Halli hallo. :) Schneller als erwartet kann ich euch einen neuen Teil präsentieren. Nur irgendwie ist die Schrift dieses Mal ein wenig unterschiedlich, keine Ahnung wieso. Hab hin und her probiert. Meinen inneren Monk stört das unglaublich -.- :P
Euch dennoch viel Freude!

Lg,
Kessy!

Die Nachhilfestunde 69: Sport ist Mord

>>Ich freue mich so sehr für dich!<< sagte Peggy, nachdem Mark seine Schilderungen des vergangenen Vormittags abgeschlossen hatte und nahm seine Hand. Sie saßen in einem kleinen Bistro in der Innenstadt, in dem durch das Mittagsgeschäft ein reges Treiben herrschte. Dass es draußen in Strömen regnete kam noch hinzu. Die Leute flüchteten förmlich nach drinnen.

>>Danke. << erwiderte Mark lächelnd. >>Ich bin wirklich erleichtert, dass alles so gut gelaufen ist. Nächsten Monat geht es dann offiziell los. << - >>Und welche Klasse bekommst du?<< - >>Ich glaube, das steht noch nicht ganz fest, aber ich könnte mir vorstellen, dass es die wird, die ich auch heute unterrichtet habe. << Für einen Moment schweiften seine Gedanken zu Johanna zurück und er musste grinsen. Dieses Detail der Geschichte hatte er Peggy bislang noch verschwiegen, doch sie schien zu ahnen, dass er mit etwas hinter dem Berg hielt und sah ihn forschend an. >>Was ist los? Sag nicht, es gibt eine Chantal in dieser Klasse. Dann hole ich dich höchst persönlich da wieder raus. << - >>Chantal nicht. Aber Johanna. << Peggy runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Irgendwie kam ihr der Name bekannt vor … dann erhellte sich ihre Mine. >>Ach die! Mit ihrem niedlichen Liebesbriefchen? << Sie lachte und griff nach ihrem Weinglas. >>Na damit kann ich leben. Ich denke, von ihr habe ich nichts zu befürchten. << - >>Oh, sei dir da nicht zu sicher. << konterte Mark mit gespieltem Ernst. >>Sie sitzt auf deinem alten Platz im Klassenraum und betet inständig, dass ich tatsächlich ihr neuer Lehrer
werde. <<
Peggy blieb der Wein im Hals stecken und sah Mark ein wenig schockiert an, doch er lachte und winkte ab. >>Alles halb so wild, wirklich! Aber es ist süß, dass du eifersüchtig bist. << - >>Bin ich ja gar nicht … << murmelte Peggy und wechselte lieber schnell das Thema. >>Ich gehe nachher noch zum Training. << - >>Was für ein Training? << - >>Ins Fitnessstudio. Um 17 Uhr ist ein Kurs, den ich gerne mal ausprobieren würde.<< - >>Ist Sascha auch da?<< - >>Keine Ahnung,

vielleicht. << Mark beugte sich vor und sah Peggy eindringlich an.  >>Du fängst da aber nicht an, mit irgendwelchen heißen durchtrainierten Typen zu flirten, oder? << Peggy grinste und versuchte herauszufinden, wieviel Spaß und wieviel Ernsthaftigkeit in seinen Worten lagen. Die Wahrscheinlichkeit, in diesem Kurs auf schmucke Typen zu treffen, war aber sowieso eher gering, denn sie hatte sich für einen Frauenkurs angemeldet, zu dem man auch Kinder bis 3 Jahre mitbringen konnte. Doch das würde sie Mark erst ein wenig später verraten. Stattdessen genoss sie ein wenig seine Aufmerksamkeit und die milde Besorgnis, von der sie immernoch nicht wusste, ob sie echt oder gespielt war. >>Nein, keine Sorge. << lächelte sie, beugte sich ebenfalls ein wenig vor und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.
>>Aber es ist süß, dass du eifersüchtig
bist. <<



>>Fit mit Baby? Das ist der Kurs, für den du dich angemeldet hast? << musste Sascha nun schon zum zweiten Mal nachfragen, als Peggy und Mark wieder zuhause waren und Peggy ihm von ihren abendlichen Trainingsplänen berichtete. Peggy nickte und konnte sich überhaupt nicht erklären, wieso Sascha so geschockt aussah.
>>Ja, das ist doch einfach perfekt! Ich kann Sport machen und Emelie mitnehmen. Und wenn da noch andere Mütter mit Kindern sind, knüpfe ich vielleicht auch neue Kontakte. Wir sind schließlich immernoch auf der Suche nach einem Kindergartenplatz. << - >>Ehrlich Sascha, ich verstehe auch nicht, wieso du so entsetzt bist. << pflichtete Mark ihr bei und goss sich ein Glas Wasser ein.

>>Ich halte das auch für eine gute
Lösung. << - >>Ich bin nicht entsetzt. << stritt Sascha ab, doch sein Blick verriet, dass er es anscheinend für keine tolle Idee hielt, wenn Peggy an dieser Gruppe teilnahm. >>Ich hab dir diesen Kurs aber ganz bewusst verschwiegen. <<- >>Und wieso, wenn man fragen darf? << Peggy stützte die Hände in die Hüften und spürte, wie sie allmählich ungeduldig wurde. Was war nur los, dass er so ein Riesendrama darum machte?! Sascha biss sich auf die Lippe, sah zuerst Mark, dann Peggy unsicher an und holte tief Luft.  
>>Fit mit Baby … das ist Chantals Kurs! <<

Mark verschluckte sich beinahe an seinem Getränk als er ihren Namen hörte und warf Peggy einen schnellen Blick zu. Ihr war jegliche Gesichtsfarbe entwichen und sie starrte Sascha wie hypnotisiert an. Dieser hob beinahe entschuldigend die Schultern und versuchte sich zu erklären.
>>Sie hat bald Prüfung und so ein Kurs ist eine optimale Vorbereitung. << - >>Ah ja. Und dann steht die blöde Kuh da und ich turne nach, was sie vormacht, oder wie? << Peggy konnte es nicht glauben. Schon wieder lief ihr Chantal über den Weg. Die wurde man ja schwerer los, als den Hüftspeck!

Mark konnte nur mühsam sein lachen unterdrücken und legte kaschierend den Finger an die Lippen, doch Peggy bemerkte dennoch seine Reaktion und boxte ihm leicht gegen den Arm. >>Das ist nicht witzig!<< - >>Ein bisschen schon. << grinste Mark, noch immer sehr um Fassung bemüht. Die Vorstellung von Peggy und Chantal in einem Raum voll mit anderen jungen Müttern, die alle versuchen eine möglichst gute Figur zu machen war einfach zu amüsant.
>>Ich hab mir das Ganze mal angesehen und sie macht das wirklich gut, keine Sorge. << versuchte Sascha sie erneut zu beschwichtigen. >>Aber wenn das so ein Problem für dich ist, dann melde dich doch einfach wieder ab. << Peggy seufzte, daran hatte sie im ersten Moment auch schon gedacht. Sie hatte wirklich nicht die geringste Lust, Chantal wiederzutreffen und dann auch noch von ihr trainiert zu werden. Andererseits kam es ihr irgendwie albern vor, deswegen nicht in den Kurs zu gehen.  Und außerdem war sie tatsächlich gespannt auf das Training. >>Nein, ich gehe hin. << entschied sie schließlich. >>Ich kneife doch nicht schon vor der ersten Stunde nur wegen Chantal. Wenn es mir nicht gefällt, brauche ich ja nicht wiederzukommen. << - >>Und was wird da gemacht? Rückbildungsgymnastik? <<
Seinem anhaltenden Grinsen nach zu urteilen, fand Mark das Ganze anscheinend noch immer ziemlich lustig und Peggy warf ihm einen missbillig
enden Blick zu. >>Nein, es handelt sich schon um einen Fitnesskurs, nur dass er eben für junge Frauen ausgelegt ist, die genau dieselben Betreuungsprobleme für ihr Kids kennen wie ihr. << erklärte Sascha. >>Ich glaube es wird dir gefallen, Peggy. Soll ich dich später mitnehmen? Ich muss auch nochmal ins Studio für ein Personal Training. <<

 

Gesagt, getan. Um kurz vor 17 Uhr betraten Sascha und Peggy das Fitnessstudio, Sascha mit etwas schlechter Laune, er hatte heute so gar keine Lust auf seine anstrengende Kundin, die extra für ihre angestrebte Karriere als Sportmodel die Personal Trainings regelmäßig in Anspruch nahm, und Peggy mit leicht klopfendem Herzen. Sie konnte sich gar nicht erklären, wieso sie nervös war. Es ging doch lediglich um einen Sportkurs von 45 Minuten. Vielleicht lag es doch an der Tatsache, dass sie jeden Moment Chantal gegenübertreten musste.
>>Die Umkleiden sind da vorne und euer Kursraum ist den Gang runter und dann
links. << erklärte Sascha und deutete den Flur entlang. >>Kann ich dich allein lassen? Ich muss mein Training nochmal schnell durchgehen. << - >>Ich bin schon groß. << zwinkerte Peggy und Sascha verschwand in einem kleinen Büroraum. Peggy blickte auf Emelie herab, die in ihrem MaxiCosi die ungewohnte Umgebung staunend beobachtete und sich wahrscheinlich fragte, was um aller Welt sie hier eigentlich wollten, und Peggy lächelte. So genau wusste sie das auch nicht. Doch, sie wollte endlich wieder fitter werden und ihre alte Figur zurück erkämpfen. Dann würde sie sich wieder besser und attraktiver fühlen, einfach wohler im eigenen Körper.
Das konnte doch nicht so schwierig sein …
>>Peggy? Bist du das?<< Noch ehe sie gesehen hatte, wer sie ansprach hatte sie die Stimme schon erkannt. Peggy zuckte leicht zusammen und drehte sich um: da stand Chantal, keine zwei Meter von ihr entfernt und strahlte sie erfreut an. Peggy musterte sie mit trockenem Mund. Sie trug eine enge Trainingshose zu einem knappen Top, über dem sie eine ebenfalls eng geschnittene Trainingsjacke trug. In der Hand hielt sie eine schwarze Mappe, aus der unzählige Zettel hinauslugten und ihre Haare waren zu einem strengen Zopf zurückgebunden. Ein Headset war an ihrem Ohr platziert, vermutlich damit sie den anstehenden Kurs gleich besser dirigieren konnte. Peggy wollte es sich kaum eingestehen, aber sie sah wirklich verdammt gut aus! Mist!
>>Das ist ja ein Zufall. Was machst du hier? Und dann noch mit deiner Kleinen … << Chantal zog Peggy in eine knappe Umarmung, ehe sie sich zu Emelie hinunterbeugte. >>Du bist ja noch süßer geworden! Und schon so groß! Wahnsinn wie die Zeit vergeht. << Sie richtete sich auf und Peggy versuchte zu lächeln. >>Ja sie wird viel zu schnell groß. << - >>Suchst du Sascha? Ich glaube der hat noch zu tun. So ein angehendes Supermodel, das ihn mit seinen Extrawünschen schon seit Monaten nervt. << grinste Chantal, doch Peggy schüttelte den Kopf. >>Ich wollte selbst an einem Kurs teilnehmen. Einfach mal wieder ein bisschen Sport machen, um den Kopf frei zu kriegen. << Und um wieder so gertenschlank zu werden wie du, schoss es ihr noch durch den Kopf, doch das behielt sie wohlweißlich für sich. Chantal brauchte nicht lange, um Eins und Eins zusammenzuzählen. Sie strahlte erneut. >>Sag bloß du kommst in meinen Kurs?! Oh Peggy, das ist ja mega! Fit mit Baby ist super, glaub mir. Und die Gruppe ist auch cool! Dass ich das noch erleben darf: ich trainiere die einstige Klassenbeste im Sport. Komm, ich zeig dir den Kursraum. << Erneut rang sich Peggy ein gequältes Lächeln ab und kämpfte gegen den inneren Impuls an, einfach wieder durch die Eingangstür nach draußen zu marschieren. Stattdessen folgte sie Chantal den Gang hinab und betete sich ihr Mantra vor: es lohnt sich, es lohnt sich, es lohnt sich!

 

 

Zur gleichen Zeit saß Mark zuhause vor seinem Laptop und unterdrückte mühsam sein Gähnen. Seit Peggy die Wohnung verlassen hatte arbeitete er an seinem Unterrichtskonzept, das er für nächste Woche erstellen wollte. Nadja hatte ihm dankenswerterweise den Lehrplan des laufenden Halbjahres geschickt, sodass er sich wenigstens etwas vorbereiten konnte. Von Herrn Paulsen konnte er keine Hilfe erwarten, er hatte den Eindruck, dass er ihm den Einstieg alles andere als leicht machen würde. Umso mehr war sein Ehrgeiz entfacht. Welche Klasse er bekommen würde wusste er zwar noch immer nicht genau, aber zumindest wusste er grob, welche Themen wo gerade auf der Agenda standen. Mark lächelte. Er hatte all das wirklich vermisst: Unterrichtsvorbereitungen, den Kontakt zu den Schülern, aber auch zu Kollegen. Es würde ihm sehr guttun, in all das wieder zurückzukehren.  Hoffentlich würde ihm ein guter Start gelingen. Er klappte den Laptop zu, stand auf und streckte sich. Dann sah er sich um. Erst jetzt fiel ihm auf, wie unglaublich still es war. Er schlenderte durch die Wohnung und spürte diesem ungewohnten Gefühl nach. Bevor Peggy in sein Leben getreten war, war er oft allein gewesen und es hatte ihm nie sonderlich viel ausgemacht. Nachdem seine Beziehung zu Laura so dramatisch gescheitert war, hatte er das Singleleben sogar genossen, doch inzwischen sah die Sache anders aus. Peggy fehlte ihm, und das, obwohl sie erst wenige Stunden außer Haus war.  Mark blieb vor ihrem Kosmetiktisch stehen und strich gedankenverloren über ihre Make Up Utensilien. Wofür sie das alles überhaupt brauchte war ihm ein Rätsel. Er fand sie schön, so wie sie war, aber Peggy liebte es einfach, sich zurecht zu machen, und sei es auch nur für einen Stadtbummel. Er griff nach ihrem Parfum, schnupperte verstohlen an dem Flacon, und musste über sich selbst lachen. Er kam sich wie ein Teenager vor, der sich zum ersten Mal verknallt hatte.
Aus seinem Nachtschrank zog er schließlich eine kleine Schmuckschatulle hervor, öffnete sie und ließ sich seufzend auf das Bett sinken, während er den Ring betrachtete, der ihm in dunkelblauen Samt eingebettet entgegenfunkelte. Der Ring. Für die Frage der Fragen. Mark hatte ihn vor einigen Tagen nach langem Hin und Her beim Juwelier in der Innenstadt gekauft und seitdem lag er hier, sorgsam versteckt. Solange bis er endlich den Mut aufbringen würde, Peggy um ihre Hand zu bitten. Vorsichtig berührte er den winzigen Diamanten in der Mitte. Er war einfach wunderschön! Mark schaute auf und verfiel mal wieder ins Grübeln, wie so oft in letzter Zeit. Der Antrag musste etwas ganz Besonderes werden, aber wie sollte er das nur anstellen? Bislang fehlte ihm leider eine geniale Idee, und solange sich das nicht änderte, würde er den Ring eben noch unter Verschluss halten müssen. Er klappte die Schatulle wieder zu und legte sie zurück in den Nachtschrank, nach ganz hinten und von einigen Zetteln und Papieren überlagert. Da würde Peggy ihn nicht so schnell finden. Das hoffte er jedenfalls!
Das Handyklingeln holte Mark aus seinen Gedanken und er zog es aus seiner Hosentasche. Dann lächelte er und nahm den Anruf entgegen.
>>Na Peggy, wie war’s?<< - >>Hi Mark. << erklang eine erschöpfte Stimme am anderen Ende und Mark lachte. >>Oha. So schlimm?<< - >>Schlimmer! Ich bin vollkommen erledigt! Kannst du mich abholen? Sascha hat noch zutun und ich bekomme keinen Fuß mehr vor den anderen. << - >>Na klar. Ich mache mich gleich auf den Weg. << erwiderte Mark und hauchte noch einen Kuss in den Lautsprecher, ehe er das Gespräch mit amüsiertem Kopfschütteln beendete. Da war er wieder: Peggys Hang zu Übertreibungen!