab ihr genau diese Kontrolle ein wenig Struktur und Stabilität, und die tat ihr eigentlich ganz gut.
Überhaupt ging es ihr schon besser, seit sie in die Klinik gegangen war. Fast zwei Monate war sie nun schon clean und die Symptome des Entzuges wurden von Woche zu Woche erträglicher. Zuerst war es ein scheinbar aussichtsloser Kampf gewesen, sie hatte sich dem Tode näher gefühlt, als dem Leben, doch allmählich ging es wieder bergauf. Nicht zuletzt durch Peggy, die sich wirklich große Mühe gab, sie zu unterstützen. Sina lächelte bei dem Gedanken an ihre Freundin und warf erneut einen Blick auf die Uhr. Sie musste sich wirklich ranhalten! Ungeduldig starrte sie auf die Fußgängerampel, die schon eine Ewigkeit auf rot stand.
>>Ist der Teufel hinter dir her, oder wieso hast du es so eilig?<< Sinas Herz machte einen Sprung: Peggy stand neben ihr und lächelte sie an. >>Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause. << erklärte sie. >>Willst du mitkommen?<<
Sina starrte sie ungläubig an. Hatte Peggy sie wirklich aufgefordert, sie zu begleiten? Sie würde nichts lieber tun, als das! Dennoch lehnte sie ab.
>>Ich muss wirklich ganz pünktlich wieder zurück in der Klinik sein, sonst gibt’s eine Menge Ärger! Außerdem glaube ich nicht, dass Mark mich bei euch haben will. << - >>Keine Sorge, er sieht das mittlerweile recht entspannt. << zwinkerte Peggy und harkte sich bei Sina unter, als die Ampel auf grün sprang und sie sich zusammen mit der Menschentraube vor der Ampel in Bewegung setzten. Sina schüttelte den Kopf. >>Leider nicht. Ich hab ihn vorhin getroffen und er hasst mich nach wie vor. Er ist fast ausgerastet, als ich mich auch nur in Emelies Nähe begeben habe. << Peggy blieb einen Moment stehen und schaute sie an. Sie musste sich verhört haben!
>>Ist schon okay. << wiegelte Sina ab, als sie Peggys irritierten Blick sah. >>Ich kann verstehen, dass er so reagiert. << - >>Ach was, der kriegt sich schon wieder ein. Bitte komm doch mit! Ich rufe auch in der Klinik an und erklär denen, dass du erst zum Abendessen zurück bist. Die kennen mich doch mittlerweile und außerdem bin ich deine engste Bezugsperson, das steht sogar in deiner Akte. << Sina musste lachen, als sie Peggys entschlossenen Tonfall hörte, der keinen Widerspruch zu dulden schien. Ihre Willensstärke war anscheinend ungebrochen!
Die zuständige Mitarbeiterin der Klinik reagierte nicht gerade mit Begeisterungsstürmen, als Peggy ihr wenig später am Handy von ihrem Anliegen berichtete.
>>Wir haben hier unsere Vorgaben. << erklärte sie und Peggy konnte es förmlich vor  sich sehen, wie die Dame pikiert die Lippen aufeinander presste. >>Wenn wir nun bei jedem eine Ausnahme machen würden … << - >>Es handelt sich doch nur um ein paar Stunden. << versuchte Peggy es weiter. >>Und für meine Freundin wäre es wirklich ganz wichtig. << Erneut klopfte Sina das Herz bis zum Hals. Peggy hatte sie als ihre Freundin bezeichnet! Das hätte sie, nach allem, was einmal gewesen war, nicht mehr für möglich gehalten! Umso schöner war es, es nun zu hören.
Irgendwann hatte die Frau am anderen Ende der Leitung aufgegeben und mit einem tiefen Seufzer die Erlaubnis erteilt, dass Sina noch ein wenig länger unterwegs sein durfte.  Sina freute sich riesig, gleichzeitig bereitete ihr der Gedanke an Mark und seine offensive Abneigung ziemliche Bauchschmerzen. Doch als sie neben Peggy in der S-Bahn saß und sich bewusst machte, dass sie auf dem Weg zu ihr nach Hause waren, ging es ihr schon wieder besser. Verstohlen warf sie Peggy einen Blick zu, die gerade noch einmal irgendwelche Mitschriften aus der Uni in die Hand genommen hatte. Eine widerspenstige Haarsträhne fiel ihr andauernd in die Stirn und sie strich sie mit einer elegant – lässigen Handbewegung immer wieder zurück. Ihre blauen Augen fixierten konzentriert die Notizen in ihrer Hand, ihre Lippen formten ab und an die Worte mit, die sie gerade las … Sina schluckte. Sie spürte, dass sie auf dem besten Wege war, in Peggy mehr zu sehen, als nur eine Freundin! Und sie wusste, dass sie sich dagegen wehren musste, denn das war schon einmal gehörig nach hinten los gegangen!
Schließlich waren sie angekommen. Beinahe ehrfürchtig betrat Sina die Wohnung und sah sich um. Erst einmal war sie hier gewesen, als sie und Peggy feiern gewesen und mit dem Taxi her gefahren waren. Allzu viel wusste sie von dieser Nacht nicht mehr, Alkohol und Drogen hatten ihr so gut wie jede Erinnerung geraubt. Schon damals hatte sie ein größeres Problem mit den Suchtmitteln, oder besser gesagt: ohne sie! Aber das hatte sie sich lange Zeit nicht eingestehen wollen …
>>Willkommen im Chateau Steinkamp – Winter. << kicherte Peggy und bedeutete Sina, Schuhe und Jacke auszuziehen. >>Ich glaube, eine Führung erübrigt sich, so viel gibt’s nicht zu sehen. << - >>Ich finde es sehr gemütlich hier. << sagte Sina, während die beiden das Wohnzimmer betraten und auf dem Sofa Platz nahmen. Peggy lehnte sich mit einem tiefen Seufzer zurück und schloss die Augen. Ihre Kopfschmerzen hatten sich gebessert, aber sie war nach wie vor hundemüde!
>>Am liebsten würde ich jetzt ein heißes Lavendelschaumbad nehmen und dann schlafen. << murmelte sie und Sina verdrängte rasch das in ihrem Kopf aufflackernde Bild von Peggy in einem Lavendelschaumbad. >>Soll ich nicht doch lieber wieder gehen?<< fragte sie stattdessen, Peggy richtete sich auf. >>Möchtest du das denn?<< - >>Nein. Ich bin froh um jede Minute, die ich außerhalb dieses Klinikgemäuers verbringen darf, aber … << Sie zögerte und heftete den Blick auf ihre Finger. Die Angst vor einem weiteren Zusammentreffen mit Mark und diese wilden, aufkommenden Gefühle für Peggy setzten ihr gehörig zu! Sie schwieg betreten, doch Peggy lächelte ihr aufmunternd zu. >>Also ich hab jetzt einen Bärenhunger! Was ist mit dir?<<
Nach einem ziemlich ernüchternden Blick in den Kühlschrank, kramte Peggy den Flyer des Lieferdienstes hervor und bestellte bald darauf zwei Pizzen bei ihrem Lieblingsitaliener. >>Und Mark? Isst der nicht mit uns?<< fragte Sina unsicher, Peggy hob die Schultern. >>Ich weiß gar nicht, wann er wiederkommt. Ich glaube, er ist noch für Sascha unterwegs, einige Besorgungen machen. << - >>Und wer ist Sascha?<< - >>Sein bester Freund und quasi unser Mitbewohner. Er wohnt oben in der Dachgeschosswohnung, aber ganz oft ist er auch bei uns hier, wenn er auf Emelie aufpasst oder so. << - >>Du hast wirklich ein wunderbares Leben. << seufzte Sina ein wenig neidisch. Das klang alles so herrlich normal, so wunderbar geordnet und in sicheren Bahnen verlaufend. Ihre eigene Existenz hingegen, schien momentan wie das reinste Chaos!  >>Du weißt, dass du nicht ganz unschuldig an deiner Situation bist. << erinnerte Peggy sie mit mildem Tadel. >>Du hattest auch ein ziemlich gutes Leben: einen tollen Job, eine schöne Wohnung, eine blendende Erscheinung … << - >>Findest du?<< Sinas Augen begannen zu leuchten, so sehr freute sie sich über diese Worte. Peggy grinste verlegen.
>>Ja. Als wir uns damals kennengelernt haben, war ich manchmal richtig eifersüchtig, weil du immer so toll aussahst! Ich hab mich gefühlt, wie das hässliche Entlein, wenn ich neben dir stand. << - >>Oh Peggy! Was für ein Unsinn. << - >>Jedenfalls war dein Leben ziemlich in Ordnung! << bekräftigte Peggy. >>Nur leider hast du es mit Füßen getreten. << - >>Ich weiß. Und du ahnst gar nicht, wie sehr ich das alles bereue. Diese scheiß Drogen … <<
Aus einer früheren Unterhaltung wusste Peggy, dass Sina durch ihre fragwürdigen Freunde an immer mehr Stoff in immer höheren Dosen gekommen war. Zunächst nur einmal am Tag, hatte sie sich irgendwann in regelmäßigen, immer kürzeren Abständen irgendein Zeug eingeworfen. Bald war sie ohne überhaupt nicht mehr leistungsfähig gewesen, von einem ordentlichen Arbeiten in der Praxis ganz zu schweigen. Sie war schlicht und einfach abhängig geworden…
>>Jetzt bist du ja in der Klinik. << lenkte Peggy ein. >>Und ich glaube, du bist auf einem guten Weg. << Sina lächelte sie dankbar an. Das glaubte sie auch, jedenfalls fühlte sie sich von Tag zu Tag ein wenig besser. >>Dank dir. << sagte sie. >>Wenn du mich nicht so unterstützen würdest, würde das alles nicht so gut laufen. << - >>Dafür sind Freundinnen doch da, oder?<< lächelte Peggy.
Freundinnen? Wirklich nur das? Doch Sina verwarf ihre Gedanken, nickte unsicher und zog es vor, nichts zu erwidern.

Mark schloss die Wohnungstür auf und kam mit Emelie im Buggy und einer großen Einkaufstüte in der Hand herein und stellte sie auf dem Boden ab. Er hatte die Gelegenheit genutzt und gleich auch für den eigenen Bestand eingekauft.  Vielleicht hatte Peggy ja Lust, heute Abend gemeinsam mit ihm zu kochen. Das machte immer einen heiden Spaß! Und anscheinend war sie auch schon Zuhause, denn er vernahm ihre Stimme aus dem Wohnzimmer, und ging ihr nach. Doch als er neben Peggy auch Sina erkannte, war sofort jegliche Freude hinüber! Sina selbst sah ihn nicht weniger erschrocken an. Sie wusste ganz genau, dass sie hier unerwünscht war. Jedenfalls von seiner Seite aus.
>>Hi Mark. Wir haben Besuch. << klärte Peggy ihn unbekümmert auf, Mark nickte. >>Ja, das sehe ich. Könnte ich dich mal sprechen?<< Peggy und Sina wechselten einen schnellen Blick, ehe Peggy Mark in den Flur folgte. Dort standen sie sich nun gegenüber und Peggy fühlte sich sofort unvermeidlich zu einer Erklärung gezwungen.
>>Es war meine Idee, dass sie herkommt. Sie wollte eigentlich gar nicht. << - >>Gut, dann kann sie ja wieder gehen. << - >>Mark, bitte! Du hast doch gesagt, es ist okay, wenn ich mich mit ihr treffe. << - >>Treffen, ja. Aber musst du sie direkt mit hier her schleppen?<< Peggy biss sich auf die Lippe und senkte die Augen. Gut, das war vielleicht ein wenig voreilig gewesen. Immerhin hatte Mark sich gerade erst dazu durchgerungen, den Kontakt überhaupt zu akzeptieren.
>>Bitte nicht böse sein, ja? In ein, zwei Stunden muss sie sowieso wieder zurück. Wir essen doch nur
zusammen. << Peggy schmiegte sich vorsichtig an ihn und war erleichtert, als er sie nicht von sich wies. Mark schaute in ihre großen Augen, den Hundeblick beherrschte sie nach wie vor einwandfrei! Kein Mann dieser Welt, würde ihr etwas abschlagen können, wenn sie ihn so ansah, da war er sich sicher!
Er seufzte resigniert. >>Okay. Aber wirklich nur zum Essen!<< Peggy strahlte und drückte ihm einen innigen Kuss auf den Mund. >>Du hast was gut bei mir. <<
Mark nickte halbherzig und seufzte. Diese Frau machte ihn manchmal wirklich wahnsinnig!